Liebe Leserinnen und Leser,
Netzwerke zwischen Institutionen und Personen, die (neben ihrem Hauptziel) ähnliche Anliegen verfolgen und sich gegenseitig stärken, gemeinsame Aktionen organisieren oder als Lobbyisten auftreten, werden in der (kirchlichen) Umweltarbeit zahlreicher. Die Klimaallianz Deutschland kennen Sie, den Ökumenischen Prozess – Umkehr zum Leben ebenso. Astrid Hake stellt in dieser Ausgabe die Aktion „Es reicht! Mut zur Suffizienz“ des Ökumenischen Netzwerkes Klimagerechtigkeit vor. Und als Basisbewegung wirbt eine Initiativgruppe mit dem Sprecher Pfarrer Karsten Röhr für das „Ökumenisches Netzwerk für nachhaltiges Leben auf der einen Erde (cfdw) -Christ/innen für den Wandel“. Sie sind mir durch den Kirchentag in Nürnberg aufgefallen.
Brauchen wir all diese und weitere kirchliche Umweltnetzwerke? Ja. Klar. Jede Initiative für die Bewahrung der Schöpfung und damit auch unserer Lebensgrundlagen ist wichtig. Denn auch in unseren Kirchen ist noch so viel zu tun… Und wie können die Netzwerke erfolgreich arbeiten und wirken? Ich denke, indem sie neben dem gemeinsamen Anliegen auch dafür sorgen, dass jedes einzelne Mitglied etwas dabei gewinnt. Nur dann wird es dranbleiben. Und das Netzwerk kann mehr sein als die Summe seiner (zahlenden) Mitglieder.
In dieser Briefe-Ausgabe finden Sie ermutigende Aktionen, wie Otto pflanzt und das LoLa in Jena. Und ich möchte Sie aufmerksam machen auf die Nationale Wasserstrategie des Bundes sowie die gesetzgeberische Reaktion auf die Trockenheit der letzten Jahre in Sachsen-Anhalt. Mit dem aktualisierten Wassergesetz ändert sich die Grundphilosophie vom schnellen Ableiten zum Halten des Wassers in der Fläche. Das ist sehr zu begrüßen, es bedeutet aber auch, dass Staue und Wehre gebaut und ertüchtig werden. Hier gilt es, die „Risiken und Nebenwirkungen“ zu beachten.
Bleiben Sie behütet. Frohe Grüße
Ihre Siegrun Höhne
Geistliches Wort
Eine kurze Zeitreise und die Frage: können wir Menschen einfach nicht anders, als Gottes gute Schöpfung zu zerstören?
von Siegrun Höhne
zum Abschluss des Elbe-Saale-Camps 2023
Ich möchte Sie zunächst in das Jahr 1492 entführen. In diesem Jahr glaubte Christoph Kolumbus, den Seeweg nach Indien gefunden zu haben. Er hatte sich geirrt, doch seine Entdeckung hat trotzdem die gesamte Welt nachhaltig verändert.
Im gleichen Jahr veröffentlichte in Leipzig ein gewisser Paul Schneevogel, der sich ganz im Geist seiner Zeit Paulus Niavis nannte, eine allegorische Erzählung. Niavis war Gymnasiallehrer, stammte aus Cheb in Böhmen und lebte nach seinem Studium in Leipzig, Chemnitz und Bautzen. Sein kleines Buch stellt die Frage nach dem Recht des Menschen, die Natur zu plündern.
Niavis Zeit ist die des Berggeschreys – reiche Silberadern wurden im Erzgebirge entdeckt und zig-tausende Menschen strömten ins sächsisch- böhmische Dorado, um hier zu Reichtum zu kommen. Glücksritter wie Spekulanten, arme Teufel wie Montanunternehmer. Schächte und Stollen wurden in die Berge getrieben, Bäche umgeleitet, Wälder abgeholzt und Abraumhalden aufgeschüttet. Bäche waren mit Blei und Arsen vergiftet, Schmelzöfen und Meiler verpesteten die Luft, Menschen wurden krank. Aus dem gewonnenen Feinsilber prägten die Grafen von Schlick den Joachimsthaler Guldengroschen, den Namensgeber für den Taler – und später auch für den Dollar. Silber-Städte wie Freiberg und Joachimsthal wurden reich und prunkvoll. Das kann man heute noch in den Städten und vor allem in den Kirchen dort besichtigen. Doch es gab auch kritische Stimmen. Eine von ihnen: Paulus Niavis.
In seiner Erzählung berichtet er von einem Gerichtsprozess: Ein Eremit gelangt in ein üppiges, grünes Tal. Hier belauscht er eine merkwürdige Szene: Die Götter (Roms), allen voran Jupiter, befinden über eine Klage von Götterbote Merkur. Die Anklage lautet: Vergewaltigung und Schändung der Mutter Erde (Terra Mater) durch Eindringen in ihre Eingeweide und Gebärmutter. Sie selbst erscheint mit blassem Gesicht und abgerissenem grünen Gewand als Zeugin. Ihr Leib ist „blutbespritzt und voller Wunden. Keine Spur mehr von Anmut und Schönheit“. Der Beklagte: Homo montanus, der Bergmann. Er verteidigt sich mit kühl ökonomischen Argumenten: Die Güter seien nun mal ungleich in den Regionen der Welt verteilt. Keine Region könne sich allein erhalten. Folglich müssten sich die Länder gegenseitig helfen und ihre Güter austauschen. Aber dazu braucht man eben Geld – also Silber. Dieses Metall sei eine Gabe der Götter selbst, die Erde habe sie jedoch bösartig unter der Oberfläche verteilt, nicht wie eine gute Mutter, sondern wie eine böse Stiefmutter. Daher wäre das gewaltsame Eindringen in den Schoß der Erde gerechtfertigt.
Im Text taucht ein erstaunlich modernes Vokabular auf: sustenare und conservare – heute kennen wir sie als Sustainability und Conservation im Sinne des Schutzes der Regenerationsfähigkeit der Ökosysteme.
Doch wie lautetet nun das Urteil der Götter? Was meinen Sie? … Er darf, der Homo montanus. Er darf die Erde plündern. Und Terra Mater: sie darf sich furchtbar rächen: mit Steinschlägen und Verschüttungen, mit Wassereinbrüchen, Hochwasser, Dürren und anderen Katastrophen.
Sind wir überrascht? Wie würde das Urteil heute, angesichts der globalen Umweltsünden der Menschen oder der konkreten Situation an der Elbe, lauten? Kommt drauf an, wen man fragt. Wir „im Westen“ leben und wirtschaften bekanntlich im ökonomischen, kulturellen und geistigen Erbe der Renaissance.
Der Mensch darf die Erde plündern und die Erde darf sich dafür rächen. So sagen es die Götter. Das ist es, was wir bis heute erleben, auch wenn es nicht so drastisch formuliert wird. Was als wirtschaftlich wichtig/ notwendig/ nicht verzichtbar gilt, wird meist auch umgesetzt. Für Fortschritt, für Wettbewerbsvorteile, für Renditen und für den Erhalt der Sozialsysteme. Welche Ressourcen dafür gebraucht und verbraucht werden, welche Naturräume und Sozialräume dabei zerstört werden, welche kulturellen Eigenheiten nivelliert werden, scheint nebensächlich zu sein. Zum Schadensausgleich gibt es marktgängige Instrumente: Kompensation und/ oder Zertifikate.
Doch wer sind diese Götter heute? Wer beschließt und entscheidet, dass diese Art des Wirtschaftens und des Denkens alternativlos ist? Ein ehemaliger Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt sagte mir einmal „Wir fressen diese Erde auf, Frau Höhne. Auch wenn wir es anders wollen, wir können es nicht anders.“
Wenn dem so ist, wenn der Mensch sich seit seinem Rauswurf aus dem Paradies bzw. seiner Sesshaftwerdung in Mesopotamien nur dann weiterentwickeln, sich vermehren und wohlhabender werden konnte, wenn er die Natur zu seinem Vorteil umgestaltete, sich in die Erde grub, Wasserläufe manipulierte, Wälder rodete, wenn er Terra Mater durchbohrt und vergewaltigt, bestrebt ist, die Natur zu besitzen und zu beherrschen, dann dürfte das sehr tief in unserer kollektiven Identität eingeschrieben sein.
Was bedeutet das für unsere Ziele, für unser Engagement für die Bewahrung der Schöpfung, den Schutz der Natur, die Rettung der Erde oder den Schutz der Elbe? Wenn der Mensch gar nicht anders kann?
Lassen wir uns nicht so schnell frustrieren. Denn der Mensch, von dem ich die ganze Zeit geredet habe, ist quasi die Gesellschaft als Gesamtheit. Und eine Gesamtheit besteht immer aus vielen einzelnen unterschiedlichen Individuen. Also Menschen, die die Welt ganz unterschiedlich sehen können und wollen. Sie hier zum Beispiel: ich vermute, dass es unter Elbe-Saale-Campern ganz andere Vorstellungen zum Umgang mit der Natur gibt. Und viele, oft auch junge Menschen, engagieren sich heute in neuen Bewegungen: für das Klima, für Naturschutz, für eine andere Wirtschaftsordnung, für Gerechtigkeit in den Handelsbeziehungen usw. Sie alle glauben daran, dass der Mensch anders kann. Und sie tun etwas dafür.
Das reicht nicht, um die Erde zu retten? Vielleicht.
Ich möchte Sie an dieser Stelle auf zwei Ressourcen aufmerksam machen, Fähigkeiten, über die wir alle verfügen und die sehr machtvoll sind: Wir können denken. Und: wir können glauben. Denken und glauben.
Zunächst das Denken: Am Beispiel der Elbe.
