Die Abgrenzung vom Judentum war dem Christentum lange Zeit eingeschrieben. Mit der Enterbungstheologie wurde bereits in der Antike die Grundlage für zahlreiche judenfeindliche Zuschreibungen gelegt. Mittelalterliche Darstellungen, die Juden in Verbindung mit Schweinen zeigten, beschreiben einen Aspekt dieser christlichen Judenfeindschaft. Ein anderer war und ist die aktive Gewalt: 1492 ereignete sich im mecklenburgischen Sternberg ein Pogrom gegen die dort lebenden Jüdinnen und Juden. Gerechtfertigt wurde es durch den uralten antijüdischen Mythos der Hostienschändung. Die Sternberger Stadtkirche entwickelte sich in der Folge zu einem christlichen Wallfahrtsort, über den sich der Judenhass ins Bewusstsein der Gläubigen einschrieb.
Mit insgesamt 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fuhren wir am Samstag, den 1. Juli von Wittenberg nach Sternberg. Ziel der Exkursion war es, mehr über die Ursachen und Wirkungen christlicher Judenfeindschaft zu erfahren und über die Bearbeitung ihrer noch heute sichtbaren Zeugnisse ins Gespräch zu kommen. Vor Ort erhielten wir eine Kirchenführung durch die Sternberger Stadtkirche St. Maria und St. Nikolaus und einen mehrstündigen Workshop unter der Leitung von Prof. Dr. Kristin Skottki (Juniorprofessorin für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Bayreuth). Intensiv setzten wir uns mit den Ereignissen von 1492, seinen Ursachen und seinen Folgen, aber auch mit den Wirkweisen christlicher Judenfeindschaft und deren Nachwirkungen in der Gegenwart auseinander.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine gelungene Exkursion. Besonderer Dank gebührt Pfarrer Ludwig Hecker, Kirchenführerin Petra Zoschnik und Workshop-Leiterin Kristin Skottki für Umsetzung, Unterstützung und Organisation.
Die Exkursion erfolgte im Rahmen des Projekts „Bildspuren“, gefördert vom Bildungsministerium des Landes Sachsen-Anhalt und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.