Kultur

mikro//makro

mikro//makro - fotoausstellung vom 26. april bis 20 juni mit fotos von christian melms und paul f. martin
zwei blickweisen auf die welt – als zwei weisen zu stolpern. der blick auf das kleine ganze, in dem sich die strukturen zeigen. abbildhaft und so deutlich, dass wir sie nur zu leicht übersehen. der blick auf das große, der immer im ausschnitt bleibt und dabei die illusion erzeugt, alles zu sehen. stolpern nötigt, genauer zu tasten mit den blicken.…
zwei blickweisen auf die welt – als zwei weisen zu stolpern. der blick auf das kleine ganze, in dem sich die strukturen zeigen. abbildhaft und so deutlich, dass wir sie nur zu leicht übersehen. der blick auf das große, der immer im ausschnitt bleibt und dabei die illusion erzeugt, alles zu sehen. stolpern nötigt, genauer zu tasten mit den blicken.…

Gegenwartslyrik XI

[in diesen tagen sehe ich nach osten]
in diesen tagen sehe ich nach ostenund rufe das lichtdoch das echo kehrt blutbefleckt zurückgiftige reden reisen im winddie worte zersplitternreißen wunden im bodendie nacht trägt wieder uniformsie schüttelt häuserreißt mauern einbeißt sich ins fleisch der bewohnerin diesen tagen sehe ich nach ostenund rufe das lichtPhilipp L’étranger – mit freundlicher Genehmigung des Autors.
in diesen tagen sehe ich nach ostenund rufe das lichtdoch das echo kehrt blutbefleckt zurückgiftige reden reisen im winddie worte zersplitternreißen wunden im bodendie nacht trägt wieder uniformsie schüttelt häuserreißt mauern einbeißt sich ins fleisch der bewohnerin diesen tagen sehe ich nach ostenund rufe das lichtPhilipp L’étranger – mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Gegenwartslyrik X

Dann gibt es nur eins
Wolfgang BorchertDu. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen – sondern Stahlhelme und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins:Sag NEIN! Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt…
Wolfgang BorchertDu. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen – sondern Stahlhelme und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins:Sag NEIN! Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt…

Gegenwartslyrik IX

Ich wandre durch Theresienstadt
Ich wandre durch Theresienstadt,das Herz so schwer wie Blei,bis jäh mein Weg ein Ende hat,dort knapp an der Bastei.Dort bleib ich auf der Brücke stehnund schau ins Tal hinaus.Ich möcht so gerne weitergehn,ich möcht so gern – nach Haus!»Nach Haus!« – du wunderbares Wort,du machst das Herz mir schwer.Man nahm mir mein Zuhause fort.Ich habe keines mehr.Ich wende mich betrübt…
Ich wandre durch Theresienstadt,das Herz so schwer wie Blei,bis jäh mein Weg ein Ende hat,dort knapp an der Bastei.Dort bleib ich auf der Brücke stehnund schau ins Tal hinaus.Ich möcht so gerne weitergehn,ich möcht so gern – nach Haus!»Nach Haus!« – du wunderbares Wort,du machst das Herz mir schwer.Man nahm mir mein Zuhause fort.Ich habe keines mehr.Ich wende mich betrübt…

Gegenwartslyrik VIII

Weil Sommer ist
Weil Sommer ist und ichwie jede gute Tochterdie Felder fremder Herzen pflügeum Hoffnung zu säenwas tut esdass stattdessen Verzweiflung keimtweil ich die dürstende Erdemit Tränen begossdie Ernteleute sind Schnitterder übelsten Sortealso setzt sich Verbitterung abim einst fruchtbaren Landfür das kein Korn gewachsen ist Mai Fabia Rebentisch Das Gedicht steht in dem Band „Aufwärts Fallen“ ISBN 978-3-7557-1494-1 – mit freundlicher Genehmigung…
Weil Sommer ist und ichwie jede gute Tochterdie Felder fremder Herzen pflügeum Hoffnung zu säenwas tut esdass stattdessen Verzweiflung keimtweil ich die dürstende Erdemit Tränen begossdie Ernteleute sind Schnitterder übelsten Sortealso setzt sich Verbitterung abim einst fruchtbaren Landfür das kein Korn gewachsen ist Mai Fabia Rebentisch Das Gedicht steht in dem Band „Aufwärts Fallen“ ISBN 978-3-7557-1494-1 – mit freundlicher Genehmigung…