Wer nur auf den Flusslauf schaut und kraft seines Amtes oder Auftrages oder Interesses Veränderungen in den Fluss bauen will, um ihn besser an eine einzelne Nutzung anzupassen, übersieht, dass der Fluss nur die tiefste Stelle eines riesigen Landschaftsraumes ist, dem das Wasser fehlt. Oder der bei viel Niederschlag nicht in der Lage ist, das Wasser ausreichend zu speichern.
Wer nur auf die Auen sieht als geschützte Lebensräume oder auch als landwirtschaftliche Nutzfläche, kraft einer Verordnung oder eines betrieblichen Interesses, übersieht, dass Fluss und Aue eine untrennbare Einheit mit entsprechenden Wechselwirkungen bilden und deshalb voneinander abhängig sind. Maßnahmen am Fluss beeinflussen die Auen mit.
Diese einfachen Feststellungen immer wieder deutlich zu machen, öffentlich zu machen, aufzuzeigen, dass der gesellschaftliche Gewinn von Investitionen in das Fluss-Aue-System höher ist als der Gewinn einzelner Wirtschaftsinteressen, wäre ein Ergebnis des Denkens.
Wir können denken und dann handeln. Wir können recherchieren, informieren, protestieren, kooperieren, investieren… und noch viel mehr.
Wir können denken und praktisch tun: Archen bauen zum Beispiel. Wie Noah. Archen, die nach der Flut das Leben zurückbringen. Auf welche Rache Terra Mater auch sinnt, sie ist nie zielgerichtet und trifft oft Menschen, die die Schuld nicht tragen. Die Erfahrung der letzten Jahre hier in Deutschland zeigt, dass die Kosten des „Wiedergutmachens“ auch nicht von den Schuldigen, sondern der Allgemeinheit der Steuerzahler getragen werden. Archen können so vieles sein: Wiesen, die so bewirtschaftet werden, dass Gottes Getier sich wohl fühlt. Oder eine Solidarische Landwirtschaft, die zeigt, dass es erfolgreich anders geht mit dem Bebauen des Ackers. Oder ein Elbe-Saale-Camp, in dem sich Menschen austauschen, bestärken, verabreden. So vieles und viel mehr.
Wir können denken und uns auf neue Wege einlassen. Ausgetretene Pfade verlassen oder das Schiff vom Kurs abkommen lassen. Wie Kolumbus finden wir vielleicht nicht das Gesuchte, aber womöglich etwas Neues. Und wir geben Gott in unserer durchgeplanten und kontrollierten Welt eine Lücke, die er mit Überraschungen füllen kann.
Denken und Glauben. Die Ressource Glauben.
Angesichts der Nachrichten, der eigenen Erfahrungen und der allgemeinen Krisenstimmung könnten wir resignieren, frustriert aufgeben und uns ins Private zurückziehen. Kopf in den Sand. Gerade vorgestern hörte ich von einer Studie, die besagt, dass sehr viele Menschen hier in Mitteldeutschland genau das jetzt tun. Die Einsicht dass ich, dass Sie, dass wir alle diese Welt, die Vielfalt der Arten oder auch die Elbe, oder die …, nicht retten können, ist schwer zu ertragen.
Doch wenn ich glaube, kann ich sicher sein, dass ich das auch nicht muss. Ich trage nicht die Verantwortung für diese Welt. Die trägt Gott. Ich trage die Verantwortung für mich und mein Tun. Ich tue mein Werk, so gut ich kann und vertraue auf Gott, dass der sein Werk tut. Dieser Glaube gibt Kraft, weiterzumachen, und immer wieder neu anzufangen, neu zu denken, zu informieren und Archen mitzubauen.
Glaube gibt Kraft und Gelassenheit. Und Freude.
Ich bin Teil von Gottes guter Schöpfung und fühle mich als Teil. Ein Beispiel: es gibt bei mir zu Hause im Wald eine Stelle am Bach, die einfach unglaublich schön und lebendig ist. Zu jeder Jahreszeit. Sie ist etwas weit draußen und nicht ganz leicht zu finden. Hier bin ich Teil des lebendigen Gewusels. Natur ist hier nicht zu erleben oder zu genießen, sondern einfach ein Sein. Ich hoffe, ihr habt auch solche Orte. Zu spüren, ein Teil des Lebenden zu sein, macht einfach froh.
Glaube gibt Kraft, Gelassenheit und Freude.
Im Vertrauen auf Gott dient unser Denken und unser Tun dem Leben.
Halten wir daran fest.
PS: Freuen Sie sich auf einen Fotobericht vom Elbe-Saale-Camp im nächsten Heft.
Aktion
Es reicht. Mehr Mut zu Suffizienz!
Kirchliches Netzwerk wirbt für eine Politik des „rechten Maßes“ – und um Unterstützung dafür
von Astrid Hake
Jedes Jahr erinnert der „Erdüberlastungstag“ daran, dass die Menschheit mehr natürliche Ressourcen verbraucht, als von der Natur neu zur Verfügung gestellt werden können. Und dieser Zeitpunkt wird immer früher im Jahr erreicht, 2023 war es bereits Anfang Mai der Fall. Das bedeutet: Wenn allen Menschen – auch künftiger Generationen – ein gutes Leben möglich sein soll, muss der Ressourcenverbrauch drastisch reduziert werden. Da das allein mit Effizienzsteigerungen nicht erreichbar ist, rückt langsam ein Schlüsselprinzip der Nachhaltigkeit ins öffentliche Bewusstsein, das lange gemieden wurde: die Suffizienz.
Die politische Angst vor dem rechten Maß
Suffizienz steht für kluge Begrenzungen und ein „Weniger ist mehr“. Das Ziel ist die absolute Verringerung des Energie- und Materialverbrauchs zugunsten des Erhalts der natürlichen Regenerationsfähigkeit des Ökosystems Erde. Wenn wir noch eine Chance haben wollen, die Pariser Klimaziele zu erreichen, kommen wir um eine Einschränkung unseres verschwenderischen Wirtschafts- und Lebensstils nicht herum. Dies belegen zahlreiche internationale und nationale Studien wie die aktuelle Studie des Exzellenzclusters „Klima, Klimawandel und Gesellschaft“ (CLICCS) der Universität Hamburg. Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius ist derzeit nicht wahrscheinlich. Gesellschaftliche Treiber wie das Verhalten von Unternehmen und unsere Konsummuster bremsen weltweit den notwendigen Klimaschutz. Im Kern geht es also um die Frage, was wir als Gesellschaft tun können, um weniger Energie und Ressourcen zu verbrauchen. Und: benötigen wir überhaupt so viel?
Energie- und ressourcenschonendes Handeln in allen gesellschaftlichen Bereichen zu bewerkstelligen und zu fördern, ist Aufgabe der Politik. Einzelne können beispielsweise kaum auf das Fahrrad oder öffentlichen Nahverkehr umsteigen, wenn sie in einer ländlichen Region leben, in der ein Bus nur zweimal am Tag fährt. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist eine politische Entscheidung. Forderungen nach mehr Suffizienz – sei es bei der Begrenzung der Geschwindigkeit auf Autobahnen, beim Fleischkonsum oder bei der Größe des Eigenheims – lösen aber bei vielen Politikerinnen und Politikern Ablehnung und Ängste aus: vor Empörung, Protesten und schlechten Wahlergebnissen. „Man kann die Menschen nicht zwingen, auf bestimmte Formen des Konsums zu verzichten“ oder „Suffizienz führt zum Kollaps unseres Wirtschaftssystems“ lauten nur einige Ausflüchte vor der Frage nach dem rechten Maß. Wer für ein Weniger wirbt, gilt entweder als naiv, moralisierend oder gar als gefährlich. In unserer Welt des Wirtschaftswachstums scheint das Suffizienzprinzip die kapitalistische Logik in Frage zu stellen und gilt damit als abwegig und politisch nicht umsetzbar.
Suffizienz – auch eine Chance?
Abgesehen davon, dass Suffizienz dringend geboten und notwendig ist, müssen politische Maßnahmen, die dem Suffizienzprinzip entsprechen, nicht abschreckend sein. Sie stellen die Dinge nicht auf den Kopf, wie manch ablehnende Äußerung vermuten lässt, sondern fördern Möglichkeiten, vorhandene Ressourcen zu nutzen und keine neuen in Anspruch zu nehmen. Das kann der Umbau einer Straße zu einem Rad- und Fahrradweg, die verlängerte Lebens- und Nutzungsdauer einer Kaffeemaschine oder die Umnutzung von Büro- zu Wohnflächen sein. Viele Suffizienz-Maßnahmen benötigen kurzfristig nur sehr geringe Investitionen und sind leicht umsetzbar wie z. B. ein Tempolimit. Zahlreiche Forschungsprojekte der vergangenen Jahre zeigen praxistaugliche Wege, wie die Rahmenbedingungen für Mobilität, Wohnen, Konsum, Ernährung, Energieversorgung, Industrieproduktion und Logistik langfristig nachhaltig umgestaltet werden können. Die Ansätze reichen von der Förderung der Reparierbarkeit von Produkten bis hin zur Einführung einer Ressourcensteuer. Damit trägt Suffizienz nicht nur zum sozialökologischen Wandel bei, sondern stärkt die Resilienz der Gesellschaft und der Wirtschaft. Wer weniger braucht, ist unabhängiger und handlungsfähiger bei Problemen mit den Lieferketten und kann Krisen besser begegnen. Die Energiekrise seit dem Ukrainekrieg hat vor Augen geführt, dass Einsparungen beim Energieverbrauch machbar sind und Abhängigkeiten verringern.
Für die einzelnen Menschen mögen die Änderungen der sozialen Praktiken aufwendiger sein, sie haben jedoch oft auch positive Nebeneffekte. Wer mit dem Rad zur Arbeit fährt, braucht vielleicht mehr Zeit, tut gleichzeitig aber etwas für seine Gesundheit. Frisch zubereitete Mahlzeiten sind zeitintensiver, aber gesünder als Fast Food und Tiefkühlprodukte. Genuss ist nicht gleichzusetzen mit Konsum; Lebensqualität kann ohne übermäßigen materiellen Reichtum erreicht werden. Kommt Ihnen dies bekannt vor? Vielleicht kennen auch Sie die zufriedenen Momente, als Sie das letzte Mal in Ruhe ein Buch gelesen, mit Freunden gesprochen und gelacht, einen ausgedehnten Waldspaziergang gemacht oder sich von Musik haben berühren lassen. Weniger Stress und Getriebensein bedeuten auch Zeitwohlstand und Achtsamkeit für sich und seine Mitwelt.
Was Kirchen mit Suffizienz zu tun haben
In den Kirchen haben Auseinandersetzungen mit Gerechtigkeit und Verzicht eine lange Tradition. Biblische Geschichten geben Zeugnis von der „vollen Genüge“, die mehr umfasst als nur das Materielle, sondern ein volles, gelingendes Leben ohne Mangel für alle Geschöpfe. Die Erde ist reich an Gaben und bietet genug für alle. Mit der Frage nach dem „Genug“ und dem guten Leben ist immer auch die Frage nach der Gerechtigkeit verbunden. Eine „Ethik des Genug“ wird zum ersten Mal in der Denkschrift der EKD von 2009 „Umkehr zum Leben – Nachhaltige Entwicklung im Zeichen des Klimawandels“ erwähnt und führt diese Motive im Zusammenhang mit der ökologischen Krise weiter aus. Die Forderung nach einem anderen Lebensstil wird nicht als Bedrohung, sondern als lebensbejahende Chance verstanden. Angesichts der globalen Ungleichheiten muss eine Ethik des Genug aus zwei Perspektiven betrachtet werden: Diejenigen, die nicht genug zum Leben haben, müssen in die Lage versetzt werden, ein Leben zu führen, bei dem sie alles Lebensnotwendige bekommen. Und diejenigen, die mehr als genug haben, müssen lernen, es genug sein zu lassen und mit anderen zu teilen.
Die ethischen Reflexionen schaffen Bewusstsein und stärken die innere Haltung. Zugleich geben sie Orientierung beim Handeln. Unzählige Beispiele aus dem kirchlichen Raum zeigen, wie Suffizienz gelebte Praxis ist. Dazu gehören z. B. Aktionen wie das Autofasten, Programme zur Umstellung der Ernährung, öko-faire Gemeinden, Repair-Cafés und Tauschbörsen, solidarische Landwirtschaft auf Kirchenland oder Gemeinwohlbilanzierung. Gemeinsam sind diesen Projekten und Initiativen, dass sie zur Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit beitragen wollen. Die Erfahrungen vieler kirchlicher Akteure sind angesichts der schreienden Ungerechtigkeiten und der Dringlichkeit zum Wandel Grund genug, das Thema Suffizienz stärker in die politische Debatte einzubringen.
Mehr Mut zu Suffizienz
Das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit (ÖNK), ein bundesweites Bündnis von mehr als 100 kirchlichen Organisationen, die sich für Klimagerechtigkeit in Kirche, Politik und Gesellschaft einsetzen, hat sich genau dies zum Ziel gesetzt. Mit der Aktion „Es reicht. Mehr Mut zu Suffizienz!“ fordert das Netzwerk von der Politik mehr Offenheit für eine Diskussion darüber, welchen Beitrag Suffizienz und Suffizienzpolitik im Verbund mit Konsistenz und Effizienz für eine nachhaltige Entwicklung und das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele leisten können. Dazu hat das ÖNK positive Beispiele aus der kirchlichen Praxis zusammengetragen, die anschaulich zeigen, dass Menschen sich auf den Weg gemacht haben zu einer nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise. Ergänzend zu diesen Praxisbeispielen macht das Bündnis Vorschläge für konkrete, realisierbare Maßnahmen einer Suffizienzpolitik. Dadurch sollen die politischen Entscheidungsträger:innen ermuntert und ermutigt werden, über Suffizienz als politische Strategie nachzudenken und Widerstände abzubauen. Um diesen Prozess in Gang zu bringen, lädt das ÖNK seine Mitglieder und alle anderen Interessierten ein, den persönlichen Kontakt zu den Bundestagsabgeordneten im jeweiligen Wahlkreis zu suchen und mit ihnen über Suffizienz und konkrete politische Maßnahmen zu sprechen. Je mehr Bundestagsabgeordnete angesprochen werden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Thema im politischen Raum Akzeptanz finden und Kreise ziehen wird.
Wenn auch Sie Teil dieses politischen Meinungsbildungsprozesses sein und sich für Suffizienz als politisches Ziel einsetzen möchten, können Sie sich gern an der Aktion beteiligen. Zur Unterstützung hält das Netzwerk hilfreiche Materialien wie Argumentationshilfen, Textvorlagen und Handlungsleitfäden bereit. Diese finden Sie auf der Internetseite: www.kirchen-fuer-klimagerechtigkeit.de
Astrid Hake
Koordination Ökumenisches Netzwerk Klimagerechtigkeit
Ökumenisches Netzwerk Klimagerechtigkeit
c/o Zentrum für Mission und Ökumene – Nordkirche weltweit
Agathe-Lasch-Weg 16 | 22605 Hamburg
Tel.: 040 88181-421
www.kirchen-fuer-klimagerechtigkeit.de
Zukunftswerkstätten Kultur und Klimaschutz
von der Klima-Allianz Deutschland
Kultur und Klimaschutz sind zwei riesige Themenkomplexe, die auf vielfältige Weise miteinander verwoben sind. Die Klimadebatte wird dem bisher nicht gerecht. Um einen Anfang zu schaffen, lädt die Klima-Allianz Deutschland im Herbst 2023 zu vier Zukunftswerkstätten in Bremerhaven, Berlin, Bonn und Karlsruhe ein.
Ziel ist ein interdisziplinärer Austausch unter den rund 150 Mitgliedsorganisationen, Kulturschaffenden und Interessierten. Gemeinsam soll eine inklusive und lebendige gesellschaftliche Debatte über die Umgestaltung unserer Kultur in Richtung Klimagerechtigkeit angestoßen, vorhandenes Wissen geteilt und zu lokalen Experimentierräumen angeregt werden.
Wie kann die Klimabewegung bunter und diverser werden? Wie lassen sich mehr Menschen für ein suffizientes und zukunftsfähiges „gutes Leben“ begeistern? Wie können Kulturschaffende und -institutionen den nötigen Weg zur Klimaneutralität beschreiten? Welche neuen Erzählungen, Bilder, Traditionen und Rituale brauchen wir, um die sozial-ökologische Transformation anschaulich zu vermitteln und mit Leben zu füllen?
Der Begriff „Kultur“ soll dabei bewusst in seiner ganzen Breite und Mehrdeutigkeit verstanden werden: Von den großen Kulturinstitutionen über die freie Szene bis hin zur Alltagskultur oder als prägende Kraft religiöser und kulturell vermittelter Werte.
Aus den Ideen, Fragen und Anliegen der Teilnehmenden entsteht zu Beginn jeder Zukunftswerkstatt eine gemeinsame Agenda, die im Lauf der jeweils zwei oder drei Tage mit Leben gefüllt wird. Eröffnet und abgerundet werden die Zukunftswerkstätten durch kurze thematische und kulturelle Impulse aus der Mitgliedschaft der Klima-Allianz Deutschland.
Die Zukunftswerkstätten sind Teil des Projektes „Klimaschutz braucht Vielstimmigkeit“, das aus der AG Interkulturalität der Klima-Allianz Deutschland hervorgegangen ist und als eines von europaweit zehn Projekten für eine Förderung durch die Allianz Foundation ausgewählt wurde.
Termine:
Bremerhaven: 18. und 19. September 2023
Berlin: 21. und 22. September 2023
Bonn: 27. bis 29. Oktober 2023
Karlsruhe: 9. bis 11. November 2023
Weitere Informationen und Kontakt:
Frederic Simon
Geschäftsleiter Verwaltung und Netzwerkarbeit der
Klima-Allianz Deutschland e.V.
Tel.: 030 780899511
www.klima-allianz.de
Resolution
Schöpfung bewahren – Kirchenland gemeinwohlorientiert verpachten
Resolution vom Kirchentag im Juni 2023 in Nürnberg
Der Auftrag der Schöpfungsbewahrung wird seit Jahrzehnten verfehlt. Die landwirtschaftliche Nutzung müsste hier ihren Beitrag leisten. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und ihre Gliedkirchen besitzen ca. 325.000 Hektar Agrarland. Hierfür muss die Kirche unmittelbar mehr Verantwortung übernehmen, indem sie die Landbewirtschaftung natur- und sozialverträglich gestaltet. Sie muss darauf achten, dass die Pächter*innen des Kirchenlands Klima und Arten schützen, Bodenqualität erhalten und in regionalen Wirtschaftskreisläufen denken. Da die Klima- und Ernährungskrise nur sozial gerecht bewältigt werden können, sind auch soziale Kriterien zu berücksichtigen.
Kirchenland wird aktuell jedoch häufig nur nach Höchstgebot oder an Bestandspächter*innen vergeben – soziale und ökologische Vergabekriterien finden sich selten. Daher fordern wir die EKD und ihre Gliedkirchen auf sich dafür einzusetzen, ihre Landflächen künftig nur noch nach sogenannten „Gemeinwohlkriterien” zu verpachten.
