Ca. 20 Personen trafen sich am 11.10.24 in Merseburg, um gemeinsam zu schauen, welche „Preisträger:innen“ die Jury 2024 ausgewählt hat, und diese Entscheidungen anschließend in einer kleinen Gesprächsrunde zu kommentieren. Die Big Brother Awards sind Negativpreise für Unternehmen, Technologien, Behörden, Personen usw., in denen der Umgang mit – überwiegend persönlichen – Daten eine besonders untergeordnete Rolle spielt. Seit 2000 gibt es diese „Auszeichnung“, die vom Digitalcourage e.V. vergeben werden.
Die (unglücklichen) Preisträger:innen 2024:
- Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für den von ihm mit verantworteten Europäischen Gesundheitsraum, neudeutsch European Health Data Space (EDHS) … (mehr)
- Polizei Sachsen für ihre Pionierarbeit mit dem „videogestützten Personen-Identifikations-System“ (PerIS), mit dem Tatverdächtige in Ermittlungsverfahren ausfindig gemacht werden sollen … (mehr)
- die Handelsplattformen Temu und Shein dafür, dass beide Anbieter die Rechte von Nutzern und Kunden durch Datenschutzgrundsätze und Allgemeinen Geschäftsbedingungen maximal begrenzen oder ganz ausschließen … (mehr)
- die Deutsche Bahn AG für den zunehmenden Digitalzwang, der unüberwachtes Bahnfahren unmöglich machen könnte … (mehr)
- Technikpaternalismus, ein Trend, der dazu führt, dass uns Technik bevormundet, gängelt und mit Besserwisserei nervt, Menschen Entscheidungen abnimmt, sie lückenlos überwacht … (mehr)
Im Anschluss kamen einige der Gäste ins Gespräch:
- Jan Henning, Projektleiter am Landeszentrum Jugend+Kommune Sachsen-Anhalt
- Maria Christina Rost, Landesbeauftrage für den Datenschutz Sachsen-Anhalt
- Philipp Schüller, Bildungsreferent im Offenen Kanal Merseburg-Querfurt
- Heinz-Josef Sprengkamp, Referatsleiter für politische Medienbildung in der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
- Tobias Thiel, Studienleiter für gesellschaftspolitische Jugendbildung an der Ev. Akademie Sachsen-Anhalt
Zum Einstieg lud Tobias Thiel dazu ein, darüber zu berichten, welcher der Awards oder welches Argument besonders hängen geblieben ist. Dabi erzählte er über seine Erfahrungen mit Technikpaternalismus in MS Office und Chat GPT. Für Jan Hennig und Philipp Schüller war die Bahn App und der Digitalisierungszwang bei der Bahn das vielleicht wichtigste, weil alle im Alltag betreffende Thema. Heinz-Josef Sprengkamp ergänzt, dass es in dieser Diskussion auch um den mündigen Bürger geht. Gerade bei der Bahn gehe es ja darum, in einer solidarischen Gesellschaft auch die Menschen im Blick zu behalten, die kein Smartphone haben. Ausgehend von diesen Aussagen wurden weitere Themen besprochen und insbesondere die Möglichkeiten der Medienbildung in den Blick genommen.
Die ganze Diskussion (ab ca. 2:18:00) sowie die Übertragung der Big Brother Awards 2024 aus Bielefeld kann hier beim Offenen Kanal Merseburg-Querfurt nachgeschaut werden: