Diskurs

Orte junger Menschen per Geocaching entdecken und beschreiben

So einfach kann man Geocaching nutzen, um mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu ihren Orten in ihrem Lebensumfeld zu kommen. Dabei können die erstellten Punkte sowohl für Reflektionen über die Jugendlichen selbst und ihre Sicht auf sich und ihre Umwelt als auch für Sozialraumanalysen und Stadtentwicklungsprojekte genutzt werden.

Idee:

Kinder und Jugendliche haben bestimmte Orte, an denen sie sich gern aufhalten. Oft sind diese Orte durch eine besondere Qualität gekennzeichnet und sind den Kommunalpolitikern und der für die Stadtentwicklung verantwortlichen Verwaltung oft nicht bekannt. Außerdem bieten sie Außenstehenden (Touristen, Jugendgruppen, …) einen anderen Zugang zu einer Stadt. Geocaching ist ein geeignetes – und als Schatzsuche für Kinder attraktives – Werkzeug, um diese Orte und die dazugehörigen Informationen zu veröffentlichen.

Ziele:

Kinder und Jugendliche identifizieren Orte, die ihnen wichtig sind. Sie diskutieren und beschreiben, was die Qualität dieser Orte ausmacht. Die Orte und Beschreibungen veröffentlichen sie als Geocaches und stellen sie damit sowohl Touristen als auch der kommunalen Öffentlichkeit vor. Die Teilnehmenden lernen bei dieser Gelegenheit auch, das digitale Medium „Geocaching“ zu nutzen, um auf eigene Themen aufmerksam zu machen.

(Die Diskussionen und Beschreibungen können in weitere Vorhaben zu Stadtentwicklung einfließen und die Orte z.B. für einen Jugendstadtplan verwendet werden.)

Umsetzung: Kinder oder Jugendliche aus einem Stadtteil oder einer Region werden zu einem mehrtägigen Projekt eingeladen. Dabei kann es sich sowohl um ein Wochenende als auch um eine regelmäßige, z.B. wöchentliche, Arbeitsgemeinschaft handeln.

Nach einer Einführung nutzen sie Geocaching, um ihren Stadtteil oder andere Regionen in der Schatzsuche spielerisch zu erkunden und gleichzeitig unterschiedliche Geocaching-Konzepte und Beschreibungen kennenzulernen. Gleichzeitig steigert das Geocaching die Motivation, eigene Caches zu erstellen.

Im zweiten Schritt beschäftigen sich die Teilnehmenden mit Orten, an denen sie sich gern oder auch überhaupt nicht gern aufhalten. Sie beschreiben diese Orte, nehmen die GPS-Koordinaten auf, machen nach Möglichkeit Fotos und stellen die Besonderheiten vor.

Daraus entwickeln sie anschließend Geocaches. Wenn es ein Rundgang (Multicache) werden soll, überlegen sie, wie sie die Orte (Stationen) sinnvoll miteinander verbinden können und welcher Ort sich am besten für das Ziel (Final) eignet. Dort verstecken sie eine wasserdichte Dose, die mit dem Namen des Caches beschriftet wurde und ein Logbuch und Gimmicks zum Mitnehmen enthält. Damit es eine echte Schnitzeljagd wird, sollte es neben der Beschreibung an jeder Station eine Aufgabe geben, die die späteren Nutzer (Cacher) lösen müssen. Aus allen Lösungen ergibt sich dann das Ziel bzw. die Koordinate des Finals. Zum Schluss wird der Cache bei einem der Geocaching-Portale veröffentlicht.

Alternativ können die Teilnehmenden auch an jedem einzelnen Ort einen Cache (Traditional) verstecken.

Materialien:

GPS-Geräte (mind. eins pro vier Teilnehmende), Kamera, Computer – alternativ können auch Tablet-PCs oder Handys verwendet werden.

Vorbereitungen:

Eingerichteter Zugang zu Geocaching-Portal(en) und Kenntnis der Richtlinien zur Veröffentlichung eines Caches. Wenn eine Veröffentlichung bei www.geocaching.com geplant ist, prüfen, welche Caches es in dem betreffenden Gebiet gibt und ob es unter Beachtung der Abstandsregel (>161m) noch freie Plätze für eigene Caches gibt.

Erfahrungen:

In Wittenberg-Piesteritz nahmen 14 Kinder im Alter von 10 Jahren an einer wöchentlichen Arbeitsgemeinschaft teil, die über 20 Wochen jeweils ca. 90 Minute dauerte. Am Ende sind Beschreibungen für fünf Orte entstanden. Drei wurden bei www.geocaching.com veröffentlicht: Am Bunkerberg, Garagencache und Sportplatz. Für besondere Diskussionen sorgte der Garagencache, der von vielen Geocachern als ein zu hässlicher Ort beschrieben wurde. Die Kinder haben sich daraufhin mit den Geocaching-Richtlinien beschäftigt und geantwortet, dass Geocaching nicht nur etwas für schöne Orte ist und warum ihnen dieser Ort wichtig ist.

Die Kinder hatten großen Spaß beim Geocaching, beim Entdecken von neuen Orten und der Suche nach den versteckten Dosen. Allerdings waren 90 Minuten oft zu kurz, um auch entferntere Caches und damit eine große Diversität entdecken zu können.

Die Kinder haben die Caches selbst veröffentlicht. Da sie insgesamt wenig Vorerfahrungen in der Nutzung des Computers hatten, war diese Aufgabe eine große Herausforderung für sie. Die Texte sind auch deshalb ziemlich kurz gehalten. In einem ähnlichen Projekt in Weimar haben sich Erwachsene die Texte der Kinder diktieren und die Fotos geben lassen. Dadurch wurde die Bearbeitungszeit deutlich reduziert, was es den Kindern auch einfacher machte, den Spannungsbogen besser zu halten.

Medienpädagogisch haben die Kinder in dem Projekt gelernt, den Computer und Tablets für gezielte Aufgaben zu nutzen. Sie haben sich Caches in der Nähe herausgesucht und die Koordinaten an die GPS-Geräte übertragen. Im zweiten Teil haben sie gelernt, Texte zu verfassen und diese im Netz in einer Online-Community zu veröffentlichen, die die Caches nutzt und Feedbacks gibt.

Schlagwörter: Digitalisierung

Tobias Thiel

Studienleiter für gesellschaftspolitische Jugendbildung
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