Unvollendet und doch vollendet – der Musikkosmos des Franz Schubert

Vortrag von Michael Stolle in der Evangelischen Akademie
Heute geht es um einen „Romantiker“, der eigentlich ein „Klassiker“ war: Franz Schubert – dessen 225. Geburtstag die Musikwelt im nächsten Monat begehen wird. Aber wer vermag diese Begriffe eindeutig zu trennen. Die Musik des Wiener Klassikers Ludwig van Beethoven wurde vom Musikkritiker E.T.A.Hoffmann als „romantisch“ apostrophiert. Und der „Romantiker“ Franz Schubert wiederum ist für mich ein „Klassiker“ im wahrsten…
Heute geht es um einen „Romantiker“, der eigentlich ein „Klassiker“ war: Franz Schubert – dessen 225. Geburtstag die Musikwelt im nächsten Monat begehen wird. Aber wer vermag diese Begriffe eindeutig zu trennen. Die Musik des Wiener Klassikers Ludwig van Beethoven wurde vom Musikkritiker E.T.A.Hoffmann als „romantisch“ apostrophiert. Und der „Romantiker“ Franz Schubert wiederum ist für mich ein „Klassiker“ im wahrsten…

Religion – vom Begriff zum Konzept

Die Geschichte der Begriffe
Die Aufgabe der Philosophie ist die Klärung von Begriffen – so Ludwig Wittenstein. Die Notwendigkeit dieser Klärung zeigt sich in herausragender Weise bei dem Begriff Religion. Die meisten Menschen glauben zu wissen, was damit gemeint ist, wenn sie diesen Begriff verwenden. Zumeist geht es da um historisch gewachsene konkrete Religionen. Der Begriff Religion umfasst aber wesentlich mehr. Und zwar so…
Die Aufgabe der Philosophie ist die Klärung von Begriffen – so Ludwig Wittenstein. Die Notwendigkeit dieser Klärung zeigt sich in herausragender Weise bei dem Begriff Religion. Die meisten Menschen glauben zu wissen, was damit gemeint ist, wenn sie diesen Begriff verwenden. Zumeist geht es da um historisch gewachsene konkrete Religionen. Der Begriff Religion umfasst aber wesentlich mehr. Und zwar so…

Gegenwartslyrik VI

Wann sich im Herd die Asche wellt
Wann sich im Herd die Asche welltund durch das kalte Gitter fälltund sich im Winkel find’t kein Scheit,ist es die allerbeste Zeit,um von der Glut zu schreiben. Wann Tag wird es in dem Hotelund knarrt das leere Bettgestellund seufzt der Flur vor Einsamkeit,ist es die allerbeste Zeit,um von der Glut zu schreiben. Wann still es wird im fremden Landund der…
Wann sich im Herd die Asche welltund durch das kalte Gitter fälltund sich im Winkel find’t kein Scheit,ist es die allerbeste Zeit,um von der Glut zu schreiben. Wann Tag wird es in dem Hotelund knarrt das leere Bettgestellund seufzt der Flur vor Einsamkeit,ist es die allerbeste Zeit,um von der Glut zu schreiben. Wann still es wird im fremden Landund der…

Muttersprache – eine Nachlese

Ausstellung mit Bildern von Claudia Hauptmann
Am 29. Oktober 2021 wurde in der Evangelischen Akademie die Ausstellung Muttersprache mit Bildern der Malerin Claudia Hauptmann eröffnet. Die Bilder sind noch bis zum 16. Januar 2022 zu sehen. Bei Interesse melden Sie sich bitte an. Die Bildersprache von Claudia Hauptmann öffnet Räume zur Begegnung auch in einer religiösen Dimension. Seh- (und Hör)Gewohnheiten werden gestört. Bei der Betrachtung der…
Am 29. Oktober 2021 wurde in der Evangelischen Akademie die Ausstellung Muttersprache mit Bildern der Malerin Claudia Hauptmann eröffnet. Die Bilder sind noch bis zum 16. Januar 2022 zu sehen. Bei Interesse melden Sie sich bitte an. Die Bildersprache von Claudia Hauptmann öffnet Räume zur Begegnung auch in einer religiösen Dimension. Seh- (und Hör)Gewohnheiten werden gestört. Bei der Betrachtung der…

Claudia Hauptmann „Muttersprache“

Vortrag von Frau Prof. Krenzlin zur Ausstellungseröffnung
Muttersprache, die ein Kind bei den Eltern, vorwiegend von seiner Mutter (die lingua materna) Frühauf und vorsprachlich erlernt hat, wird immer besser sein als jede später oder gleichzeitig hinzugelernte andere Sprache. Letztere kann dagegen nur wie ein behobeltes Holzstück erscheinen, aus dem Carlo Collodi seinen Pinocchio geschnitzt hat. Das Kind bekam an den richtigen Stellen Mimik und Gestik zu spüren,…
Muttersprache, die ein Kind bei den Eltern, vorwiegend von seiner Mutter (die lingua materna) Frühauf und vorsprachlich erlernt hat, wird immer besser sein als jede später oder gleichzeitig hinzugelernte andere Sprache. Letztere kann dagegen nur wie ein behobeltes Holzstück erscheinen, aus dem Carlo Collodi seinen Pinocchio geschnitzt hat. Das Kind bekam an den richtigen Stellen Mimik und Gestik zu spüren,…
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