Eine Gemeinwohlverpachtung umfasst die Förderung:
- einer klimaschützenden, bodenschonenden, sozial und ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft
- einer Landwirtschaft, die Naturschutzleistungen erbringt und Kohlenstoff langfristig bindet
- einer Landwirtschaft, die sich am Tierwohl orientiert und standortangepasst, flächengebunden produziert
- einer regionalen Obst- und Gemüseproduktion
- von Landwirt*innen vor Ort, die direkt vermarkten, und Bildungsangebote schaffen
- von Existenzgründer*innen, Junglandwirt*innen und SoLaWi´s
- von Landwirt*innen, die gute Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen und soziale Leistungen erbringen
sowie den Ausschluss:
- von Gentechnik bei Saatgut, Pflanzen und Tierfutter
- der Verpachtung von Flächen an außerlandwirtschaftliche Investoren
- der Verpachtung von Flächen an Unterstützer*innen demokratiefeindlicher und rechtsextremer Bewegungen
Die EKD und ihre Gliedkirchen sollen ein transparentes Auswahlverfahren erarbeiten, wie die zukünftige Neuverpachtung der Flächen in Kircheneigentum erfolgen soll. Dieses soll sich an den oben genannten Zielen orientieren. Zentral ist, dass Gemeinwohlverpachtungskriterien festgelegt werden, anhand derer die Verpachtung erfolgt.
Die EKD und ihre Gliedkirchen sollen daraufhin Kirchengemeinden, Pfarrer*innen, Mitarbeiter*innen der Liegenschaftsämter sowie andere an der Verpachtung beteiligte Personen informieren und ein Fortbildungsangebot etablieren, damit diese eine Gemeinwohlverpachtung umsetzen können.
Hinweise: Die von der evangelischen Kirche Hessen/Nassau oder der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) erarbeiteten Kriterienkataloge können als Grundlage zur Festlegung eines Gemeinwohlverpachtungsverfahrens genutzt werden.
Eine gemeinwohlorientierte Verpachtung ist möglich. Das Land Thüringen oder die Stadt Kyritz vergeben ihr Land bereits nach einem transparenten Ausschreibungsverfahren und Gemeinwohlkriterien.
Antragsteller:
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) in Kooperation mit der jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (jAbL) und dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) der Nordkirche
Ansprechperson:
Jan Brunner (AbL)
Tel.: 0157 58084436
Anm. d. Red.:
Diese Resolution wurde auf der Veranstaltung „Freiheit in planetaren Grenzen: Wie viele Regeln braucht der Klimaschutz?“ eingebracht und mit überwältigender Mehrheit der rund 2000 anwesenden Menschen angenommen: 96 % aller Anwesenden stimmten mit Ja!
Aufruf
Christ/innen für den Wandel
Ökumenisches Netzwerk für nachhaltiges Leben auf der einen Erde (cfdw)
vom cdfw
»Sich auf den Weg des Wandels machen«
Wir wollen Teil einer „Wandel-Bewegung“ von unterschiedlichen Menschen und aktiven Gruppen in Deutschland sein, um uns gemeinsam für den nötigen Wandel einzusetzen. Wir wollen dazu beitragen, dass diese Bewegung wächst, an Gestaltungskraft gewinnt und die Meinungsbildung im Land konstruktiv voranbringt.
Wir wollen möglichst viele andere Christen-Menschen und Interessierte ansprechen, sie zur Teilnahme am Wandel-Netzwerk einladen und zur Bildung von Wandel-Gruppen ermutigen.
Wir wollen uns dabei von den Glaubensinhalten der Bibel und unserer christlichen Lebensausrichtung leiten lassen. Dabei suchen wir den ökumenischen Zusammenschluss mit Christinnen und Christen aus möglichst vielen Kirchen und Konfessionen.
„Wandel“ bedeutet für uns:
Bewusstseins-Wandel: ein Umdenken in Hinblick auf das, was wir als wichtig und wertvoll erachten und von dem wir meinen, dass es unser Leben schön und sinnvoll macht – hin zu einer Lebenseinstellung, die auf Wertschätzung, Achtsamkeit, Schöpfungsglauben und christlich-biblischen Werten beruht.
Lebens-Wandel: eine Überprüfung und Umkehr der eigenen Lebensweise in Hinblick auf das, was wir jeweils tun und kaufen, wie wir arbeiten, reisen und fahren und wozu wir uns täglich entscheiden – hin zu einer Lebensweise der Verantwortlichkeit gegenüber anderen Menschen, Lebewesen und Gaben der Natur.
Gesellschaftswandel: die Mitwirkung am Aufbau einer Gesellschaft, die Maß hält, sich selber begrenzt und sich nach Kräften bemüht, gerecht, solidarisch, nachhaltig, naturverbunden, zufrieden und friedlich nach innen und außen zu leben.
Wirtschafts-Wandel: die Abkehr von einer Wirtschaftsweise, die aus Profitgründen auf ständigem Wachstum sowie auf Verschwendung und Ausbeutung beruht, hin zu einer „Ökonomie des Lebens“, die dem Gemeinwohl aller Menschen, Tiere und Pflanzen (auch aller zukünftigen Generationen) dient.
Dabei gibt es keine fertigen Lösungen! Aber wir wollen zu denen gehören, die sich auf den Weg machen. Und es gibt längst Vorbilder, von denen wir uns leiten lassen können. So wollen den Wandel durch dieses Netzwerk in einer bewussten Art aktiv mitgestalten. Wir wollen uns mit Sinn, Freude und Mut daran machen, etwas Konstruktives, Hoffnungsvolles und Nach-Vorne-Weisendes mit aufzubauen, auch wenn es uns manches an Kraft und Zeit kosten wird.
Das Netzwerk ist offen für alle Interessierten. Für uns stellt allerdings das Christsein und der Glaube eine wichtige Motivations- und Orientierungsquelle dar: Der Glaube lehrt uns, Respekt vor der Schöpfung zu haben, als deren Teil wir uns selber ansehen, und leitet uns zu einem verantwortlichen Handeln. Biblische Texte geben uns wertvolle Hinweise zu einer Lebens- und Wirtschaftsform, die auf Solidarität, Gerechtigkeit, gemeinschaftlichem Teilen und einer „Ethik des Genug“ beruht. Von einer solchen Spiritualität wollen wir uns tragen lassen und die Bedeutung des Glaubens für die konkrete, alltägliche Lebensbewältigung neu entdecken. Nicht zuletzt möchten wir mit dem Netzwerk auch ein Zeichen dafür setzen, dass der Glaube gelebt und verwirklicht werden muss und sich angesichts von Krisen im Handeln zu bewähren hat.
Als ökumenisches Netzwerk „von unten“ wollen wir möglichst vielen Christ*innen in den Kirchengemeinden in Deutschland ein Angebot zur Teilnahme machen. Dabei bitten wir die Evangelischen Landeskirchen, Katholischen Bistümer und Freikirchen um ihre Unterstützung, damit wir in ihren Gemeinden für die Sache werben können. Zur Teilnahme am Netzwerk benötigt aber letztlich niemand den Beschluss oder die Erlaubnis einer Gemeindeleitung vor Ort.
Als Christ*innen sind wir der Meinung, dass wir von der Theologie wie auch von der Mitgliederstärke der Kirchen her eine besondere Verantwortung für die Bewältigung der derzeitigen Krisen haben, die wir unseres Erachtens aber noch nicht genügend wahrnehmen. Mit rund 40 Millionen Mitgliedern sind die großen Kirchen die mit Abstand mitgliederstärksten Organisationen im Land. Darum ist es unser Bestreben, mehrere tausend Menschen aus dieser großen Mitgliederschaft für unser „Wandel-Netzwerk“ zu gewinnen, um mit ihnen zusammen einen wirkungsvollen Beitrag zur Meinungsbildung und „Wandel-Bereitschaft“ im Land leisten zu können. Dazu bitten wir auch Sie um Ihr Engagement und Ihre Mithilfe!
Zur Entstehung: Der Impuls zu diesem „Wandel-Netzwerk“ ist aus dem „Ökumenischen Netz in Deutschland“ anlässlich des Ökumenischen Kirchentages 2021 heraus entstanden und steht damit in der Tradition des sogenannten „Konziliaren Prozesses der Kirchen für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung“
Die Initiator*innen:
Leitungsteam: Dr. Ulf Häbel, Joachim Langer, Carsten Röhr
Beirat: Friedrich Brachmann, Dr. Hans-Jürgen Fischbeck, Hartmut Futterlieb, Dr. Gernot Gerlach, Felician Gilgenbach,
Dr. Wolfgang und Monica Thon, Almut Tobola
Träger: Stiftung Ökumene, Stuttgart (www.ecunet.de)
Kontakt
Pfr. Carsten Röhr
Tel.: 06621 2485
Aus den Landeskirchen – EKBO
Betreibermodelle von Photovoltaik-Anlagen
Mit PV-Anlagen können Kirchengemeinden ihren CO2-Fußabdruck senken, langfristig Geld sparen und einen Teil zur Bewahrung der Schöpfung beitragen. Die Errichtung einer PV-Anlage ist aufwändig und mit einigen Hürden versehen. Neben den Bereichen Denkmalschutz, Statik usw. ist auch die Wahl des richtigen Betreibermodells von Bedeutung. Neben der Möglichkeit, selbstständig eine Anlage zu errichten, können z. B. Dachflächen vermietet werden. Je nach Modell kümmern sich die Pächter bzw. die Betreiber um die Errichtung, den Betrieb und die Wartung der Anlage. Hiervon können die Kirchengemeinden u. a. durch einen vergünstigten Stromtarif profitieren. Allerdings sind hier diverse Betreibermodelle möglich, die sich von Anbieter zu Anbieter unterscheiden können.
Um speziell bei den Betreibermodellen Licht ins Dunkle zu bringen, führten wir vom Umweltbüro eine Online-Veranstaltung hierzu durch. Ronny Wilfert, Klimaschutzmanager im Umweltbüro der Nordkirche, führte in die Thematik ein und stellte sich den Fragen der Teilnehmenden. Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und ein Protokoll erstellt, beides ist online abrufbar (siehe unten).
