Diskurs

Im Widerschein des ICH

Ausstellung der Stiftung Christliche Kunst

Es scheint, als komme sehr gegensätzliches in unserer Zeit zusammen. Auf der einen Seite eine Friedensmüdigkeit – wenn wir sehen, wie rechte Parteien Zulauf bekommen, Narrative von Bürgerkrieg und wohltemperierter Grausamkeit im öffentlichen Diskurs Raum gewinnen. Und auf der anderen Seite steht ein Pazifismus, der bereit ist, auf Gewalt zu verzichten, solange andere von der Gegengewalt betroffen sind.

In diesem Kontext steht die Ausstellung Im Widerschein des ICH, die noch bis zum 04. August in der Stiftung Christliche Kunst ausgestellt ist.
Vier Künstler und vier mal der Versuch, mit dem Trauma des 1. Weltkrieges umgehen zu können.

Biblische Botschaft, christliche Ikonographie und der je eigene Versuch, die Erfahrungen und Widerfahrnisse zu Bild zu bringen – zur Betrachtung. Vielleicht, um etwas zu zeigen, was sich nicht sagen lässt. Vielleicht, um zu bearbeiten. Zu bewältigen.

Sie muten sich uns zu. Fordern heraus, die Frage nach dem ICH zu stellen in uniformierter Zeit. Und die Frage nach Gott und einer Kirche, die Gottes Botschaft allzu sehr verborgen hatte. Sie – die Künstler – geben Antworten. Besser: Antwortversuche. Tragen sie? Mich/ Dich?

Nun: Sie verändern den Blick. Und das ist vielleicht mehr, als wir heute wagen in unserer Schützengrabenmentalität des Recht-Habens und Sicher-Seins.

Vier Künstler:
Max Slevogt
Oskar Kokoschka
Karl Schmidt-Rottluff
Max Beckmann

Vier Zumutungen. Und das ist eine dringende Empfehlung, sich diese Ausstellung zumuten zu lassen.

Paul F. Martin

Studienleitung Theologie/ Gesellschaft/ Kultur
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