Die Geschichte der Begriffe
„Die Begriffe haben nämlich ebenso wie die Individuen ihre Geschichte und vermögen es ebensowenig wie diese, der Gewalt der Zeit zu widerstehen, aber bei alledem und mit alledem behalten sie gleichwohl eine Art Heimweh nach ihrer Geburtsstätte.“
S. Kierkegaard
Die Welt, in der wir leben, ist immer eine sprachlich strukturierte und durch die Begriffe, die wir uns von ihr machen, geprägt und vermittelt. Dabei haben diese Begriffe eine Geschichte, in der sich der Bedeutungsgehalt der Begriffe verändert. Weltdeutung steht allzu oft in einer Kontinuität der Begriffe – diese jedoch nicht in gleicher Weise in einer Kontinuität ihrer Bedeutung.
Ziemlich offensichtlich wird das im Blick auf den Begriff Demokratie. War dieser vor wenigen Jahrzehnten noch anrüchig, ist er heute im Diskurs nicht mehr rechtfertigungsbedürftig. Im Gegenteil – anti- oder nichtdemokratische Überzeugungen sind in der Pflicht, sich gegenüber der Demokratie als Norm zu rechtfertigen.
Was aber hat das, was etwa Platon und Aristoteles über die Demokratie sagten, mit dem zu tun, was wir heute damit meinen? Und wie verhält es sich mit Begriffen, die heute diskreditierend benutzt werden – etwa der Begriff Anarchie?
Die Reihe Geschichte der Begriffe sucht theologische, philosophische und politische Begriffe an dem Ort ihrer Entstehung auf, zeichnet ihre Entwicklung nach – insbesondere ihre Wirkungsgeschichte und versucht damit deutlich zu machen, dass vermutete Kontinuitäten so ohne weiteres nicht herzustellen sind und dass die Berufung auf oder die Inanspruchnahme von Begriffen (und damit von Konzepten der Weltermächtigung) nicht ohne weiteres möglich sind.
Ziel der Reihe ist, was Ludwig Wittgenstein als Aufgabe der Philosophie beschrieben hat – die Klärung von Begriffen.
Geplant ist eine Veranstaltung pro Monat.
Juli: 21.07.2021 Mission – und wie sie sich überlebte. Ravinder Salooja; Direktor des Evangelisch-Lutherischen Missionswerkes Leipzig
September: 08.09.2021 Schuld – und wie sie moralisch wurde. Prof. Dr. Marco Frenschkowski; Lehrstuhl für Neues Testament und Religionsgeschichte Universität Leipzig
Oktober: 12.10.2021 Hoffnung – Fluch oder Tugend. Prof. Dr. Dirk Evers; Institut für Systematische Theologie, Praktische Theologie und Religionswissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
November: 24.11.2021 Religion – vom Begriff zum Konzept. Dr. Marianne Schröter; Stiftung LEUCOREA, Lutherstadt Wittenberg
Januar: 12.01.2022 Konservativ – ein Begriff, der sich abnutzt. André Kahl; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
März: 16.03.2022 Fundamentalismus – zwischen Selbstbezeichnung und Kampfbegriff. Dr. Constantin Plaul; wissenschaftlicher Mitarbeiter Institut für Systematische Theologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Mai: 18.05.2022 Leib – zwischen Unverfügbarkeit und Verkörperung. Katrin Felgenhauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Philosophie – Kognitive Anthropologie, Universität Leipzig
November: 23.11.2002 Geschichte – die Etablierung der Gegenwart. Dr. Marianne Schröter; Stiftung LEUCOREA, Lutherstadt Wittenberg
Januar: 18.01.203 Begriff – wie wird ein Wort zum Begriff? Prof. Dr. Wolfgang Klein, Berlin
März: 08.03.2023 Zeit – Was aber ist Zeit? Gottfried Böhme, Leipzig