Diskurs

Bildungsarbeit im Austausch

"Sichtbar Handeln! Gegen Antisemitismus" in Wittenberg
© ConAct/Ruthe Zuntz
© ConAct/Ruthe Zuntz

Im Projekt „Sichtbar Handeln! Gegen Antisemitismus“ organisiert das Koordinierungszentrum ConAct regelmäßig Seminare im Feld der antisemitismussensiblen Bildungsarbeit. Sie richten sich an Fachkräfte aus ganz Deutschland, die im deutsch-israelischen Austausch, der Jugend- oder der Bildungsarbeit wirken. Am letzten Seminar, das Ende März in Wittenberg stattfand, durften auch wir uns mit dem Projekt „Bildspuren“ beteiligen – und haben über unsere Projektarbeit und die Auseinandersetzung mit christlichen Artikulationsformen der Judenfeindschaft gesprochen.

© ConAct/Ruthe Zuntz


Anhand des judenfeindlichen Reliefs an der Wittenberger Stadtkirche vollzogen wir gemeinsam nach, aus welchen Vorstellungen sich antijüdische Bilder des Christentums entwickelten, wie sie sich haben festsetzen können und inwiefern sie die verschiedenen Transformationsprozesse der Judenfeindschaft über die Jahrhunderte begleiteten. Die Geschichte des Reliefs verweist dabei auf gleich drei historische Dimensionen: Erstens, die fundamentale Abgrenzung des Christentums vom Judentum auf Grundlage der Substitutionstheologie. Zweitens, die Radikalisierung judenfeindlicher Agitation durch Martin Luthers Spätschriften. Und drittens, die Indienstnahme des Motivs im Nationalsozialismus zur Plausibilisierung des NS-Rassenantisemitismus. Auf die Kontinuitäten nimmt nicht zuletzt auch die Umschrift der Bodenplatte Bezug, die seit 1988 unter dem Relief angebracht ist: Christliche Judenfeindschaft und Vernichtungsantisemitismus benennt sie als zwei Seiten einer Medaille, die über eine jahrhundertelange Gewatgeschichte in Verbindung zueinanderstehen.    

Im Anschluss an die Führung stellten wir die pädagogischen Angebote im Projekt „Bildspuren“ vor und diskutierten über Wege und Möglichkeiten der Thematisierung judenfeindlicher Bilder des Christentums in der Bildungsarbeit.

Wir bedanken uns bei ConAct herzlich für die Einladung!

Einen ausführlichen Bericht über das Seminar finden Sie auch auf der Webseite des Projekts „Sichtbar Handeln!“

Vincent Kleinbub

Mitarbeiter im Projekt „Bildspuren“ (2022 bis 2023)
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