Extremismus

Der Krieg, den Russland gegen die Ukraine begonnen hat, zeigt, wie fragil zivilisatorische Errungenschaften sind. Auch in Deutschland, das nur sehr mittelbar betroffen ist, verändert sich der Blick aufs Militärische. Toxische Männlichkeit und soldatische Tugend werden wieder gesellschafts- und anknüpfungsfähiger. Nicht nur, aber auch Fragen der Geschlechtergerechtigkeit werden in dem Zusammenhang als der Luxus einer dekadenten Zivilisation geframt. All das…
Der Krieg, den Russland gegen die Ukraine begonnen hat, zeigt, wie fragil zivilisatorische Errungenschaften sind. Auch in Deutschland, das nur sehr mittelbar betroffen ist, verändert sich der Blick aufs Militärische. Toxische Männlichkeit und soldatische Tugend werden wieder gesellschafts- und anknüpfungsfähiger. Nicht nur, aber auch Fragen der Geschlechtergerechtigkeit werden in dem Zusammenhang als der Luxus einer dekadenten Zivilisation geframt. All das…

Gegenwartslyrik XII

Männer mit Hunden
Männer mit Hundenund den ersten Sonnenbrillendes Jahresbegrüßen den Frühlingmit lautstarkenSchrittenIhre überwinterten Köpferecken sichdemrosa BlütenkitschentgegenDer aber wartetbis dieGoldmarie kommt. Ingeborg GleichaufPhilosophin/ Autorin/ Lyrikerin Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Das Gedicht ist aus dem Band Danebengeschrieben – erschienen im Drey Verlag.
Männer mit Hundenund den ersten Sonnenbrillendes Jahresbegrüßen den Frühlingmit lautstarkenSchrittenIhre überwinterten Köpferecken sichdemrosa BlütenkitschentgegenDer aber wartetbis dieGoldmarie kommt. Ingeborg GleichaufPhilosophin/ Autorin/ Lyrikerin Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Das Gedicht ist aus dem Band Danebengeschrieben – erschienen im Drey Verlag.

Gegenwartslyrik XI

[in diesen tagen sehe ich nach osten]
in diesen tagen sehe ich nach ostenund rufe das lichtdoch das echo kehrt blutbefleckt zurückgiftige reden reisen im winddie worte zersplitternreißen wunden im bodendie nacht trägt wieder uniformsie schüttelt häuserreißt mauern einbeißt sich ins fleisch der bewohnerin diesen tagen sehe ich nach ostenund rufe das lichtPhilipp L’étranger – mit freundlicher Genehmigung des Autors.
in diesen tagen sehe ich nach ostenund rufe das lichtdoch das echo kehrt blutbefleckt zurückgiftige reden reisen im winddie worte zersplitternreißen wunden im bodendie nacht trägt wieder uniformsie schüttelt häuserreißt mauern einbeißt sich ins fleisch der bewohnerin diesen tagen sehe ich nach ostenund rufe das lichtPhilipp L’étranger – mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Gegenwartslyrik X

Dann gibt es nur eins
Wolfgang BorchertDu. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen – sondern Stahlhelme und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins:Sag NEIN! Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt…
Wolfgang BorchertDu. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen – sondern Stahlhelme und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins:Sag NEIN! Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt…

Gegenwartslyrik IX

Ich wandre durch Theresienstadt
Ich wandre durch Theresienstadt,das Herz so schwer wie Blei,bis jäh mein Weg ein Ende hat,dort knapp an der Bastei.Dort bleib ich auf der Brücke stehnund schau ins Tal hinaus.Ich möcht so gerne weitergehn,ich möcht so gern – nach Haus!»Nach Haus!« – du wunderbares Wort,du machst das Herz mir schwer.Man nahm mir mein Zuhause fort.Ich habe keines mehr.Ich wende mich betrübt…
Ich wandre durch Theresienstadt,das Herz so schwer wie Blei,bis jäh mein Weg ein Ende hat,dort knapp an der Bastei.Dort bleib ich auf der Brücke stehnund schau ins Tal hinaus.Ich möcht so gerne weitergehn,ich möcht so gern – nach Haus!»Nach Haus!« – du wunderbares Wort,du machst das Herz mir schwer.Man nahm mir mein Zuhause fort.Ich habe keines mehr.Ich wende mich betrübt…

