„Existierte der Jude nicht, der Antisemit würde ihn erfinden.“ Als sich Jean-Paul Sartre 1944 im besetzten Paris diesen Satz notierte, waren judenfeindliche Bilder bereits fester Bestandteil nationalsozialistischer Kinopropaganda. Egal ob in Paris, Berlin oder München: In den Kinopalästen der Nationalsozialisten kursierten wahnhaft böse und vor allem frei erfundene Erzählungen über Jüdinnen und Juden. Als Teil der NS-Unterhaltungsindustrie trugen diese Filme zur bereitwilligen Mitwirkung vieler Deutscher an der sogenannten Volksgemeinschaft bei. Nach 1945 standen folglich nicht nur die Alliierten vor die Frage, wie mit diesen Kinobildern umzugehen sei, vielmehr machten sich auch Regisseure und Produzenten auf die Suche nach neuen cineastischen Gegenentwürfen. Filmisch rückten dabei die Shoah, aber auch andere historische Episoden und Facetten des Antisemitismus in den Blick. Es entstanden auf diese Weise Gegenbilder: Versuche, die jahrhundertelange Judenfeindschaft in ihren verschiedenen Artikulationsformen zu thematisieren und cineastisch zu verarbeiten.
In der Reihe „Gegenbilder“ stellen wir drei Filme vor, die sich über die Thematisierung des Nationalsozialismus hinaus kritisch mit Antisemitismus auseinandersetzen. Zwei der Filme datieren auf die unmittelbare Nachkriegszeit, ein anderer versucht sich wiederum an einer Neuerzählung eines einflussreichen theologischen Kapitels. Die Filmreihe wird organsiert vom Verein „Film ab! In Dessau“ und dem Projekt „Bildpuren“ der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt, in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Sachsen-Anhalt.
24. April 2023, 19 Uhr, Kiez Kino (Dessau)
Der Prozess (1948)
5. Juni 2023, 19 Uhr, Kiez Kino (Dessau)
Tabu der Gerechten (1947)
9. Oktober 2023, 19 Uhr, Kiez Kino (Dessau)
Der Fall Judas (2015)