Am 7. November 2024 ereigneten sich beim Fußballspiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv in Amsterdam schwere Ausschreitungen. Jüdische Fans wurden beleidigt und körperlich angegriffen. Einige wurden verfolgt, anderen lauerte man auf. Israel und die Niederlande sprechen von antisemitischen Taten. Eine Woche später kam es beim Nations-League-Spiel Frankreich gegen Israel in Paris beinahe zu ähnlichen Tumulten. Beim israelischen Folgespiel in Ungarn diese Woche, konnten durch ein hohes Polizeiaufgebot und Sicherheitsvorkehrungen Ausschreitungen verhindert werden. Diese Vorfälle reihen sich in eine globale Zunahme judenfeindlicher Gewalt ein, die seit dem 7. Oktober 2023 verstärkt zu beobachten ist. Sie verdeutlichen die Persistenz antisemitischer Narrative, die durch moderne Bildsprache und jahrhundertealte judenfeindliche Motive geprägt werden. Dabei hat das Christentum in seiner Geschichte erheblich zur Verbreitung und Tradierung solcher Motive beigetragen.
Die zunehmende Sichtbarkeit antisemitischer Tendenzen unterstreicht die Relevanz einer kritischen Auseinandersetzung mit historischen und gegenwärtigen Formen von Antisemitismus sowie die Notwendigkeit, das Bewusstsein für ein respektvolles und inklusives Miteinander zu stärken. Die evangelische Kirche hat in den letzten Jahren verstärkt begonnen, ihre judenfeindliche Geschichte aufzuarbeiten und solidarisch an der Seite von Jüdinnen und Juden zu stehen.
Ein Beispiel hierfür ist der von der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt im Herbst dieses Jahres durchgeführte Onlinekurs zum Thema christlicher Judenfeindschaft. Das niedrigschwellige Bildungsformat ermöglichte den Teilnehmenden eine intensive Auseinandersetzung mit antisemitischen Signaturen in der Bibel, der Kirchengeschichte, der Theologie und der Liturgie sowie deren Wirkungsgeschichte. In einer zweiten Kursphase wurden Strategien für einen reflektierten Umgang mit diesem Erbe diskutiert und Wege zu einem respektvollen Verhältnis zum Judentum erarbeitet.
Ergänzt wurde der Kurs durch Vorträge und Diskussionsrunden mit Fachreferentinnen und -referenten aus Wissenschaft und dem christlich-jüdischen Dialog. Einen besonderen Schwerpunkt bildeten Begegnungen mit Jüdinnen und Juden verschiedener religiöser und kultureller Hintergründe. Diese Gespräche boten den Teilnehmenden wertvolle Einblicke in die Vielfalt des Judentums und gaben einen authentischen Eindruck von den Erfahrungen und Perspektiven jüdischer Menschen in Deutschland.
Die jüngsten antisemitischen Vorfälle, wie jene in Amsterdam und Paris, verdeutlichen erneut die Aktualität und Dringlichkeit solcher Bildungsinitiativen. Sie sind ein wichtiger Beitrag, um die Mechanismen und historischen Wurzeln moderner judenfeindlicher Tendenzen zu verstehen und deren Wirkung zu bekämpfen.
Der Kurs fand im Zusammenhang des Projekts „Onlinekurse im Digitalen Bildungshaus“ statt. Das Digitale Bildungshaus bietet zahlreiche digitale Bildungsangebote, Besprechungsräume und spannende Veranstaltungen in virtuellen Räumen an.