Vor 35 Jahren fiel die Berliner Mauer. Die friedliche Revolution fing aber schon vorher an. Wie kann man heute mit Kindern über die politische Situation 1989 in der DDR sprechen? Wie kann man diese Zeit der Veränderung kindgerecht in Familie, Schule und außerschulischer Bildung behandeln? Ein für mich sehr gelungenes Beispiel zeigt das Kinderprogramm der ARD aktuell. Gezeigt wird die Animationsserie „Fritzi und Sophie – Grenzenlose Freundschaft“, in der die Zeit zwischen Sommer 1989 und dem Mauerfall aus der Perspektive von zwei Mädchen und ihrem Hund gezeigt wird. Mit Interviews und aktualisierten Animationen wird die Serie anschließend in „Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR?“ kontextualisiert. Die Serie wird ab 6 Jahren empfohlen, weil darin auch gefährliche Situationen gezeigt werden und auch über Mauertote gesprochen wird.
Fritzi und Sophie verbringen viel Zeit in einem Baumhaus in einem Leipziger Hinterhof, das für individuelle Freiheit und kinderfreundliches Leben steht. Über ein Brett balancieren die Kinder vom Balkon in dieses Baumhaus, in dem sie in den Ferien auch schlafen dürfen. Und Sophies Hund Sputnik ist immer dabei. Für ihr Leben im Baumhaus werden die beiden auch schon mal als Hippies beschimpft.
Die Mutter von Sophie hat Kontakt zu oppositionellen Gruppen und gerät bald ins Visier der Stasi. Sie entschließt sich deshalb zur Flucht über Ungarn. Ihrem Kind teilt sie das aber erst in Ungarn mit, als sie nicht zum Balaton, sondern zur österreichischen Grenze abbiegen. Die Zeit im Camp der DDR-Flüchtlinge wird lang. Sophie vermisst ihre Freundin und ihren Hund. Nach einer gescheiterten Flucht wird schließlich die Grenze geöffnet. Sophie und ihre Mutter fahren zur Oma, die schon länger im Westen lebt. Gezeigt wird auch, dass der Start im Westen für beide nicht einfacht ist.
Fritzi wiederum realisiert zum Schuljahresbeginn, dass ihre Freundin nicht zurückkommen wird. Aber sie will unbedingt, dass Sophie und Sputnik wieder zusammen sind. Bei einer Klassenfahrt versucht sie Sputnik in den Westen zu bringen und wird an der Grenze festgenommen. Über solche negativen Erfahrungen mit der Staatsmacht nähert sie sich der Opposition an. Dabei zeigt die Serie den Verlauf der Montagsdemos über die Zeit und führt neben der Freiheitsfrage zum Beispiel auch die Umweltbewegung der DDR ein. Die Serie endet mit einer spektakulären Wiederbegegnung an der Grenze, die von Sputnik geöffnet wird.
Ergänzt wird die Animationsserie durch die Serie „Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR?“. Julian und Anna begeben sich auf die Zeitreise, befragen Zeitzeugen und tauchen als animierte Avatare in die Zeitgeschichte ein und treffen dabei sogar Fritzi, Sophie und andere Personen aus der Animationsserie. Ausgewählte Inhalte werden hier noch einmal vertieft. Unter anderem gibt es einen Beitrag zur Umweltsituation in Espenhain, wo einer der größten Braunkohlentagebaue und eine sogenannte Veredelungsfabrik stand. Ein Umweltaktivist erzählt, dass sie beim Fußball gegen Auswärtige gute Chancen hatten. Wenn wieder einmal eine giftige Wolke über den Platz wehte, waren sie im Gegensatz zu den Gegner:innen daran gewöhnt. Tatsächlich waren viele krank, aber es war auch ein Anlass zu versuchen, die Politik in der DDR zu ändern und damit einer der Anfänge der friedlichen Revolution.
Mich haben die Sendungen gestern und heute Morgen auch als Erwachsenen sehr angesprochen. Zur politischen Bildung mit Kindern halte ich sie für besonders geeignet. Beide Serien können noch bis Anfang Februar 2025 in der ARD-Mediathek angeschaut werden.