Provokant, prophetisch und dabei sehr persönlich zog Dr. Ernst Paul Dörfler die Zuhörer seiner Kanzelrede am 28. August 2022 in seinen Bann: „Wir klagen über Preissteigerungen, während ein Drittel unserer Nahrungsmittel in der Tonne landet und über die Hälfte der Bevölkerung als übergewichtig gilt.“
Untersetzt sind Dörflers Thesen immer mit fundierter Recherche und Kenntnis der Materie: „Für Lebensmittel haben wir in den fünfziger Jahren noch die Hälfte, also 50 % unseres Einkommens ausgegeben. Heute sind es im Durchschnitt nur noch 10 %. In anderen europäischen Ländern zahlen die Menschen doppelt soviel für ihr täglich Brot – 20% ihres Einkommens. Sind unsere Nahrungsmittel noch nicht teuer genug, um endlich wieder wertgeschätzt zu werden?“
Dörfler kritisiert die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich scharf und prangert unsere an Verbrauch und Wohlstand orientierte Gesellschaft an: „Unsere Wertmaßstäbe werden sich ändern müssen. Nicht der Reichtum an privatem Besitz, sondern der Reichtum an Gemeinwohl, an echtem Wohlergehen der ganzen Gesellschaft sollen erstrebenswert und lohnenswert sein und zugleich öffentliche Anerkennung verdienen. Ein wahrhaft christliches Ziel. Jesus hat es uns vorgelebt.“
Bei seiner aufrüttelnden Rede zeichnet der Autor und Selbstversorger Dörfler aber immer auch ein positives und hoffnungsvolles Bild, das untersetzt ist mit dem Beispiel des eigenen Lebensstils.
„Das Wichtigste und das Wirksamste ist zugleich das Einfachste: Es heißt Reduktion. Reduktion unseres Verbrauchs, unseres überflüssigen, vermeidbaren Konsums, unserer Verschwendung. Dafür braucht es keine Gesetzgebungsverfahren. Wir können noch heute damit beginnen […] Reduzieren muss nicht bedeuten, einen schmerzlichen Verlust zu erleiden. Weglassen, sich nicht mit Ballast zuschütten, kann auch Gewinn bedeuten. „Gut leben statt viel haben“ – so kann man es auf den Punkt bringen. Ich praktiziere das Prinzip seit Jahrzehnten und bin mit dieser Strategie sehr glücklich geworden. Meine Erkenntnis: Verzichte ich auf Überflüssiges und Unnötiges, dann gewinne ich an Zeit, an Leichtigkeit, an Lebensfreude, nicht zuletzt auch an Gesundheit. […] Es ist an der Zeit, sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu besinnen, auf unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Auf den Mutterboden, den wir mit Füßen treten und mit Gift behandeln. Auf die Luft, das Wasser, die Pflanzen, Tiere und Lebensräume, ohne die wir nicht leben können. Sie sind das Wichtigste von allem, unser wahres Vermögen, Gold wert, wenn man so will – unser Stammkapital.“
Die ganze Kanzelrede können Sie mit dem folgenden Link noch einmal nachlesen,
oder gerne auch hier noch einmal im Original anhören: