Diskurs

Interkulturelle Begegnungen in der Konfi-Arbeit

Online-Austausch zu Konfi-Arbeit in der Einen Welt
Workshop von Freiwilligen des Leipziger Missionswerkes auf den KonfiCamps in Wittenberg
Workshop von Freiwilligen des Leipziger Missionswerkes auf den KonfiCamps in Wittenberg. Foto von Miriam Meir.

Im letzten Treffen zu Konfi-Arbeit in der Einen Welt haben wir uns interkulturellen Begegnungen in der Konfi-Arbeit angenähert. Ein besonders bereichernder Teil der Konfi-Zeit ist der Besuch einer Person aus einem anderen Land oder wenn es sogar zu einer (digitalen oder analogen) Begegnungen mit Konfis weltweit kommt. Doch was gilt es hierbei zu beachten und wie kann man Fettnäpfchen vermeiden? Cathy Plato, Referentin für das Globale Lernen, sowie Franziska Scheffel und Michelle Schwarz, zwei ehemalige Freiwillige des Leipziger Missionswerks waren zu Gast und berichteten von ihren Erfahrungen in der Konfi-Arbeit in einem anderen Land.

Die Referentinnen

Cathy Plato ist schon seit vielen Jahren in der entwicklungspolitischen Bildung aktiv. Als Referentin für das Globale Lernen teilt sie ihre Expertise in Bildungsveranstaltungen – u.a. auch in der Konfi-Arbeit. Dort referiert sie meist zu Themen der Gerechtigkeit in der Einen Welt, zum Beispiel mit Blick auf den Handy-Konsum. Seltene Rohstoffe, die für ein Mobilgerät benötigt werden, stammen häufig aus ihrem Heimatland – der Demokratischen Republik Kongo. Franziska Scheffel und Michelle Schwarz hingegen sind in Deutschland geboren. Ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rahmen des Leipziger Missionswerkes verschlug sie nach der Schule in eine Gemeinde nach Tansania, wo sie unter anderem in der dortigen Konfi-Arbeit mitwirkten.

Interkulturelle Begegnungen in der Konfi-Arbeit

Keine der Referentinnen hatte besonders schlimme oder verstörende Erfahrungen beim Besuch von Konfi-Gruppen gesammelt. Allerdings sei ihr Kommen für Konfis auch nicht immer selbstverständlich gewesen. Da mache es sicher einen Unterschied, ob die Jugendlichen in der Stadt und somit einer multikulturellen Umgebung oder eher im ländlichen Raum sozialisiert wurden. Vor allem deutsche Konfis überrasche es manchmal, wenn die Konfi-Stunde von einer Schwarzen Person angeleitet werde und einige beginnen dann zu kichern. Auch die weißen Freiwilligen in Tansania beschrieben, dass ihnen anfangs die besondere Aufmerksamkeit eher unangenehm war, auch wenn sie nicht negativ besetzt gewesen sei. Nach näherem Kennenlernen habe sich das jedoch schnell gelegt.

Was gilt es zu beachten?

Referierende des Globalen Lernens aus dem Globalen Süden, so merkt Cathy Plato an, seien meist auf solche Reaktionen und die Thematik sensibilisiert und wissen wie sie damit umgehen können. Trotzdem – so berichtete eine andere Person – könne es vor allem für Nicht-Muttersprachler verletzend sein, ständig von den Konfis in der deutschen Sprache korrigiert zu werden. Muster für ein abwertendes Verhalten sind leider tief in der deutschen Sozialisation verankert und gehen unter anderem auf kolonialistische Bilder zurück, welche auch heute teilweise noch in Bildungs- und Kinderbüchern zu finden sind. Cathy Plato zeigte uns einige Beispiele aus aktuellem Bildungsmaterial und wie diese anders dargestellt werden könnten. Auch Michelle Schwarz und Franziska Scheffel, waren froh, durch Bildungsveranstaltungen des Leipziger Missionswerkes vor ihrem Freiwilligendienst für koloniale Muster und interkulturelle Kommunikation sensibilisiert worden zu sein. Das habe sie für die Begegnungen in Tansania sicherer gemacht und sie konnten viel daraus mitnehmen.

Spiele zur Sensibilisierung

Die Referentinnen des Treffen waren sich einig, dass es auch bei interkulturell durchmischten Konfi-Gruppen Sinn mache, sie vorher auf eine Begegnung mit einer oder gar mehreren Personen aus einem anderen Teil der Welt zu sensibilisieren – gerne auch spielerisch. So werden beispielsweise bei vielen Jugendbegegnungen von Mission EineWelt analog oder online einfache Übungen an den Anfang gestellt, mit denen gängige Identitätsmuster aufgebrochen werden. Dann teilt sich seine Gruppe nicht mehr in Menschen aus dem Globalen Norden und welchen aus dem Globalen Süden, sondern stattdessen beispielsweise in Früh- und Spätaufsteher:innen, Lieblingsfarben oder Zungenroller. Auch um für das Thema Eine Welt hinzuleiten gibt Cathy Plato einige Tipps. Die Leitenden könnten beispielsweise ein Korb voll exotischer Früchte oder auch Gewürze in die Konfi-Stunde mitbringen. Die Gruppe betrachtet, riecht und schmeckt sie und überlegt dann, woher sie kommen. Niederschwellig erfahren die Konfis dabei, dass Gutes auch von außerhalb Deutschlands, außerhalb Europas kommt. Eine weitere Möglichkeit wäre es, Stadt-Land-Fluss zu spielen, aber mit einem bestimmten Wortschatz, wie z.B. nur Städte aßerhalb Europas. Viele andere spannende Methoden und Warm-ups für interkulturelle Begegnungen finden sich in der Sammlung der Jugendstiftung Baden-Würrtemberg.

Chancen für die Eine Welt

Auch wenn Menschen in interkulturellen Begegnungen meist nicht von heute auf morgen ein problematisches Verhalten und Weltbild ändern, berichteten die Referentinnen dennoch von durchaus positiven Erfahrungen. Durch die Begegnung mit Menschen aus anderen Teilen der Welt kamen die Jugendlichen ins Nachdenken und es wurden Berührungsängste abgebaut. Ziel der Einheiten ist meist nicht nur die Begegnung, sondern gerade bei Refernt:innen des Globalen Lernens steht ein Thema im Mittelpunkt. Die Jugendlichen lernen, dass Expertise nicht nur aus Europa kommt und hinterfragen ihre eigene Rolle in globalen Zusammenhängen. Wenn sie zusätzlich auch in ihrer Familie, Schule und Gemeinde von ihren Erlebnissen und Erkenntnissen berichten, ist schon ein großer Schritt für die Eine Welt getan.

Das nächste Online-Treffen zu Konfi-Arbeit in der Einen Welt

Das nächste Online-Treffen zu Konfi-Arbeit in der Einen Welt findet am 26. Oktober 2021 um 16 Uhr statt. Dann ist Sergio Rios Carrillo zu Gast und berichtet über seine Erfahrungen in der interkulturellen Online-Begegnung „Like a Tree“ im Rahmen von Mission EineWelt. Bei Interesse, schreiben Sie mir gerne eine E-Mail () und ich sende Ihnen die Zugangsdaten.

Weitere Beiträge zum Globalen Lernen mit digitalen Medien in der Konfi-Arbeit finden sich im Blog der Projektstelle „Konfis und die Eine Welt“.

Miriam Meir

Studienleiterin der Projektstelle "Konfis und die Eine Welt" (2019-2023)
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In diesem Blog berichte ich zu Globalem Lernen in der Konfi-Arbeit und gebe Anregungen zur Nutzung digitaler Medien.

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