Diskurs

Vergessen verboten – Infoveranstaltung zur Pogromnacht

Unterstützt durch die Jugendfonds

„Auftrag für die Zukunft: Erinnern“ – das war diese Woche, am 09. November auf einem Transparent vor dem alten Wittenberger Rathaus zu lesen.

Erinnern an die Pogromnacht und die systematische Verfolgung von Jüd:innen und Juden im Nationalsozialismus. Erinnern, an das was nicht vergessen werden darf – vergessen verboten, so die Forderung! Erinnern, weil Faschismus und Antisemitismus auch heute noch in der Gesellschaft verbreitet sind. Erinnern, als Auftrag für die Zukunft, damit sich das Geschehene nicht wiederholt.

Das war das Anliegen einiger Jugendlicher der linksjugend [solid´] Wittenberg, allen voran Johanna Wolter. Sie stellte im Vorfeld einen Antrag für die Jugendfonds, um mit der Unterstützung das Projekt realisieren zu können. So konnten Flyer gedruckt und verteilt sowie Technik und Bänke bereitgestellt werden. Mit der Infoveranstaltung hatten sie das Ziel, die Öffentlichkeit an den 9. November 1938 zu erinnern und das politisch-historische Verständnis der Mitbürger:innen zu stärken.

Vorträge auf dem Marktplatz

Der Wittenberger Markplatz scheint dafür der ideale Ort zu sein. Passant:innen wurden aufmerksam und blieben stehen. Auf den Bänken nahmen vorwiegend Jugendliche Platz und hörten sich die Vorträge an, in denen Johanna Wolter und Jonas Fedelinski über die Pogromnacht, die jahrhundertelange Diskriminierung und die Verfolgung jüdischer Mitbürger:innen, insbesondere unter dem NS-Regime berichteten. Zudem zeigten sie auf, dass Faschismus und Rechtsextremismus auch heute noch stark sind und nannten dafür Beispiele wie die rechtsextremen Netzwerke in der Polizei.

Auch einige der Stelen des gemeinsamen Projekts Stelen und Steine der Evangelischen Akademie und des Luther-Melanchthon-Gymnasiums waren auf dem Markplatz ausgestellt. Sie sollen die Stolpersteine sichtbar, ja gerade zu unübersehbar machen, die in der Stadt verteilt sind. So groß wie Menschen wachsen sie aus dem Boden und schaffen auf diese Weise Bewusstsein und Sichtbarkeit für die Menschen und Geschichten hinter den Steinen. Mehr über das Projekt können Sie hier erfahren.

Novembergedenken an der Stätte der Mahnung

Im Anschluss an die Infoveranstaltung fand das jährliche Novembergedenken an der Stätte der Mahnung an der Stadtkirche statt, das von der Evangelischen Akademie und der Stadtkirche veranstaltet wurde. Neben den Worten und Momenten des Gedenkens und der Stille, wurde dort auch das Projekt der Linksjugend vorgestellt. Zu ihrer Motivation sagte Johanna Wolter, dass es wichtig sei, auf die Verfolgung der Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus und auf Antisemitismus aufmerksam zu machen. Das Geschehene dürfe nicht vergessen werden, denn Faschismus sei auch heute noch in vielen Köpfen verankert und dem müsse man sich entgegenstellen, fordert Johanna Wolter.

Ein Erfolg

Wie viele Menschen die Jugendlichen mit ihren Vorträgen letztendlich erreicht haben, lässt sich schwer sagen. Fest steht aber, dass sie mit ihrer Aktion ein Statement für eine starke und aktive Erinnerungskultur gesetzt und auf die Wichtigkeit des Erinnerns aufmerksam gemacht haben. Bezeichnend dafür, dass sie damit auch Menschen zum Nachdenken und Reflektieren angeregt haben, waren die Gespräche nach der Infoveranstaltung. Und schon allein das sollte als Erfolg gewertet werden.

Hier finden Sie die Vorträge zum Nachlesen.

Weitere Informationen zu den Jugendfonds sowie die Möglichkeit zur Beantragung sind hier zu finden.

Schlagwörter: Jugend, Partizipation, Politik

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Stelen und Steine

Durch die Stelen ist man gezwungen stehenzubleiben und sich damit auseinanderzusetzen, bei den Stolpersteinen bin ich einfach unbewusst drübergegangen.

Ein Teilnehmer bei den Stelen-Rundgängen am 08.11.2018

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