Schnell schon nach dem Corona-Ausbruch zeichnete sich ab, dass einige Menschen härter davon betroffen sind als andere – und das nicht nur gesundheitlich. Während in Deutschland der Sozialstaat die existentielle Bedrohung mildert, haben in anderen Teilen der Welt ganze Länder extreme Einbußen zu verzeichnen. Auch der Textilhandel ist stark von der derzeitigen Krise beeinträchtigt. Fatale Folgen bekommen dabei vor allem die Schwächsten in den Lieferketten zu spüren. Doch was können die einzelnen Akteure tun? Im Planspiel FairKleidung finden sich die Spielenden in Akteure des Textilhandels ein. In einer speziellen Corona-Edition für den digitalen Raum suchen sie nach Lösungen zur aktuellen Situation. Finden sie einen Ausweg?
Der Textilhandel in der Corona-Krise
In Deutschland kaufen seit den Einschränkungen sehr viel weniger Menschen Kleidung. Die Modeketten reagieren schnell mit der Stornierung von Aufträgen. Nun bleiben Textilfabriken auf teilweise schon produzierter Ware sitzen und Einkünfte bleiben aus. Besonders zu spüren bekommen das die Arbeiter*innen ohne Verträge und ohne soziale Absicherungen. Menschen, die in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs nur mäßig am Gewinn beteiligt wurden, nicht vorsorgen oder sich Absicherungen erkämpfen konnten, haben in der Corona-Pandemie von heute auf morgen keine ausreichenden Ressourcen für das tägliche Überleben.
Die Wirtschaftskrise im Zuge des Lock-Downs betrifft zwar viele Existenzen, doch in Deutschland wird extreme Armut zum Glück durch den Sozialstaat gemildert und Betroffene erfahren Solidarität. Diese Solidarität endet in der Regel an den nationalen Grenzen, während sich die Wirtschaft schon längst ganz selbstverständlich darüber hinaus organisiert. Krisen treffen dann insbesondere für die Schwächsten in den Lieferketten – Arbeiter*innen, die zwar maßgeblich für den deutschen Markt produzieren, mit denen die Käufer*innen in Deutschland jedoch keine organisierte Solidarität leben. Ein Phänomen, das besonders im Textilhandel deutlich wird.
Weitere Informationen zur Corona-Krise im Textilhandel:
- Tagesschau (01.05.2020): „Fabriken holen Arbeiterinnen zurück“
- DW (04.04.2020): „Der globalisierte Corona-Schock in der Textilindustrie“
- Süddeutsche Zeitung (17.04.2020): „Die Show ist vorbei“
- Human Rights Watch (02.04.2020): „Brands Abandon Asia Workers in Pandemic”
Impulsvideos, welche den Spielenden im Plenum gezeigt werden können:
- Dokumentation „08 planet e. pandemie: Wie die Modebranche leidet“
- Video zur Situation der Arbeiter*innen in Bangladesch
- Erklärendes Video zur Situation und zur Initiative Lieferkettengesetz
Solidarität durch Engagement und Spenden:
- FEMNET Corona-Nothilfefonds für Textilarbeiterinnen
- Christliche Initiative Romero
- Intitiative Lieferkettengesetz
Das Planspiel FairKleidung
Das Planspiel FairKleidung führt die Spielenden an das Thema Unternehmensverantwortung und Lieferketten im Textilhandel heran. Als Käufer*innen der fiktiven Modekette C&M in Deutschland, als Textilproduzent TextilePro, als dessen Arbeiter*innen in Dhaka und als Mitglieder der NGO FairKleidung versetzen sie sich in die Rolle verschiedener Akteure des Textilhandels. Sie arbeiten ihre individuellen Interessen heraus und beziehen Stellung. Unterbrochen durch Interventionen seitens der Spielleitung, korrespondieren sie miteinander. Im Abschlussplenum tragen sie ihre Forderungen in die Politik.
Bisher wurde die Spielsituation durch einen fatalen Fabrikunfall verschärft. Doch was passiert bei einer weltweiten Pandemie?
FairKleidung im digitalen Raum
FairKleidung wurde den Umständen entsprechend nun auch im digitalen Raum erprobt. Hier gestaltet sich der Aufbau des Spiels etwas anders: Jede Akteursgruppe kann zwei ihr zugängliche Räume betreten und dort mit jeweils zwei anderen Akteuren in Kontakt treten und verhandeln. In kurzen Video-Clips gewinnen die Spielenden einen schnellen Einblick in ihre Rollen. Während das erste Erprobungsspiel mit Video-Konferenzen in Jitsi und Chaträumen auf PinUp technisch leider noch nicht einwandfrei verlief, funktionierte das Spiel auf einem bereits eingerichteten Discord-Server optimal. Dort konnten verschiedene Chat- und Sprachräume im gleichen Tool eingerichtet werden, was zu einer erleichterten Bedienung führte.
Das FairKleidung Planspiel – auf die Corona Situation angepasst – ist sowohl digital als auch analog spielbar. Im PDF-Dokument befinden sich alle Informationsseiten und Interventionen. Im Word-Dokument können sie noch an die individuelle Situation hin angepasst werden.
Weitere Beiträge zu Globalem Lernen in der Konfi-Arbeit und Anregungen zur Nutzung digitaler Medien: