Diskurs

Digitales Ich – Digitales Wir.

Digitalisierung und die Zukunft der Demokratie

Die Digitalisierung hat unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahren tiefgreifend verändert – neue Kommunikations-, Informations- und Interaktionsmöglichkeiten prägen unser Leben. Menschen, Gegenstände und Prozesse sind vernetzt und interagieren miteinander, so dass es kaum mehr einen Handlungsbereich gibt, der keine Datenspuren hinterlässt. Die Daten, die dabei in großer Menge entstehen, werden miteinander verknüpft, analysiert und zu neuen Erkenntnissen verwoben. Zugleich sind neue Akteure und Machstrukturen entstanden, auf welche die klassischen Prozesse politischer und gesellschaftlicher Organisation nicht mehr zugeschnitten sind. Wie aber müssten diese Prozesse gestaltet werden, um auch nachfolgenden Generationen ein freies Leben in einer demokratischen Gesellschaft zu ermöglichen? Wie kann eine funktionierende Demokratie im Zeitalter der Digitalisierung überhaupt aussehen? Wie kann man diese mit Hilfe der Digitalisierung stärken? Oder sie eventuell auch gegen die Folgen der Digitalisierung schützen? Dazu haben Schüler:innen des Johann-Gottfried-Herder-Gymnasiums in Halle in einem eintägigen Workshop Video- und Audiomaterialien sowie eine Performance erarbeitet und ihre Ideen in einer öffentlichen Veranstaltung am 24.3.2017 mit Zukunftsforschern in Kooperation mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“ diskutiert.

Vorstellung junger Menschen

Bis 2030 verschmelzen Mensch und Maschine. Ein KI-Richter verhängt die Todesstrafe. Der digitale Alltag bietet viele Vorteile, aber auch Langeweile und Probleme. Und die Gefahr, dass der Diebstahl der digitalen Identität das Leben zerstört, ist auch noch nicht geringer geworden.

Schüler*innen des Johann-Gottfried-Herder-Gymnasiums haben diese – eher dystopischen – Visionen eines Lebens in einer zukünftigen digitalen Gesellschaft entworfen. In einem Projekttag der Jungen Akademie haben sie ihnen wichtige Themen gesammelt: Woran denkt ihr, wenn ihr euch als Subjekt („Ich“) in einer digitalen Gesellschaft („Wir“) z.B. im Jahr 2030 seht? Was ist dann noch wichtig? Welche Fragen gelöst? Welche Probleme vielleicht noch viel akuter?

Die dabei entstandene Themenliste haben sie in vier Bereiche geclustert und vier Gruppen gebildet, die jeweils einem dieser Themenkomplexe nachgehen. Mit Hilfe von ausgedruckten Zeitungsartikeln und einer Linkliste beschäftigten sich die Jugendlichen intensiver mit ihrem jeweiligen Schwerpunkt. Am Ende des Projekttags produzierten sie eine – digitale oder analoge – Präsentation. Dabei entstanden zwei Filme, ein Audiobeitrag und eine Live-Performance.

Digitale Identität

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Digitaler Alltag

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Mensch, Maschine Ethik

Der Mensch als Cyborg. Maschine und Mensch verschmelzen gegen Ende der 20er Jahre immer weiter. Dürfen menschenähnliche Maschinen dann auch an Wahlen teilnehmen oder sogar Regierungsverantwortung übernehmen? Das stellte eine Gruppe in einer Multimedia-Präsentation vor.

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Künstliche Intelligenz

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Jugendliche und Wissenschaftler/-innen miteinander im Gespräch

Am 24.3.17 präsentierten sie diese Ergebnisse in der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften als Einstieg in eine öffetnliche Diskussion mit Wissenschaftlern zum Thema „Digitales Ich – digitales Wir. Digitalisierung und die Zukunft der Demokratie“. Interessant war, dass die Wissenschaftler die Zukunft weniger skeptisch sahen. Dr. Steinmüller, Wissenschaftlicher Direktor der Z_punkt GmbH The Foresight Company Köln, meinte, dass es durchaus denkbar sein, dass wir Demokratie 2.0 einfach erst noch lernen müssen. Vielleicht sei es möglich, Zuhören, Nachdenken und Aushandeln auch in der digitalen Kommunikation zu lernen, und dann die Demokratie ganz neu zu institutionalisieren. Auch wenn er zugab, dass im Moment die digitale Kommunikation eher in eine andere Richtung gehen würde. Prof. Helbing, ETH Zürich und Mitglied der Leopoldina, wies aber auch darauf hin, dass unsere gesamte Gesellschaft inzwischen eine digitale sei und alles mit allem zusammenhängt. Insofern sei eine Regulierung dringender notwendig denn je. Politik und Gesellschaft würden den technischen Entwicklungen weit hinterher laufen. Aber auch die Jugendlichen kamen zu Wort, betonten, dass sie die digitalen Tools nicht missen wollen, auch wenn ihnen zumindest manche der Probleme der digitalen Welt durchaus bewusst seien. Bei einem Empfang zum Abschluss sprachen alle Akteur*innen in informellen Gesprächen miteinander. Auch wenn keine Lösungen gefunden wurden, so waren sich sowohl die beteiligten Wissenschaftler als auch die Jugendlichen einig, dass sie voneinander gelernt hätten.

Gespräch beim Antrittsbesuch des Bundespräsidenten

Beim Antrittsbesuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 15. Februar 2018 in der Nationalen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“ nahmen Jugendliche aus dem Projekt an der Veranstaltung „Unsere Zukunft in der digitalisierten Welt“ als Jugendexpert:innen in Gegenwart des Ministerpräsidenten Sachsen-Anhalt teil. Die Veranstaltung kann hier nachgeschaut werden. Die Diskussionsrunde mit den Jugendichen beginnt in Minute 36: https://youtu.be/bHhpbJrL4xo

Publikation

Im Jahrbuch der Ev. Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung wurde ein ausführlicherer Artikel zum Projekt veröffentlicht, der hier nachgelesen werden kann.

Tobias Thiel

Studienleiter für gesellschaftspolitische Jugendbildung
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