Über die Freiheit I

Gedanken zu Begriff und Konzept
Frieden, Freiheit – keine Diktatur – absurd muss jeder halbwegs nüchternen Betrachtung dieser Ruf auf den Straßen Deutschlands im Jahr 2021/ 22 erscheinen. Zu keiner Zeit, auf die wir historisch zurückschauen könnten, erlebte Europa eine so lange Zeit eines stabilen Friedens. Dass dieser Frieden durch massive Abschottung von dem Teil der Welt erkauft wird, der auch die Kosten dafür bezahlt,…
Frieden, Freiheit – keine Diktatur – absurd muss jeder halbwegs nüchternen Betrachtung dieser Ruf auf den Straßen Deutschlands im Jahr 2021/ 22 erscheinen. Zu keiner Zeit, auf die wir historisch zurückschauen könnten, erlebte Europa eine so lange Zeit eines stabilen Friedens. Dass dieser Frieden durch massive Abschottung von dem Teil der Welt erkauft wird, der auch die Kosten dafür bezahlt,…

the crack in everything

Predigt zu Johannes 1,15-18, gehalten am 06. Januar 2022 in der Schlosskirche, Lutherstadt Wittenberg.
Zum Erscheinungsfest am 6. Januar 2022 lässt Akademiedirektor Christoph Maier den Predigtext Joh 1,15-18 aus dem Prolog des Johannesevangeliums im Gespräch mit dem jüdischen Lyriker und Singer-Songwriter Leonard Cohen aufleuchten. Die nachdenklichen Worte über empfundene Spaltung (the crack) täuschen nicht über reale Gräben und Zerwürfnisse hinweg, sondern lassen die Weihnachtsbotschaft von Frieden, Versöhnung und einem Ende der Angst in ihrer…
Zum Erscheinungsfest am 6. Januar 2022 lässt Akademiedirektor Christoph Maier den Predigtext Joh 1,15-18 aus dem Prolog des Johannesevangeliums im Gespräch mit dem jüdischen Lyriker und Singer-Songwriter Leonard Cohen aufleuchten. Die nachdenklichen Worte über empfundene Spaltung (the crack) täuschen nicht über reale Gräben und Zerwürfnisse hinweg, sondern lassen die Weihnachtsbotschaft von Frieden, Versöhnung und einem Ende der Angst in ihrer…

Einige Gedanken zum Ewigkeitssonntag

Vom Einüben ins Loslassen.
Gedanken zum Ewigkeitssonntag Leben ist Einüben ins Loslassen. Wir alle wissen, dass unser Leben enden wird. Mit diesem Ende leben wir. Wir leben darauf hin und zu – ob wir es uns bewusst halten oder nicht. Und es gehört zur Lebenskunst, dieses Loslassen im Letzten einzuüben. Sokrates – wie Platon ihn uns vorstellt – ist dafür ein eindrücklicher Zeuge. Ewigkeitssonntag…
Gedanken zum Ewigkeitssonntag Leben ist Einüben ins Loslassen. Wir alle wissen, dass unser Leben enden wird. Mit diesem Ende leben wir. Wir leben darauf hin und zu – ob wir es uns bewusst halten oder nicht. Und es gehört zur Lebenskunst, dieses Loslassen im Letzten einzuüben. Sokrates – wie Platon ihn uns vorstellt – ist dafür ein eindrücklicher Zeuge. Ewigkeitssonntag…

Volkstrauertag 2021

Du darfst nicht denken, dass dir der Friede nachlaufen wird. (Martin Luther)
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Sehr verehrte Damen und Herren, Sie haben sich heute hier her auf den Weg gemacht, um den Volkstrauertag zu begehen. Gemeinsam gedenken wir heute der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Vielleicht trauert heute nicht das ganze Volk, aber doch an vielen Stellen, an Mahnmahlen und Gedenksteinen – kleinere oder größere Gruppen. Nie wieder Krieg! Nie wieder…
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Sehr verehrte Damen und Herren, Sie haben sich heute hier her auf den Weg gemacht, um den Volkstrauertag zu begehen. Gemeinsam gedenken wir heute der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Vielleicht trauert heute nicht das ganze Volk, aber doch an vielen Stellen, an Mahnmahlen und Gedenksteinen – kleinere oder größere Gruppen. Nie wieder Krieg! Nie wieder…

Gegenwartslyrik VI

Wann sich im Herd die Asche wellt
Wann sich im Herd die Asche welltund durch das kalte Gitter fälltund sich im Winkel find’t kein Scheit,ist es die allerbeste Zeit,um von der Glut zu schreiben. Wann Tag wird es in dem Hotelund knarrt das leere Bettgestellund seufzt der Flur vor Einsamkeit,ist es die allerbeste Zeit,um von der Glut zu schreiben. Wann still es wird im fremden Landund der…
Wann sich im Herd die Asche welltund durch das kalte Gitter fälltund sich im Winkel find’t kein Scheit,ist es die allerbeste Zeit,um von der Glut zu schreiben. Wann Tag wird es in dem Hotelund knarrt das leere Bettgestellund seufzt der Flur vor Einsamkeit,ist es die allerbeste Zeit,um von der Glut zu schreiben. Wann still es wird im fremden Landund der…
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