„Macht Schokolade wirklich glücklich – und falls ja, wen?“ – so lautet die erste Schlagzeile der fiktiven Zeitung Allgemeine Zeit und leitet damit in die ersten Korrespondenzen des Planspiels Fairreros Schokoüberraschung ein. Angelehnt an das bereits 2019 vielfach erprobte Planspiel FairKleidung, verhandeln hier verschiedene Akteursgruppen aus dem Schokosektor über Kakaopreise und Arbeitsbedingungen. Auf den KonfiCamps 2022 in Wittenberg ist das Spiel im Rahmen eines 90 Minuten-Workshops Teil des sogenannten Firetags, der seinen Höhepunkt in einem gemeinsamen Agapemahl findet. Aber auch unter dem Jahr lässt sich Fairreros Schokoüberraschung in die Arbeit mit Konfirmand*innen integrieren. In der Konfi-Gruppe des Kirchpiels Dobien war das Planspiel Teil eines Konfi-Tages und die Grundlage der Konfi-Predigt im folgenden Gottesdienst. Alle Materialien zum Planspiel stehen als OER zum Download zur Verfügung.
90-Minuten Workshop
Die Grundlage des Planspiels bilden 5 Akteursgruppen, von denen 4 in den Schoko-Handel involviert sind und miteinander in Briefen kommunizieren: Die Käufer*innen kaufen ihre Schokolade am liebsten vom Schokoriesen Fairrero. Dieser wiederum bezieht seinen Kakao von dem Zwischenhändler Cocoa Export, welcher die geernteten Bohnen der Bauernfamilie Kouame aus Côte d’Ivoir abkauft. Eine besondere Rolle hat die 5. Gruppe als Presse. Sie führt während des Spiels Interviews und veröffentlicht regelmäßig Schlagzeilen sowie eine Eilmeldung mit einer brisanten Studie zu Kindersklavenarbeit. Am Ende moderiert sie die Talkshow „Süß & Bitter“ und bringt alle Akteur*innen an einen gemeinsamen Tisch.
Das Planspiel ist gerahmt durch eine Kennenlernrunde am Anfang und einem Energizer mit Auswertungsrunde am Ende des Workshops. Ziel des Spiel ist es nicht, die perfekte Lösung für das Problem zu finden. Vielmehr führt Fairreros Schokoüberraschung die Konfis an die Komplexität von Lieferkettenverantwortung heran und gibt ihnen die Chance, innovative Ideen auszuprobieren und individuelle Lösungsansätze zu erproben. Zum Schluss sammelt die Gruppe gemeinsam Handlungsoptionen für ihre gegenwärtige Situation. Vom Kauf und Verkauf von fairer Schokolade bis hin zu persönlichen Partnerschaften oder globalen Streiks kommen da schnell mind. 10 Vorschläge zusammen. Als Motivationsanstoß erhält jede*r Konfi am Ende dann noch eine kleine Schokolade zum FairTeilen (z.B. von Brot für die Welt).
Konfi-Tag mit Gottesdienstgestaltung
Auch unter dem Jahr passt das Planspiel gut in die Konfi-Arbeit. Im Kirchspiel Dobien war es Teil eines Konfi-Samstages mit Gottesdienstvorbereitung. Am Vormittag näherte sich die Gruppe mit einer bibliodramatischen Spurensuche dem Gleichnis vom Festmahl nach LK 14,15-24 an. Sie stellten Fragen an die verschiedenen involvierten Akteur*innen, wie beispielsweise warum der reiche Mann anfangs nur so wenige Menschen einlud oder was es wohl zum Essen gab. Dann versuchten sie die Fragen aus Sicht der Personen zu beantworten und überlegten zum Schluss gemeinsam, wer heute wohl alles an den Tisch geladen wäre. Die Beschreibung der Methode von Herbert Kolb am Beispiel des Gleichnisses vom verlorenen Sohn findet sich in der KU Praxis Nr. 62 oder online beim rpz Heilsbronn.
Am Nachmittag spielte die Gruppe dann Fairreros Schokoüberraschung. Wie im Gleichnis des Festmahls endete auch das Planspiel an einem gemeinsamen Tisch, an dem die sehr unterschiedlichen Rollen ins Gespräch kommen und sich gegenseitig direkt befragen konnten. Die Talkshow „Süß & Bitter“ bildete auch die Grundlage der Predigt des Konfi-Gottesdienstes am folgenden Sonntag. Um als globale Gemeinschaft gemeinsam das Leben zu feiern, ist es wichtig, dass es allen gut geht, die daran teilhaben. Im Anschluss an den Gottesdienst konnte dann auch die Gemeinde auf den Geschmack eines fairen Miteinanders kommen: einige Konfis boten am Ausgang faire Schokolade aus dem lokalen Weltladen zum Verkauf an.
Planspiele zum Globalen Lernen
Das Planspiel Fairreros Schokoüberraschung wurde in Vorbereitung auf die KonfiCamps 2022 von Enya Purnhagen, Gideon Geier und Miriam Meir als OER ausgearbeitet und von Harieth Mmanga grafisch gestaltet. Dabei bilden Planspiele zum Globalen Lernen mittlerweile fast schon einen festen Bestandteil der KonfiCamps in Wittenberg. Im Jahr 2019 widmeten sich Konfis im Planspiel FairKleidung dem Thema Unternehmensverantwortung im Textilhandel. 2020 mussten die Camps leider coronabedingt ausfallen, doch das Planspiel „Eine Schule für Dingenskirchen“ zum interreligiösen Dialog wurde in der KU Praxis 2021 veröffentlicht. Im Jahr 2021 war das Planspiel Flucht ein Bestandteil des wöchentlichen Global Days.
Weitere Beiträge zum Globalen Lernen mit digitalen Medien in der Konfi-Arbeit finden sich im Blog der Projektstelle „Konfis und die Eine Welt“.
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