Kinder und Jugendliche haben das Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Wie kann das in der Jugendhilfe und der Bildung mit jungen Menschen noch besser umgesetzt werden? Und wie kann aber auch Bildung zu Kinderrechten partizipativ sein? Diese doppelte Deutung des Themas führte unser Studienleiter Tobias Thiel als Workshop beim Kinderschutzfachtag des Landkreises Wittenberg am 13.11.24 ein.
Zu Beginn führt Thiel in das Thema Kinder- und Jugendbeteiligung ein. Dafür gibt es mehrere rechtliche Grundlagen, u.a.:
- UN-Kinderrechtekonvention: Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in allen das Kind betreffenden Angelegenheiten.
- Baugesetzbuch: Gelegenheit zur Äußerung und Erörterung für alle Bevölkerungsgruppen, explizit auch Kinder und Jugendliche in §3, Abs 1.
- SGB VIII: Beteiligung von Kindern und Jugendlichen entsprechend ihrem Entwicklungsstand an alle sie betreffenden Entscheidungen der Jugendhilfe
- Kommunalverfassungsgesetz Sachsen-Anhalt: §25, §28, §80, Einwohner:innen-Antrag und Beteiligung bei allen kommunalen Vorhaben, in der bestimmte Bevölkerungsgruppen, hier explizit Kinder und Jugendliche betroffen sind.
Eine Ausführlichere Darstellung findet sich in dieser Handreichung des Landeszentrums Jugend+Kommune:
Anschließend berichtet Thiel von seinen Erfahrungen, bei der Begleitung des Jugendforums der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Wittenberg, in dem junge Menschen über Anträge junger Menschen an einen Jugendfonds entschieden, konkrete Themen junger Menschen in die gesellschaftliche Debatte eingebracht und sich für eine bessere Beteiligungsstruktur eingesetzt haben.
Bevor er zu konkreten Beispielen kommen würde, führte Thiel ein, dass sie im Projekt „Jugendbeteiligung neu denken“ noch vor der Gründung des Jugendforums und auf der Basis von Gesprächen in Partizipationscafés Handlungsempfehlungen zur Kinder- und Jugendbeteiligung für den Landkreis Wittenberg erstellt haben:
Anschließend stellt der Referent vor, wie die Junge Akademie in Kooperation mit der Stadt, Minecraft und die freie Alternative Minetest eingesetzt hat, um Ideen für eine Spielplatzgestaltung zu sammeln. Mehr als 20 Einreichungen gab es, obwohl zwischen Veröffentlichung und Einsendeschluss nur wenige Wochen lagen, was das nächste Mal sicher verändert werden sollte. Die Einsendungen wurden dann von einer Mitarbeiterin der Stadt in vielen Jugendeinrichtungen und Schulen zur Abstimmung gestellt. Die fünf bestplatzierten trafen sich im Anschluss mit Bürgermeister und Stadtentwicklung zu einem Workshop, in dem die wichtigsten Erwartungen dieser jungen Menschen herausgearbeitet wurden. Vereinbart wurde außerdem, dass es nach einem Jahr einen Workshop geben soll, in dem der aktuelle Planungsstand vorgestellt und diskutiert wird.
Ebenfalls mit Minecraft und Minetest hat die Junge Akademie in einem Projekt, Vorstellungen von Kindern zur Kinderrechte filmisch festgehalten:
Zu Kinderechten hat die Ev. Akademie schon vor einiger Zeit Vorschläge für Kinderrechte-Entdeckertouren entwickelt. Zu verschiedenen Schwerpunktthemen der UN-Kinderrechtskonvention begegnen die Kinder in ihrer Stadt Menschen, besuchen Einrichtungen und machen konkrete Erfahrungen, die ihnen ihre Rechte sowie gesellschaftspolitische Hintergründe der Gewährleistung und Missachtung derselben näher bringen: Sie erproben mit einem Rollstuhl, auf welche Hindernisse man in der Stadt als Kind mit Behinderung stößt, lernen durch Mitarbeiter/-innen von Beratungsstellen Angebote für Kinder in Notsituationen kennen, erfahren beim Weltladen, wie durch fairen Handel das Recht von Kindern auf Schutz vor Kinderarbeit gestärkt werden kann oder machen im Landkreisbüro von ihrem Versammlungsrecht Gebrauch, indem sie eine Demonstration anmelden. Die Kinder werden zudem dazu angeregt, eigene Fragen zu stellen und ihr Umfeld sensibler wahrzunehmen: Wo in der Stadt haben Kinder die Möglichkeit, sich zu bewegen und wo mangelt es daran? Wo können sie sich Informationen beschaffen? Wo stoßen behinderte Kinder auf Hindernisse?
Die Touren stehen zur freien Nachnutzung unter einer Creative-Commons-Lizenz zur Verfügung als pdf und Word-Datei zur Verfügung. Multiplikator:innen, Fachkräfte der Jugendarbeit usw. sind herzlich eingeladen, diese zu nutzen und weiterzuentwickeln.
In diesem Sinn waren die Teilnehmenden im Anschluss aufgefordert, die Touren – aufgrund der kurzen Zeit nur gedanklich – durchzuspielen und zu überlegen, was davon sie in ihren beruflichen Kontexten verwenden können.
Als letztes Beispiel lud Thiel zum Online-Wettbewerb „Bau mit: Klimakrise – was tun?“. Hier sind Vorstellungen – überwiegend – junger Menschen zum Umgang mit der Klimakrise gefragt. Noch bis zum 6.1.25 können da Beiträge eingereicht werden. Außerdem gibt es da regelmäßige Klima-News.
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