Bei Wahlen wird der demografische Wandel immer sichtbarer. Deutschlandweit gibt es deutlich mehr Wahlberechtigte, die 70 Jahre oder älter sind (23,2%), als 18- bis 30-Jährige (13,3%). Die Gruppe der Wahlberechtigten ab 60 Jahren stellt mit 42,2% schon knapp die Hälfte der Wählerschaft bzw. dreimal mehr als die Gruppe der unter 30-Jährigen (vgl. deutschlandfunk und bundeswahlleiterin.de). Die Unterrepräsentation der jungen Generation könnte durch ein Wahlrecht ab einem jüngeren Alter verringert werden. Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland fordert – übrigens schon als Beschluss von 2006 – als ersten Schritt ein passives Wahlalter ab 14 Jahren bei allen Wahlen, weist aber auch daraufhin, dass grundsätzlich „jeder Mensch von Geburt an Träger(in) eines Wahlrechtes ist. Jede Form von Stichtagsregelungen für die Zulassung zu Wahlen ist willkürlich und muss perspektivisch überwunden werden“ (Beschluss 4/2006 „Wahlalter senken“ auf aej.de).
Solange es kein Wahlrecht für Kinder und junge Jugendliche gibt, sind die U18-Wahlen der Jugendverbände eine Möglichkeit die Stimmen der jungen Generation zu hören. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, da sie in der Regel in Einrichtungen der Jugendhilfe, in Verbänden, bei freien Trägern und zum Teil auch in Schulen stattfinden, weil es immer eine:n Initiator:in dafür braucht. Trotzdem haben bundesweit 2025 fast 170.000 junge Menschen in über 1800 Wahllokalen in der Woche vom 7. bis 14. Februar abgestimmt (vgl. dbjr.de und wahlen.u18.org/wahlergebnisse/bundestagswahl).
In den Ergebnissen wird ein Trend sichtbar. Junge Menschen würden insgesamt linker abstimmen, als die Wahlprognosen es bisher für die erwachsene Zielgruppe vorhersagen. Die Linke wäre mit 20,8% stärkste Kraft und hätte dreimal soviel Stimmen im Vergleich zu den Umfragen zur Bundestagswahl. Der zweite Platz würde an die SPD gehen, die mit 18% etwas mehr Stimmen hätte. Die CDU auf dem dritten Platz hätte mit 15,7% nur etwas mehr als die Hälfte im Vergleich zu den Wahlberechtigten. Die AFD käme auf Platz 4 und hätte mit 15,5% ca. dreiviertel der Stimmen. Die Grünen wäre als fünfte und kleinste Partei im Bundestag und würden mit 12,5% unwesentlich weniger erhalten als in den Umfragen zur Bundestagswahl.

In Sachsen-Anhalt unterscheidet sich das Ergebnis erwartungsgemäß. Als Vergleichsumfrage der Wahlberechtigten wird hier eine Umfrage von INSA zur Landtagswahl vom 16.01.25 genommen (vgl. dawum.de/Sachsen-Anhalt/). Die AfD erhält hier von den jungen Menschen 30,1% und liegt damit fast gleichauf wie bei den Erwachsenen. Zweitstärkste Kraft wäre die Linke, die mit 28,4% nur knapp hinter der AfD liegt, aber sieben mal mehr Stimmen bei den Kindern und Jugendlichen erhalten würde. Drittstärkste Kraft wäre die SPD mit 11,1% und damit immerhin drei Prozent mehr als die Vergleichsgruppe. Die CDU würde 9,1% erhalten, weniger als ein Drittel und die Grünen mit 7,1% fast das Doppelte. Auch in Sachsen-Anhalt zeigt sich damit trotz der hohen AfD-Werte, dass die jungen Menschen in der Tendenz linker wählen würden.
Quellen/Links:
- https://www.deutschlandfunk.de/demografie-bundestagswahl-wahlberechtige-alter-100.html
- https://www.bundeswahlleiterin.de/dam/jcr/39cd9264-3183-47d3-b4b8-6d32f8bee5bc/btw25_heft1.pdf
- https://www.aej.de/fileadmin/user_upload/Die_aej/Gremien/Mitgliederversammlung/Beschluesse/2006_116._MV/B_4_Wahlalter_senken.pdf
- https://www.dbjr.de/artikel/u18-bundestagswahl-2025-endgueltiges-wahlergebnis
- https://wahlen.u18.org/wahlergebnisse/bundestagswahl
- https://www.dbjr.de/fileadmin/Grafiken/Kopie_von_U18_Wahllokale_Post__900_x_600_px_.png
Titelbild: https://www.u18.org/toolbox/logos