Diskurs

Die BioBlitz-Methode

Ein Beispiel für Citizen Science in der Schule
Screenshot BIOBLITZ

Es ist ein Nachmittag kurz vor den Sommerferien, die Sonne scheint durch die Baumkronen, 25 Siebtklässler schleichen mit ihren Handys über den Schulhof – nicht etwa, um Selfies zu machen, sondern auf der Jagd nach Insekten, Wildkräutern, Sträuchern und Vogelrufen. Wer schafft es, die meisten Arten zu entdecken? 

Was wie ein Spiel aussieht, ist tatsächlich Wissenschaft. Denn Wissenschaft muss nicht im Labor stattfinden. Mit der BioBlitz-Methode wird der Schulhof zur Forschungsstätte – und Schüler:innen zu echten Citizen Scientists.  

Was ist ein BioBlitz? 

Ein BioBlitz ist eine Mitmach-Aktion, bei der innerhalb eines festgelegten Zeitraums und Gebiets so viele Arten wie möglich bestimmt werden sollen. Die Teilnehmenden machen mit ihren Smartphones Fotos oder Tonaufnahmen von Lebewesen und laden diese über eine App wie z. B. iNaturalist auf einen Server hoch. iNaturalist ist eine freie, quelloffene Software (https://github.com/inaturalist) und hat zum Ziel, die Verbindung zwischen Menschen und Natur zu fördern und dabei die weltweite Artenvielfalt zu dokumentieren. Die App hilft mit KI bei der Artbestimmung, unterstützt werden die Bestimmungen durch die Community. 

Die Teilnehmenden lernen so nicht nur spielerisch etwas über Biodiversität, auch ihre Naturbeobachtung sowie digitalen Kompetenzen werden gefördert, zusätzlich können sie auch Citizen Science erleben. Da die Ergebnisse in wissenschaftliche Datenbanken einfließen und beim Monitoring von Arten helfen, werden die Schüler:innen Teil eines weltweiten Projekts. 

So funktioniert’s im Unterricht 

Der BioBlitz eignet sich gut, um innerhalb einer Doppelstunde (90 Minuten) durchgeführt zu werden. Da sich die Schüler:innen einen Account bei der Bestimmungsapp iNaturalist anlegen müssen, empfiehlt es sich, dies als Hausaufgabe aufzugeben. So kann auch gewährleistet werden, dass sie das zusammen mit den Erziehungsberechtigten machen. Da das nicht jeder möchte, bzw. nicht jeder über ein Smartphone mit mobiler Datenverbindung verfügt, werden Gruppen gebildet, denen jeweils mindestens ein Handy zur Verfügung steht. Durch die Arbeit in der Gruppe wird auch die Teamfähigkeit und Kommunikation mit den anderen Mitgliedern gefördert. Eine Anleitung und Anmerkungen für den Einsatz in der Bildung findet man unter https://help.inaturalist.org/en/support/solutions/articles/151000170805-inaturalist-educator-s-guide

Nach einer kurzen Einführung, wie man dem BioBlitz-Projekt beitritt und eine Beobachtung in der App einträgt, haben die Schüler:innen genug Zeit, das Gebiet (z. B. den Schulhof) zu durchstreifen und so viele Beobachtungen wie möglich zu sammeln. Der Wettkampfcharakter motiviert und das Gebiet wird ganz anders als sonst wahrgenommen. Wildkräuter, Bäume und Insekten rücken in den Fokus und sogar unter Steinen wird gesucht, ob es da vielleicht noch etwas zu entdecken gibt. Zum Schluss sieht man über die App sofort, wie viele unterschiedliche Arten entdeckt wurden und welche Gruppe die meisten Beobachtungen gemacht hat. Außerdem können besondere Arten bei der Auswertung angesprochen und die schönsten Fotos angeschaut werden. 

Fazit 

Der BioBlitz ist eine Methode, die Schüler:innen viele Vorteile bietet: Ihr Umweltbewusstsein wird gestärkt und sie lernen, Apps wie iNaturalist effektiv zu nutzen, inklusive GPS-Daten, Fotos und Artbestimmung. Außerdem erfahren sie Selbstwirksamkeit. Die Tatsache, dass ihre Beobachtungen zählen und öffentlich sichtbar sind, stärkt Motivation und Selbstvertrauen. Der Gamification-Charakter um den Wettkampf, wer die meisten Beobachtungen macht, bringt zusätzlich Spaß und Motivation. Viele Teilnehmende genießen aber auch einfach die Freude am Entdecken der Natur, denn oft ist es überraschend, wie viele unterschiedliche Lebewesen direkt vor der Haustür leben. 

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