Frieden, Freiheit – keine Diktatur – absurd muss jeder halbwegs nüchternen Betrachtung dieser Ruf auf den Straßen Deutschlands im Jahr 2021/ 22 erscheinen.
Zu keiner Zeit, auf die wir historisch zurückschauen könnten, erlebte Europa eine so lange Zeit eines stabilen Friedens. Dass dieser Frieden durch massive Abschottung von dem Teil der Welt erkauft wird, der auch die Kosten dafür bezahlt, kann hier nicht diskutiert werden (https://ev-akademie-wittenberg.de/diskurs/neben-uns-die-sintflut/). Es gäbe also durchaus Gründe, sich für Frieden in der Welt zu engagieren. Nur ist diese Forderung im Blick auf die unbegründet, die sich da auf den Straßen treffen. Sie sind die Nutznießer*innen des Unfriedens in der Welt, mit denen ihr Frieden finanziert wird. Und eine Diktatur, in der Regierungsvertreter*innen geradezu darum betteln, mit einem schreienden Mob aus Rechtsradikalen und Reichsbürger*innen sprechen zu dürfen und in der die Polizei unerlaubte Aufmärsche, die das pandemische Geschehen befördern, absichert statt zu unterbinden – ist nur schwer ernst zu nehmen. Alle, die noch die Jahre 1988/ 89 vor Augen haben, können da nur müde lächeln. Und allen anderen sei der Film Nikolaikirche empfohlen – oder aber die vielen Dokumentationen, die ja alle frei zugänglich sind.
Vor allem aber ist es der Ruf nach Freiheit, der einige Überlegungen nötig macht. Was ist diese Freiheit, die da in aller Freiheit von einer absoluten Minderheit eingefordert wird – die damit massive Freiheitseinschränkungen für andere organisiert?
Was ist Freiheit überhaupt? Formal ein Substantiv – deshalb aber auch eine Substanz?
Freiheit ist ein gesellschaftliches Konzept und ein Begriff mit einer Geschichte, der Änderungen unterliegt. Im folgenden werde ich nach und nach einige Überlegungen zum Begriff Freiheit zur Diskussion stellen.