Wie kommt die Kleidung in die Läden? Welche Akteure mischen mit? Und welche Interessenskonflikte gibt es weltweit? Das Planspiel FairKleidung führt die Spielenden an das Thema Unternehmensverantwortung in den Lieferketten des Textilhandels heran. Bereits 2019 wurde es vielfach auf den KonfiCamps in Wittenberg erprobt und ist auch dieses Jahr wieder am Start. Im Gegensatz zu 2019 gibt es heute tatsächlich ein Lieferkettengesetz in Deutschland, doch das Thema hat keinesfalls an Aktualität verloren. In diesem Beitrag findet ihr das aktualisierte Planspiel für einen 90 Minuten-Workshop in der Konfi- und Jugendarbeit zum Herunterladen sowie den politischen Hintergrund und Anregungen zur religionspädagogischen Verortung in der Konfi-Arbeit.
Das Planspiel
Der Aufbau des Planspiels ist simpel: Aufgeteilt in 5 Akteursgruppen zu je 2-5 Personen korrespondieren die Spielenden miteinander in kurzen Briefen und verhandeln ihre Positionen. Zu Beginn des Spiels werden Impulse gesetzt. Die weitere Kommunikation ist völlig frei. Vorsichtig loten die Rollen dabei ihre Handlungsspielräume aus und suchen nach kreativen und innovativen Lösungsansätzen. Eine Intervention verschärft die Lage. Am Ende stoßen alle im Plenum aufeinander und reflektieren ihre Interessen vor Vertreter*innen der europäischen Politik. Ziel des Spiels ist es nicht, die perfekte Lösung zu finden, sondern sich der Komplexität des Welthandels anzunähern und dabei individuelle Handlungsoptionen auszuprobieren.
Nach den verschiedenen Spielphasen bleibt Zeit, um wieder aus den Rollen zu fallen und das Geschehen im Gespräch zu reflektieren. Am Ende steht die Frage, was wir hier und heute tatsächlich für mehr Gerechtigkeit weltweit im Textilhandel unternehmen können.
Politischer Hintergrund
Den politischen Hintergrund zum Planspiel bildet die Debatte um Lieferkettenverantwortung. Seit Anfang 2023 ist das Lieferkettengesetz in Deutschland in Kraft. Demnach müssen sich größere Unternehmen hierzulande für die Menschenrechte in ihren Lieferketten verantworten. Kritiker*innen aus der Zivilgesellschaft bemängeln jedoch, dass das Gesetz zu wenige betrifft und darin maßgebliche Faktoren, wie z.B. Umweltschutz, keine Berücksichtigung finden.
Auch auf europäischer Ebene wird derzeit über einen gesetzlichen Rahmen für Lieferketten verhandelt. Hier werden die Kriterien und Maßstäbe neu bestimmt. Sollten diese strenger sein, müssten auch die Bedingungen in Deutschland noch einmal neu angepasst werden. Weitere Informationen und aktuelle Entwicklungen finden sich auf der Seite der Initiative Lieferkettengesetz.
Religionspädagogische Verortung in der Konfi-Arbeit
Das Planspiel FairKleidung wurde neben anderen Workshops für einen Tag zum Frieden auf den KonfiCamps 2019 in Wittenberg entwickelt. In den vorigen Tagen hatten sich die Gruppen mit verschiedenen Aspekten des Friedens auseinandergesetzt, biblische Friedens-Coaches wie Mose, David oder Ruth besucht, Paper-Clip-Videos über das Lösen eines Konfliktes gedreht und eine friedensvolle Stadt aus Papierhäusern gestaltet. Das pädagogische Konzept der Woche findet sich auf der Webseite der KonfiCamps zum Herunterladen. Ziel des Friedenstages war es dann, ganz konkrete Handlungen zum Friedenstiften kennenzulernen und zu erproben. Dabei stellen sich auch im Planspiel FairKleidung die Fragen: was bedeutet Frieden eigentlich konkret? Ist es ausreichend, wenn es keine offenen Konflikte gibt und falls nein: Was wäre darüber hinaus nötig, um von Frieden sprechen zu können? Im Anschluss an das Planspiel konnten sich die Konfis eine aus drei Optionen aussuchen, um gleich selbst aktiv zu werden: einen Brief an eine Person aus der Politik oder an eine Modefirma schreiben, eine Foto-Story für die sozialen Medien gestalten oder eine Filmveranstaltung für die Gemeinde organisieren.
Das Spiel im digitalen Raum
In Zeiten der Corona-Pandemie haben wir das Planspiel FairKleidung auch im digitalen Raum mit verschiedenen Tools ausprobiert. Auch wenn der Austausch nicht ganz so intensiv war, kam auch hier eine gewisse Dynamik zustande. Der digitale Raum bot darüber hinaus den Vorteil, dass Nachrichten schnell übertragen und Informationen parallel recherchiert werden konnten. Heute würde ich für diesen Austausch das Tool TaskCard empfehlen. Es ermöglicht den verschiedenen Rollen unterschiedliche Zugangsrechte zu Spalten (Räume) und sie können sich in Video-Chats miteinander absprechen. Außerdem ist es von einem deutschen Anbieter und somit DSGVO-konform. Hier findet ihr ein Beispiel-Spielfeld zur Inspiration oder zum Kopieren. Da das Einlesen online mühevoller ist, können alternativ kurze Rollenvideos angeschaut werden, um in die Lebenswelt der Akteursgruppen einzusteigen.
Weitere Planspiele zum Globalen Lernen
Im Laufe der Jahre haben wir im Rahmen der KonfiCamps weitere Planspiele zu aktuellen Herausforderungen der Einen Welt entwickelt und erprobt. Das Planspiel zum Thema Flucht und Asyl kann an einem Konfi-Tag mit einer größeren Gruppe von bis zu 50 Konfis gespielt werden. Das Planspiel „Fairreros Schokoüberraschung“ eröffnet mit dem Schokohandel ein weiteres Themenfeld und bleibt vom Aufbau stark an FairKleidung angelehnt. Im Planspiel Garten Eden 2.0 gestalten Konfis einen interreligiösen Gemeinschaftsgarten. Zuletzt können Konfis im Planspiel „Jugend und Kirchgemeinde“ ganz lokal Interessenskonflikte im Gemeindekirchenrat kennenlernen und ihr Projekt für eine jugendnahe und faire Gemeinde auf den Weg bringen.
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Weitere Beiträge zum Globalen Lernen mit digitalen Medien in der Konfi-Arbeit finden sich im Blog der Projektstelle „Konfis und die Eine Welt“.
