Diskurs

„Suchet der Stadt Bestes“ oder „Wanderer, es gibt keine Wege, aber wir müssen gehen.“

Verkündigung im säkularen Umfeld – das Beispiel Bremen

Vortrag von Edda Bosse, Präsidentin der Bremischen Landeskirche, auf der Tagung „Priestertum aller Gläubigen oder landeskirchliche Ordnung? Eine Konfliktgeschichte“

Liebe Zuhörende,

wie wenig akademischen Standards das Folgende genügen wird, ersehen Sie bereits aus dem Titel. Quellenangabe? Fehlanzeige. Zitat 1 geht noch durch, Sie wissen es alle: Jeremia 19.1.Vers7. Zitat 2? Ich gestehe, ich habe es absichtlich verschwiegen. Es fiel mir plötzlich beim vorbereitenden Nachdenken über die Lösung der Aufgabe heute Morgen ein. Wie kann ich über meine Bremische Evangelische Kirche ein Schlaglicht setzen, das ihren weiten Raum, ihre schillernde Lebendigkeit zwischen traditionsbedingter, auch überzeugter Zugehörigkeit, aktiver Bekämpfung, partikularer Bewunderung und absoluter Gleichgültigkeit bewegt und das auch meine Sorge um ihr Fortbestehen in der Zukunft ausleuchtet? Mit der Bibel, den Büchern des Alten und Neuen Testaments als dem Fundament unseres Glaubens – natürlich.

Zitat 2:„Wanderer, es gibt keine Wege, aber wir müssen gehen“ stammt vom italienischen Komponisten Luigi Nono. Neben Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen, der berühmteste Vertreter der sogenannten „Darmstädter Schule“, in der mit der Entwicklung der seriellen Musik, der totalen Aufspaltung des Klanges bzw. dessen Zusammenfügen zu Clustern, sowie das Einbeziehen elektronischer Komponenten, der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ein gewichtiges Kapitel hinzugefügt wurde. Nono, 1924 geboren, schloss nach Vaterwunsch ein Jurastudium ab, studierte zunächst nebenbei, dann hauptsächlich Komposition. 1954 lernte er, anlässlich der Uraufführung von Arnold Schönbergs Oper „Moses und Aron,“ dessen Tochter Nuria kennen, die er 1955 heiratete. 1952 war Nono in die italienische kommunistische Partei eingetreten, der er bis zu seinem Tod aktiv verbunden blieb. In der ersten Lebenshälfte verstand sich Nono in seinem musikalischen Schaffen konsequent humanistisch/ revolutionär/ klassenkämpferisch. Hier sei nur auf seine 1961 uraufgeführte Oper „Intolleranza“ hingewiesen, mit der er vehement gegen Gewalt, Unterdrückung und Verletzung der Menschenwürde auftrat, Geflüchteten -Schicksale thematisierte und Texte von Sartre, Brecht oder Majakowsky in Musik goss, die den Hörern nur so um die Ohren flog und natürlich einen Riesenskandal provozierte. Kernbausteine entnahm er dem 21-Verse langen, in seinem Todesjahr geschriebenen Gedicht „Liberté“, Freiheit des französischen Dichters Paul Éluard (1895 – 1942). Es beginnt: „Auf meine Schulhefte/ Auf mein Pult und die Bäume/ Auf den Sand auf den Schnee/ Schreib ich deinen Namen“….. und endet nach 20 Strophen „Und durch die Macht eines Wortes/ Beginn ich mein Leben neu/ ich bin geboren dich zu kennen/ Dich zu nennen/ Freiheit.“

Wenige Monate nach Veröffentlichung wurde „Liberté“, tausendfach kopiert, von englischen Flugzeugen über dem von Nazideutschland besetzten Frankreich abgeworfen.

Den gesamten Vortrag von Frau Bosse finden Sie hier:

Paul F. Martin

Studienleitung Theologie/ Gesellschaft/ Kultur
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Öffentliche Diskurse in öffentlichen Angelegenheiten.

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