„Veganes Essen schmackhaft zaubern!“ oder „ein eigener Planet für Tiere“ – diese Antworten gab eine Konfi-Gruppe vor einiger Zeit auf die Frage, was sie mit einem Zauberstab an dieser Welt gerne verbessern würden. Sie zeigen, dass viele Konfis heute bereits ein Bewusstsein für die vielschichtigen Probleme im Zusammenhang mit dem Konsum von Fleisch und Tierprodukten teilen. Zum einen wirken die Bedingungen, unter denen insbesondere Nutztiere leben müssen, teilweise abstoßend und wenig appetitanregend. Zum anderen ist der Beitrag eines hohen Fleischverzehrs zum Klimawandel nicht mehr zu leugnen. Dabei gibt es viele verschiedene Wege, eine ethische Haltung zum Umgang mit Tieren einzunehmen. Die neue Publikation „Mitgeschöpf Tier“ des Lothar-Kreyssig Ökumenezentrums der EKM unter der Redaktion von Dr. Janine Hoffmann und Kathrin Natho gibt nun vielseitige und praxisnahe Impulse, Tierethik mit Kindern und Jugendlichen in der Gemeindearbeit oder im Religionsunterricht zu reflektieren. In diesem Beitrag betrachte ich das Heft mit einem besonderen Blick auf dessen Integration in die Arbeit mit Konfirmand:innen.
Praxisimpulse und Methoden
Die Materialsammlung „Mitgeschöpf Tier“ gliedert sich in vier Teile: Grundlegendes, Tierethik praktisch, Gebete, Andachten und Co sowie einen Anhang. Im ersten Teil werden didaktische Hintergründe und Herangehensweisen zu Tierethik diskutiert. Im zweiten Teil werden darauf aufbauend zu 12 Themenkomplexen praktische Methoden und Arbeitsmaterialien zusammengefasst. Sie umspannen eine Vielzahl an Aspekten der Mensch-Tier-Beziehung. Neben Nutztieren wie Hühner, Schweine und Kühe, Haustieren wie Hunde, Hamster und Kaninchen oder Zoo- und Zirkustieren werden auch wilder lebende Tiere wie Wildvögel und Stadttauben, Regenwürmer oder Eisbären behandelt. Ähnlich vielfältig wie die Tierwahl sind auch die Methoden. Von Anregungen zum Theologisieren bis hin zu Positionierungsspielen zu kniffligen Dilemmata bietet das Material so einiges. Wie fühlt es sich beispielsweise an, wenn wir die Perspektive von Aliens einnehmen, für die die Menschen auf der Erde wie Tiere erscheinen? Für was würden wohl Straßentauben beten? Oder welche ethischen Positionen hat die Gruppe zu Tierhaltung in Zoos? Die verschiedenen Themenkomplexe sind Altersgruppen von 5 bis 12 Jahren zugeordnet. Für die Arbeit mit Konfis lassen sich eigentlich bei fast allen Einheiten kreative Impulse entnehmen und auf die Gruppe hin anpassen.
Der HühnerBound für die Konfi-Arbeit
Auch ich durfte einen Teil zur Materialsammlung beitragen und habe basierend auf den Methoden zum Huhn von Dr. Janine Hoffmann einen HühnerBound für die Konfi-Arbeit erstellt. Dieser kann ortsunabhängig in Kleingruppen gespielt werden und umfasst 9 Stationen, welche in beliebiger Reihenfolge durchlaufen werden können. Die Konfis beobachten ein Huhn mit seinen natürlichen Verhaltensweisen, lernen Eiercodes zu entschlüsseln, gestalten kreative Hühnermemes oder reflektieren ein Gebot zur Tierhaltung im Alten Testament. Besonders aktiv werden sie bei der Station Hackordnung: In einem Turnier treten sie gegeneinander an und versuchen sich mit Schnäbeln aus Partyhüten in den Rücken zu piksen. Im Anschluss an den HühnerBound kann eine vegane Kochchallenge veranstaltet werden. Wie sowas auch online aussehen kann, ist in im Beitrag „lecker-einfach-fair“ aus dem Lockdown 2021 zu finden.
Gebete, Andachten und Co
Neben Bildungsmaterialien beinhaltet die Publikation im zweiten Teil umfassende Anregungen und Hinweise für die Liturgie in der Gemeinde. Von Liedern und Psalmen bis hin zu Bausteinen für den Kindergottesdienst, von Fürbitten und Tischgebeten bis hin zu Andachtsvorschlägen ist für jeden Anlass etwas dabei. So kann im Anschluss an eine Konfi-Stunde oder an einen Konfi-Tag zur Tierethik leicht ein gemeinsamer Gottesdienst zum Thema gestaltet werden. Die ausgewählten Bibelstellen mit tierethischem Potential im letzten Abschnitt der Sammlung laden darüber hinaus zum weiteren Stöbern und Meditieren des facettenreichen Themas ein.
Wenn das Thema in der Konfi-, Schul-, oder Jugendgruppe gut ankam oder weitere Ideen, Aktionen oder Projekte daraus hervorgingen, können diese gemeinsam mit Anregungen und Hinweise im hierfür erstellten Padlet zu Tieren als Mitgeschöpfe mit der Redaktion und anderen Lesenden geteilt werden.
Weitere Beiträge zum Globalen Lernen mit digitalen Medien in der Konfi-Arbeit finden sich im Blog der Projektstelle „Konfis und die Eine Welt“.