Zudem hat die EKBO eine Handreichung anderer Landeskirchen zu PV-Anlagen an die Gegebenheiten innerhalb der EKBO angepasst. Die Handreichung finden Sie hier:
www.ekbo.de/wir/umwelt-klimaschutz/themen-projekte/pv-betreibermodelle.html
Anm. d. Red.:
Die Bundesregierung hat Mitte August das „Solarpaket“ beschlossen, mit dem durch Abbau bürokratischer Hemmnisse der Ausbau von Solaranlagen auf der Fläche und an Gebäuden beschleunigt werden soll.
Preisträger im Wettbewerb „Blühende Dorfkirchen“ 2021-2023
Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. (FAK) rief einen Förder-Wettbewerb der schönsten Blumenwiesen 2021 – 2023 aus. Ziel war es, rund um viele Dorfkirchen, in Pfarrgärten und auf Friedhöfen Blühstreifen und Blumenbeete anzulegen und zu pflegen, als einen wichtigen Beitrag für mehr Artenschutz. Anstelle von Rasen sollten bunte Mischungen von Kornblumen, Klatschmohn, Kamille, Flockenblumen, Hornklee, Glockenblumen und Gräsern ausgesät und Sträucher gepflanzt werden – je nach regionalen Gegebenheiten. Auch Blühpatenschaften, Wildbienenweiden und vieles anderes mehr, was hilft, Insekten einen Lebensraum zu geben und die Biodiversität zu erhalten und zu bereichern, sollte unterstützt werden.
Artenreiche Blühwiesen sind überlebenswichtige Biotope und häufig „Rettungsinseln“ für eine Vielzahl von Insekten, Reptilien, Kleinsäugern, Amphibien und Vögeln. Hier finden sie Nektar, Nahrung und Brutrefugien. Und auch für uns Menschen bietet eine solche Wiese einiges: Entspannung, Glück, Freude, Abwechslung, Bewegung, das Gefühl, das „Richtige“ zu tun, Entschleunigung und Gesundheit.
Das Projekt „Blühende Dorfkirchen“ stand unter der Schirmherrschaft von Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg. Beteiligen konnten sich Kirchengemeinden mit ihren Konfirmanden, Jugendgruppen, Chören usw.; die Kommune; Kirchenfördervereine; örtliche Initiativen etc.
Von 18 Bewerbungen wurden in der ersten Stufe des Wettbewerbs 10 Partner für die Durchführung des Projektes ausgewählt. Acht davon haben die zwei Vegetationsperioden durchgehalten. Die Abschlussberichte sind sehr eindrucksvoll. Sie zeigen ein großes Engagement, zahlreiche innovative Ansätze; die Anwendung naturschutzfachlich sinnvoller Kriterien, Einbindung in die Gemeindepädagogik, Verbesserung des Fachwissens bei Jung und Alt, die Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels, Aufstellung von Bewässerungsanlagen für Pflanzungen, aber auch Vogel- und Insektentränken, Einrichtung spezieller Lebensräume wie Benjeshecken, Sandarien und vieles mehr.
Am 13.7.23 wählte die Jury unter den Teilnehmern drei Preisträger aus:
Platz 1: 2.500 EURO für die Evangelische Kirchengemeinde Golzow-Planebruch
Platz 2: 2.000 EURO für die Evangelische Kirchengemeinde Friedersdorf Kablow
Platz 3: 1.500 EURO für die Kirchengemeinde Temmen und Initiativgruppe NABU
Aber auch die fünf weiteren Teilnehmer wurden bedacht. Als Anerkennung für ihren Einsatz haben die Evangelischen. Kirchengemeinden Michendorf-Wildenbruch und Groß Schönebeck, der Förderverein Peter und Paul Berge e. V., der Förderverein Kirche Groß-Benitz e. V. und der Förderverein St. Peter und Paul Rosenthal jeweils 360 EURO erhalten.
Ökofaire Kerzen
Im kirchlichen Alltag kommen Kerzen häufig zum Einsatz. Wer sich einmal mit der Frage nach ökofairen Kerzen beschäftigt hat, weiß, dass es dazu keine einfache Antwort gibt. Kerzen aus Bienenwachs sind mit die umweltfreundlichste Variante, insbesondere, wenn das Wachs aus einer Bio-Imkerei stammt. Aber, das ist die Kehrseite, Bienenwachs-Reserven sind endlich und müssen zudem fast immer importiert werden, was die Umweltbilanz natürlich ins Negative verkehrt. Das importierte Bienenwachs stammt vorzugsweise aus China, Südamerika oder auch Südafrika. Die deutschen Imker:innen verwenden das Wachs ihrer Bienen in der Regel selbst: „Da muss ein ganzes Bienenvolk schon mal ein Jahr produzieren, für ein Kilo Wachs“, sagt Lia Polotzek vom BUND, „und wenn man sich den Verbrauch von Kerzen in der EU anschaut, dann müsste also schon ein Bienenvolk pro Person ran. Das ist eben nicht realistisch und deshalb auch nicht die Lösung.“
Kerzen aus nachwachsender Biomasse – oft einfach als „Bio-Kerzen“ bezeichnet und beworben – sind eine umwelt- und klimafreundliche Alternative zu Kerzen auf Erdölbasis. Wenn man nicht gerade Kerzen auf Palmölbasis verwendet, sind sie in vielerlei Hinsicht eine gute Idee: Für ihre Herstellung werden keine fossilen Rohstoffe, sondern ausschließlich Fette und Öle aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet, die als Reste in der Nahrungsmittelindustrie anfallen. Oder Kerzen aus Sojaöl oder Rapsöl. Aber auch hier muss man auf das Bio-Siegel achten. Zudem werden Kerzen aus Sojaöl oft aus Amerika importiert. Rapsöl wird auch in Deutschland für die Herstellung von Kerzen eingesetzt. Aber es ist ein Nischenprodukt und ebenfalls teuer.
Eine Alternative, die das ökofaire Einkaufsportal „wir kaufen anders“ für Einkaufende kirchlicher Einrichtungen jetzt neu anbietet, ist ein Angebot an ökofairen Kerzen von der Firma Biokema. Diese Kerzen sind aus recycelten Ölen und Fetten hergestellt. Auf essbare und futtermitteltaugliche Öle und Fette, wie beispielsweise Palm-, Soja-, Rapsöle wird dabei verzichtet. Durch ein patentiertes Recyclingverfahren werden Umwelt und Klima in verschiedener Weise geschont, vor allem auch dadurch, dass sowohl die Nutzung von fossilen Rohstoffen für die Herstellung von Kerzenparaffin, aber auch die Nutzung von Rohstoffen aus essbaren Ölen und Fetten unnötig werden. Mehr über das Verfahren und die Philosophie des Anbieters findet man unter www.biokema.de
Über das kirchliche Einkaufsportal „wir kaufen anders“ können haupt- und ehrenamtliche Einkaufende von Kirchengemeinden, Kirchenkreisen, diakonischen Werke und andere kirchliche Einrichtungen der EKBO ökofaire Produkte online beziehen. Über dieses Einkaufsportal werden ausschließlich bereits geprüfte, ökofaire Produkte verkauft, die zudem über entsprechende Rahmenverträge zu rabattierten Preisen angeboten werden.
„Wir kaufen anders“ ist eine ökumenische Initiative und Einkaufsgemeinschaft in Verantwortung der Landeskirchen in Baden, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Hessen-Nassau, Kurhessen-Waldeck und des Rheinlands sowie der Erzbistümer Freiburg und Köln.
Quelle: Newsletter Juli 2023 des Umweltbüros der EKBO
Aus den Landeskirchen – EKm
LoLa – das Lastenrad für Lobeda
vom Ökoteam des Martin-Niemöller-Hauses Jena Lobeda
In Jena gibt es bisher keinen Lastenradverleih. Das Ökoteam im Martin-Niemöller-Haus der Evangelischen Kirchengemeinde Jena Lobeda möchten diese Lücke schließen und ein spendenbasiertes Angebot zur Verfügung stellen: LoLa – das Lastenrad für Lobeda
LoLa bietet eine umweltfreundliche und gesunde Alternative zum Auto. Da keine eigene Abstellmöglichkeit notwendig ist, haben auch Menschen aus den Wohnblöcken die Möglichkeit, ein Lastenrad zu nutzen. Zudem soll es ein spendenbasierter Verleih sein, sodass auch finanziell Schwächere davon profitieren können. Die Idee, sich so fortzubewegen, wird sichtbar im Stadtbild, dadurch kommt es zu einem gesteigerten Bewusstsein für die Machbarkeit von Veränderung und für Umweltschutz Es wird zu Gesprächen anregen und damit ein Kristallisationspunkt für Begegnung sein.
Die Idee: Einkäufe, Lastentransporte oder Hol- und Bringdienste von Kindern unkompliziert und umweltfreundlich erledigen, das ist der Wunsch von vielen Bürgern Jenas. Mit LoLa kann das Auto häufiger stehen bleiben, das schont die Umwelt. Durch ein niederschwelliges Angebot auf Spendenbasis kann das Angebot auch unabhängig von der finanziellen Situation genutzt werden. In Weimar (WeLa) und Erfurt (ella) gibt es bereits Transportfahrräder zur kostenfreien Ausleihe. In Jena fehlt so ein Angebot. Diese Lücke möchten wir schließen. Der Ort: Das Martin-Niemöller-Haus ist das Gemeindehaus des Kirchengemeindeverbandes Lobeda. Hier soll das Lastenrad stationiert werden.
Das Fahrrad: Das Fahrrad soll für verschiedene Zwecke geeignet sein. In dem Korb sollen sowohl große Einkäufe, als auch Kinder bequem transportiert werden können. Außerdem soll es auch für den ungeübten Nutzer relativ einfach zu fahren sein. Nach einigen Probefahrten favorisieren wir das ‘Packster 80’ von Riese & Müller. Der Vorteil dieses Modells sind die herausnehmbaren Seitenwände, sowie der mögliche Einbau von Kindersitzen inkl. Sicherheitsgurten für die jeweilige Fahrt. Die Garage: Die Fahrradgarage soll auf dem Außengelände des Martin-Niemöller-Hauses stehen und einen Stromanschluss haben, der vor allem durch die Photovoltaikanlage des Martin-Niemöller-Hauses gespeist werden soll. Zum Schutz vor Diebstahl muss sie abschließbar sein. Die Ausleihe: Die Nutzenden können das Fahrrad über eine E-Mail oder telefonisch reservieren. Die Übergabe des Rades findet durch (ehrenamtliche) Mitarbeitende der Gemeinde statt, inklusive Einweisung. Es gibt Überlegungen, erfahrenen Radler:innen mittelfristig auch einen Zugriff per Zahlencode zu ermöglichen. Aktuell sind wir aktiv am Sammeln von Spenden, Anzapfen von Fördertöpfen, erstellen einer Crowdfunding-Aktion, Werbung machen u. ä. Noch diesen Sommer soll das Lastenrad durch die Ökogruppe angeschafft und für alle zum Verleih freigegeben werden.
Ausleihe: Jede:r kann LoLa nach dem Anmelden und Akzeptieren der Benutzungsordnung ausleihen. Kinder und andere Gemeindemitglieder haben das Logo gestaltet und beteiligen sich aktiv an der Umsetzung von Prämien für das Crowdfunding. Wenn das Angebot gut angenommen wird, ist es denkbar, mit benachbarten Unternehmen weitere Lastenräder anzuschaffen und verschiedene Verleihorte zu eröffnen.
Hintergrund: Im September 2021 wurde ein neues Ökoteam in der Kirchengemeinde Lobeda gegründet. Gemeinsam sind wir auf dem Weg zum Zertifikat “Grüner Hahn”. Dies ist ein Zertifizierungsprozess für kirchliches Umweltmanagement.
Aus der region
Klimaentscheid Erfurt
vom Klimaentscheid Erfurt
Pressemitteilung vom 28. Juni 2023.
Ein großer Erfolg für alle, die sich für eine lebenswerte und nachhaltige Thüringer Landeshauptstadt einsetzen: Mehrheitlich hat der Erfurter Stadtrat einer gemeinsam vom Klimaentscheid Erfurt und der Stadtverwaltung erarbeiteten Vorlage zugestimmt. Diese sieht vor, dass Erfurt auf schnellstem Wege klimaneutral werden soll.
Der Klimaentscheid Erfurt hatte im vergangenen Jahr über 7.000 gültige Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt mit dem Ziel, die Stadt bis 2035 klimaneutral zu machen. Nach erfolgreichem Abschluss der Unterschriftensammlung hatte der Erfurter Stadtrat Zeit, sich mit den Forderungen des Bürgerbegehrens zu beschäftigen. Während dieser Phase kam die Stadtverwaltung auf die Gruppe des Klimaentscheids zu. „In Gesprächen stellten wir fest, dass die Stadtverwaltung parallel zu unserem Bürgerbegehren an einer Anpassung der Zielstellung des Erfurter Klimaschutzkonzeptes und der darin enthaltenen Maßnahmen arbeitet“, so Robert Bednarsky, Vertrauensperson des Klimaentscheids und Vorsitzender des BUND Thüringen. „Wir haben beschlossen, unsere Aktivitäten zu bündeln und dem Erfurter Stadtrat eine gemeinsame Beschlussvorlage vorzulegen.“ Diese gemeinsame Beschlussvorlage wurde nun vom Stadtrat angenommen.
„Der Beschluss liest sich zwar etwas anders als der ursprüngliche Text unseres Bürgerbegehrens, ist aber kein fauler Kompromiss“, sagt Nadine Baumann, stellvertretende Vertrauensperson des Bürgerbegehrens. Im Kern setzt sich die Landeshauptstadt das Ziel, in ihrem Wirkungskreis eine Klimaneutralität unter Wahrung des 1,5-Grad-Ziels aus dem Pariser Klimaabkommen zur Begrenzung der globalen Durchschnittstemperatur zu erreichen. Auf die im Bürgerbegehren genannte Jahreszahl wurde, zugunsten der vom Sachverständigenrat für Umweltfragen empfohlenen Restbudgetmethode für den CO2-Ausstoß, verzichtet. Dieses anerkannte wissenschaftliche Verfahren wird weltweit angewandt. Es besagt, dass Klimaneutralität nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht werden muss, sondern bevor das städtische Restbudget an Treibhausgasemissionen aufgebraucht ist.
Der Beschluss sieht vor, dass die Stadt den CO2-Ausstoß vor allem in den Haupthandlungsfeldern der kommunalen Energieerzeugung und -versorgung, des ÖPNV und der eigenen städtischen Liegenschaften reduziert. Des Weiteren verpflichtet sich die Stadt, CO2-Einsparung und Klimaanpassung durch Maßnahmen im Beschaffungswesen und in der kommunalen Wirtschaftsförderung zu unterstützen. Künftig wird auch bei der Stadtentwicklung die Anpassung an die Klimakrise, etwa durch Verkehrsberuhigung, Begrünung und Regenwassernutzung, eine zentrale Rolle spielen. Außerdem sollen Beratungsangebote für verschiedene Personengruppen zum klimaneutralen Handeln animieren. Auf Basis der beschlossenen Zielstellung und der Handlungsbereiche werden jetzt unter Mitwirkung qualifizierter Vertreter:innen des Bürgerbegehrens Maßnahmen-Steckbriefe für die einzelnen Ämter und städtischen Betriebe erstellt. Dieses Konzept wird noch vor Ende des Jahres dem Stadtrat zum Beschluss vorgelegt. Die Umsetzung der Maßnahmen beginnt spätestens im 3. Quartal 2024.
Der Klimaentscheid Erfurt ist eine Initiative des Bündnisses für Klimagerechtigkeit Erfurt. Dem Bündnis gehören viele Erfurter Organisationen und Initiativen an, die sich für eine lebenswerte, klimagerechte Stadt einsetzen. Im Organisationsteam des Klimaentscheids engagieren sich Erfurter:innen aus verschiedenen Bereichen der Stadtgesellschaft. Wir sind Student:innen, Arbeitnehmer:innen, Selbstständige und Rentner:innen. Und wir sind in mehreren Vereinen organisiert, unter anderem beim BUND, WWF und bei Greenpeace. Uns alle verbindet der Wunsch, aktiv zum Leben in einer zukunftsfähigen Stadt beizutragen. Um das zu erreichen, haben wir den Klimaentscheid Erfurt als Initiative des Bündnisses für Klimagerechtigkeit Erfurt auf die Beine gestellt.
Kontakt:
Klimaentscheid Erfurt
eine Initiative des Bündnisses für Klimagerechtigkeit Erfurt
vertreten durch Robert Bednarsky und Nadine Baumann
c/o BUND Stadtverband Erfurt
Otto pflanzt
242.000 Bäume für Magdeburg
Mehr als 70.000 Bäume hat Magdeburg seit 2011 verloren. Von 612.000 Bäumen im Jahr 2011 standen im Jahr 2019 nur noch 541.000. Die Initiative „Otto pflanzt“ kämpft gegen den Trend an. Ihr Ziel: Alte Bäume schützen und 242.000 neue pflanzen. Die private Initiative versucht, durch politische Arbeit, Bildungsarbeit und Mitmachaktionen, die Bevölkerung für eine grünere Stadt zu begeistern.
Steffen Tilsch und Felix Bosdorf gründeten im Dezember 2019 die Initiative „Otto pflanzt“. Ihr Ziel war von Anfang an: 242.000 Bäume für Magdeburg pflanzen, einen Baum je Einwohner. Felix Bosdorf erklärt: „Wir wollen aktiv etwas tun. Und wir können die Welt nicht retten. Das ist uns bewusst. Aber wenn jeder etwas tut, dann ist schon viel getan. Wenn wir es schaffen, Magdeburg grüner zu machen, dann ist das eine großartige Sache.“
Sie fingen an, Spenden zu sammeln, geeignete Grundstücke zur Bepflanzung zu suchen und sogenannte „Pflanzpartys“ zu organisieren, bei denen sie gemeinsam mit Freiwilligen Bäume und Sträucher pflanzten. Dabei setzen sie vor allem auf heimische Bäume und Sträucher, die mit den jeweiligen Standortbedingungen gut zurechtkommen können. Die Pflanzpartys werden von einem professionellen Gärtner begleitet, der die richtigen Bäume auswählt und den Freiwilligen mit seiner Expertise zur Seite steht. Die Pflanzungen werden von Profis begleitet. Dabei werden sehr kleine Bäume gepflanzt. Dies hat den Vorteil, dass sie sehr günstig gepflanzt werden können.
Das ist deutlich unter den Kosten der Stadt, die für die Pflanzung von 6.000 Bäumen mit der Aktion „Otto bäumt sich auf“ 9.100.000 Euro Finanzbedarf ermittelt hat. Je nach Standort und Baum rechnet die Stadt mit 800 bis 2.400 Euro pro Baum. Allerdings pflanzt die Stadt deutlich größere Bäume und rechnet mit hohen Kosten für die Vorbereitung der Flächen und für die Versorgung.
Die Versorgung der Bäume ist ein entscheidender Faktor. Denn nach dem Pflanzen fängt die eigentliche Arbeit erst an. Gerade in den trockenen Sommern müssten die frisch gepflanzten Bäume noch ein paar Jahre unterstützt werden, bis sie gut selbstständig überleben könnten.
Das Konzept von „Otto pflanzt“ sieht vor, dass die Grundstückseigentümer diese Baumpflege übernehmen. Dazu verteilen die Freiwilligen seit neuem auch Holzhackschnitzel an den Bäumen, die Wasser speichern und an die Bäume abgeben sollen.
Auf diese Weise sind seit Anfang 2020 bereits 15.000 neue Bäume in Magdeburg gepflanzt worden. Die Unterstützung und die Spendenbereitschaft ist groß. Schwieriger ist es, geeignete Grundstücke zu finden.
Neben den Pflanzungen betreibt die Initiative politische Arbeit und Bildungsarbeit. So engagiert „Otto pflanzt“ sich etwa beim Gießen von Stadtbäumen mit der Initiative „Edita schützt“, organisiert Projekte und Pflanzungen an Schulen, und beteiligt sich am „Runden Tisch Magdegrün“.
Gute Gründe für Bäume (in der Stadt)
- Bäume reduzieren Hitzewellen und können Wärmeinseln verhindern
- Sie regulieren das Stadtklima und senken heiße Temperaturen
- Schatten verhindert die Absorbierung der Sonnenenergie durch den Boden, wodurch sich die Umgebung nicht so stark aufheizt
- Evapotranspiration – also die Verdunstung von Wasser durch die Blätter – bringt einen kühlenden Effekt
- Gebiete bis zu 2 Hektar Größe können eine Reduktion der Temperatur in der Stadt um 1°C bewirken, größere Gebiete sogar bis zu 4°C
- Bäume erhalten und fördern die Biodiversität von Flora und Fauna, sind
Lebensraum z. B. für Insekten, Vögel, Reptilien - Bäume verbessern das „soziale Kapital“, da Grünflächen soziale Interaktion innerhalb einer Kommune fördern
- Nach Sturzregen schwächen sie den Oberflächenabfluss, was bei versiegelten Flächen, wo das Wasser nicht versickert, zu Überschwemmungen führen kann. Und: Da in Wäldern und auf Grünflächen mehr Regenwasser versickern kann, helfen diese, die Wasserversorgung im Stadtgebiet aufrecht zu erhalten!
- Bäume sind wirksame Filter: Sie säubern effektiv die Luft und das Regenwasser
- Stadtwälder können Wetterextreme abschwächen
- Wälder binden Kohlenstoff, das kompensiert zu einem Teil das Kohlendioxid der in der Stadt ausgestoßenen Emissionen
Quelle: www.ottopflanzt.de
Aus der Politik
Nationale Wasserstrategie Deutschland
Am 15.03.2023 wurde die Nationale Wasserstrategie im Bundeskabinett verabschiedet. Mit dieser Strategie und dem dazugehörigen Aktionsprogramm wird die Grundlage für ein zukunftsfähiges Management unserer Wasserressourcen und den Schutz unserer Gewässer gelegt.
Wasserwirtschaft und Gewässerschutz stehen durch Klimawandel, Globalisierung, diffuse Stoffeinträge und demografischen Wandel vor diversen Herausforderungen. Die Nationale Wasserstrategie zielt darauf auch im Jahr 2050 und darüber hinaus den nachhaltigen Umgang mit unseren Wasserressourcen zu sichern. Auch langfristig soll der Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser erhalten, der verantwortungsvolle Umgang mit Grund- und Oberflächengewässern auch in anderen Sektoren gewährleistet und der natürliche Wasserhaushalt und die ökologische Entwicklung unserer Gewässer unterstützt werden. Die 78 Maßnahmen des Aktionsprogramms zur Nationalen Wasserstrategie sollen schrittweise bis 2030 umgesetzt werden.
Die Strategie gliedert sich in die 10 Strategischen Themen:
- Den naturnahen Wasserhaushalt schützen, wiederherstellen und dauerhaft sichern – Wasserknappheit und Zielkonflikten vorbeugen
- Gewässerverträgliche und klimaangepasste Flächennutzung im urbanen und ländlichen Raum realisieren
- Nachhaltige Gewässerbewirtschaftung weiterentwickeln – guten Zustand erreichen und sichern
- Risiken durch Stoffeinträge begrenzen
- Wasserinfrastrukturen klimaangepasst weiterentwickeln – vor Extremereignissen schützen und Versorgung gewährleisten
- Wasser-, Energie- und Stoffkreisläufe verbinden
- Leistungsfähige Verwaltungen stärken, Datenflüsse verbessern, Ordnungsrahmen optimieren und Finanzierung sichern
- Meeresgebiete (Nord- und Ostsee) intensiver vor stofflichen Einträgen vom Land schützen
- Bewusstsein für die Ressource Wasser stärken
- Gemeinsam die globalen Wasserressourcen nachhaltig schützen
Begleitet wird die Nationale Wasserstrategie durch die Publikation „Ausgewählte Fachinformationen zur Nationalen Wasserstrategie“ (UBA-Text 86/2021). Hier wird der fachlich-wissenschaftliche Hintergrund für die 10 Strategischen Themen der Nationalen Wasserstrategie dargestellt. Dies umfasst Informationen zum Zustand der Gewässer, zu den Herausforderungen und Anforderungen für die Wasserwirtschaft und den Gewässerschutz sowie zu Wassernutzungen in anderen Sektoren.
Dr. Karsten Rinke, Leiter des UFZ-Departments Seenforschung ordnet die NWS im Interview mit André Künzelmann / UFZ ein: „Die Nationale Wasserstrategie (NWS) spannt einen konzeptionellen Rahmen für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser. Diese Notwendigkeit wurde in Folge der Dürrejahre 2018-2020 (und 2022) deutlich und auch schnell erkannt. Aber diese Problemlagen sind nur der Anfang, denn im Zuge des Klimawandels werden sich die Verhältnisse verschärfen. So waren die benannten Dürrejahre etwa 2 Grad wärmer als das langjährige Mittel im Land. Entsprechend der aktuellen Klimaprognosen rechnen wir aber im Laufe des Jahrhunderts mit einer Erwärmung um 4 Grad. Die Wasserstrategie ist also nicht nur Ressourcenschutz, sondern viel mehr Klimaanpassung im Sinne der Daseinsvorsorge. Besonders gefällt mir an der NWS, dass sie nicht nur den unmittelbaren anthropogenen Wasserbedarf adressiert (Trinkwasser, Brauchwasser, Bewässerung etc.), sondern auch hervorhebt, dass wir in unserer Landschaft einen langfristig stabilen Wasserhaushalt erhalten bzw. auch unter trockeneren klimatischen Verhältnissen nachhaltig erreichen müssen.“
Doch er sieht auch Schwachstellen: „Die NWS liefert „nur“ den konzeptionellen Rahmen, gibt aber keine konkreten Maßnahmen vor, z. B. wie genau wir die Versiegelung reduzieren wollen, wie die Abwasseraufbereitung verbessert werden soll und bis zu welchem Reinigungsniveau, wie das finanziert werden soll oder wie eine Landwirtschaft funktionieren muss, die das Grundwasser nicht weiter belastet, um nur einige Beispiele zu nennen.“
Das Interview mit Dr. Karsten Rinke finden Sie auf der Internetseite des UFZ
Unter: www.ufz.de/index.php?de=50079
Anm. d. Red.: Sie finden auf der Internetseite des Umweltbundesamtes (UBA) den Text der NWS sowie die erläuternde Publikation „Ausgewählte Fachinformationen zur Nationalen Wasserstrategie“ (UBA-Text 86/2021) und eine Dokumentation des Bürgerdialogs zum Thema:
www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/wasser-bewirtschaften/nationale-wasserstrategie
Wassergesetz in Sachsen-Anhalt wird überarbeitet
Magdeburg (dpa/2.8.2023) – Um auf den Klimawandel und niedrige Grundwasserstände zu reagieren, will das Land alte Stauanlagen reaktivieren. Der Entwurf des neuen Wassergesetzes, der in der Regierungskoalition bereits in der Abstimmung sei, sehe dabei einen Paradigmenwechsel vor, sagte Umweltminister Armin Willingmann (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. In der Vergangenheit sei es darum gegangen, Wasser möglichst schnell abzuleiten. Das neue Gesetz ziele darauf ab, Wasser in einigen Regionen länger in der Fläche zu halten.
„In einigen Regionen geht es im Wesentlichen um Stauanlagen“, sagte Willingmann. Dies betreffe vor allem Niederungsgebiete wie die Altmark, das Jessener Land und die Börde. In anderen Regionen, wie im Harz, gehe es eher um Wasserspeicheranlagen. Regen soll künftig auch nicht mehr möglichst schnell in Flüsse abgeleitet werden, sondern er soll versickern. Gewässer, die unter anderem für die Wanderung von Fischen wichtig sind, sollen nach den Plänen des Ministeriums von den Rückhaltemaßnahmen ausgespart werden.
Das neue Wassergesetz sei notwendig, weil Sachsen-Anhalt bereits heute das trockenste Bundesland in Deutschland sei, so der Minister. Die Grundwasserstände lägen 50 bis 60 Zentimeter unter dem langjährigen Mittel. Derzeit haben acht Landkreise bereits strengere Regeln zur Entnahme von Wasser verhängt.
Insgesamt plant das Ministerium mit einmaligen Investitionskosten in Höhe von 68,8 Millionen Euro. Dazu soll es ein Förderprogramm aus Landesmitteln geben. Aber auch auf die Wasserunterhaltungsverbände und damit auf die Kommunen und letztlich auf die Bürger kommen höhere Kosten zu. Hier rechnet das Land mit zusätzlich vier Millionen Euro jährlich. „Wir kommen nicht umhin, dass dafür mehr gezahlt wird. Dies halten wir aber für vertretbar“, sagte der Umweltminister.
Der Wasserverbandstag begrüßte die Initiative. Mehr Starkregen, längere Hitze- und Trockenperioden, aber auch vermehrte Hochwasserereignisse stellten die Wasserwirtschaft vor Herausforderungen. Wichtig sei allerdings, spezifische Lösungen vor Ort zu finden, um zum Beispiel auf Industrie oder Landwirtschaft einzugehen, teilte der Verband auf Anfrage mit.
Das Gesetz soll direkt nach der Sommerpause im Regierungskabinett besprochen werden. Bereits Ende des Jahres könnte darüber abgestimmt werden.
Einladung
Neuer Umweltauditorenkurs
Der „Grüne Hahn“ ist ein Umweltmanagementsystem, das bereits in über 1000 Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen erfolgreich eingeführt wurde. Es bewirkt, dass Aktivitäten für die Bewahrung der Schöpfung nicht nach dem Zufallsprinzip, sondern zielgerichtet und dauerhaft erfolgen.
Der „Grüne Hahn“ entspricht der europäischen EMAS Verordnung und ist ein EKD-weit anerkanntes System. Kirchliche Umweltauditoren und -Auditorinnen begleiten einen Prozess in den Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen. Sie werden durch die Fortbildung befähigt, Gemeinden bei der Einführung von Umweltmanagementsystemen (EMAS und „Grüner Hahn“) und Energiemanagementsystemen (Grünes Datenkonto) zu betreuen und Interne Audits durchzuführen.
Wer? Wie? Was?
Die Fortbildungsreihe richtet sich an Interessierte aus kirchlichen Einrichtungen und Kirchengemeinden, unabhängig von beruflicher Qualifikation und Vorkenntnissen. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft, sich aktiv an der Fortbildung zu beteiligen.
Sie erhalten das Handbuch Kirchliches Umweltmanagement beim ersten Seminartag. Dieses ist Lehrbuch und Handbuch für den Zertifizierungsprozess zugleich.
Kosten
Die Fortbildung ist für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Kirche Anhalts kostenlos. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Sachsen übernimmt den Teilnahmebeitrag auf Antrag der entsendenden Kirchengemeinde oder Einrichtung. Für Teilnehmerinnen und Teilnehmer anderer Kirchen/ Bistümer wird ein Unkostenbeitrag in Höhe von 350 € für den gesamten Kurs erhoben. Im Einzelfall prüfen wir, ob die Kosten von der jeweiligen Landeskirche/ dem Bistum übernommen werden. Fahrtkosten können nicht erstattet werden.
Dauer
Für die Fortbildung vorgesehen sind zwei Wochenendseminare und vier Samstage, die sogenannten Zirkeltage, über einen Zeitraum von circa einem Jahr hinweg. Parallel zur Fortbildung betreuen die Auditoren und Auditorinnen eine Kirchengemeinde oder Einrichtung bei der Einführung des „Grünen Hahns“. Der letzte Fortbildungstag ist als Kolloquium gestaltet und endet mit der feierlichen Überreichung der Teilnahmezertifikate.
Inhalt
In der Fortbildung soll Folgendes vermittelt werden:
- Schöpfungstheologie und Nachhaltigkeit
- Einführung in EMAS und „Grüner Hahn“
- Aufbau und Ablauf von Umweltmanagementsystemen
- Umweltrecht und Sicherheitsfragen
- Umweltbestandsaufnahme
- Bewertung von Umweltwirkungen
- Entwicklung von Schöpfungsleitlinien, Umweltzielen und einem Umweltprogramm
- Internes Audit und Management Review
- Prozessorientiertes Arbeiten und Gremienarbeit
- Öffentlichkeitsarbeit
- Praxisorientierte Module zu Themen
Ihre Ansprechpartner
Manuela Kolster
Referentin für Umwelt und Ländliche Entwicklung an der HVHS /
Ansprechstelle für Umweltfragen in der Landeskirche
Tel.: 034348 839912
Siegrun Höhne
Fachstelle Kirchliches Umweltmanagement
der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Tel.: 03491 4988-33
Dozent
Siegfried Fuchs
„Schöpfung bewahren – konkret e. V.“, Ev. Luth. Kirche in Bayern
Tel.: 0176 56721251 |
Termine der ersten Seminare
13. – 14.10.2023 | Fr – Sa
Heimvolkshochschule Kohren-Sahlis
08. – 09.12.2023 | Fr – Sa
Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt e. V., Wittenberg
Veranstaltungstipps
Veranstaltungen
40 Jahre „Schwerter zu Pflugscharen“
Bürgerfest zum Weltfriedenstag
21. September 2023, 17 bis 22 Uhr
Lutherhof und Collegienstrasse, Wittenberg
Am 24. September 1983 schmiedete der Kunstschmied Stefan Nau ein selbstgefertigtes Schwert zu einer Pflugschar um. Pfarrer Friedrich Schorlemmer trug ein Gedicht vor, das auf provokante Weise zum Frieden mahnt. Die Aktion, die im Rahmen des Kirchentags in Wittenberg stattfand, wurde weit über die Grenzen der DDR hinaus bekannt. Das Bürgerfest am Weltfriedenstag der Vereinten Nationen mahnt in Erinnerung an diese Aktion zu einem gerechten Frieden. Er gründet darauf, dass sich das internationale Recht gegen das Recht des Stärkeren durchsetzt und der Spirale der Aufrüstung, immer neuer Konflikte und Kriege mit einer Vision von Recht und Gerechtigkeit begegnet wird.
Schwerter zu Pflugscharen
Erinnern – analysieren – weiterdenken
Tagung vom 22. bis 24. September 2023
Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg
Mit Aufnähern und dem biblischen Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ wandten sich friedensbewegte Menschen unter dem Dach der Kirchen in der DDR gegen das Aufrüsten in Ost und West. Die spektakuläre Schmiedeaktion auf dem Wittenberger Kirchtag 1983, die das Motto in Szene setzte, wurde von einem Kamerateam gefilmt und wenig später von der ARD in einem Bericht ausgestrahlt. So wurde der Slogan ein wichtiges Symbol der ost-west-übergreifenden Friedensbewegung. Die Tagung erinnert an diese Aufbrüche und schlägt Brücken in die Gegenwart. Eine Enquetekommission des Bundestages beschäftigt sich derzeit mit der Analyse des Afghanistan-Einsatzes. Welche Lehren gilt es für das Engagement der Bundeswehr im Ausland zu ziehen? Und welche Entwicklungen sind in der evangelischen Friedensethik nötig, um die Vision des Propheten Micha in der aktuellen Situation zur Geltung zu bringen?
Weitere Informationen, Programm und Anmeldung unter
www.ev-akademie-wittenberg.de oder per E-Mail an Kerstin Bogenhardt:
Im Namen des Fortschritts
Höhlt die digitale Transformation bürgerliche Schutz- und Freiheitsrechte aus?
6. Oktober 2023, 18 bis 20 Uhr
Villa Krötenhof, Dessau
Wird beim Projekt der Digitalisierung hinreichend deren gedankliches Paradigma bedacht? Hier ist ein Blick auf die technikaffine Philosophie namens Transhumanismus angebracht. Was will sie – mit welcher Begründung? Und in welchem Verhältnis steht sie zum christlichen Glauben? Unumgänglich ist zudem eine kritische Betrachtung der sogenannten „Künstlichen Intelligenz“: Weithin bejaht, lässt sie doch nicht erkennen, wohin der Weg mit ihr überhaupt führt. Theologieprofessor und Weltanschauungsexperte Werner Thiede, Autor der Broschüre „Im Namen des sogenannten Fortschritts“ (2023), geht darauf näher ein.
Hinweis: Direkt vor der Veranstaltung tagt die Mitgliederversammlung des Fördervereins unserer Studiensstelle am selben Ort.
#ElbAuenland
5. Elbesymposium
7. Oktober 2023, 10 bis 17 Uhr,
Kornhaus Dessau
Die Flusslandschaft Elbe könnte ein Hotspot der biologischen Vielfalt sein mit Hart- und Weichholzauen sowie Wiesen und Weidelandschaften. Die Änderungen des Klimas, intensive Wiesennutzung und die ungebremste Erosion der Flusssohle lassen die Auen jedoch austrocknen. Um diesen Prozessen zu begegnen, ist die Resilienz der Flusslandschaft zu stärken und sind die ökologischen Funktionen zu erhalten. Dazu braucht es wieder Wasser in der Aue, weshalb die bisherigen Nutzungen überdacht werden müssen. Vorgestellt werden Forschungsergebnisse zur aktuellen Situation von Fluss und Aue sowie Konzepte und Projekte zum Umgang mit dem knappen Gut Wasser.
Weitere Informationen, Programm und Anmeldung unter
www.ev-akademie-wittenberg.de oder per E-Mail an Siegrun Höhne:
Lesetipp
Tönende Tiere. Die Musik heimischer Stimmwunder.
Dominik Eulberg, Biologe und erfolgreicher Musiker in Personalunion, stellt zusammen mit dem Künstler Matthias Garff zweiundfünfzig spannende Tierarten vor, die die akustische Mannigfaltigkeit der heimischen Fauna aufzeigen – von Vögeln bis hin zu Insekten, Amphibien und Säugetieren. Dominik Eulberg erweckt die Buchseiten mit seinen zum Staunen anregenden Texten zum Leben, verbindet sie mit eigens aus den Tierstimmen komponierten Stücken, welche durch Abscannen von QR-Codes im Buch zum Klingen gebracht werden können, und verleiht den Tieren als Musikanten so ein Instrument. Illustriert von Garffs beeindruckenden, aus Alltagsgegenständen nachempfundenen, lebensnahen Tierskulpturen entsteht auf diese Weise ein künstlerisches Kleinod und ein lustvoller Beitrag, um das Wunder der Lebensvielfalt mehr begreifen und lieben zu lernen.
Begriffe wie Klimaerwärmung oder Insektensterben sind für das Multitalent Eulberg wie Schreckgespenster in der Geisterbahn eines Rummels: Sie verlieren spätestens nach der zweiten Runde ihr Grauen. Eulberg möchte stattdessen Brücken bauen zwischen Wissenschaft und Kultur, Techno-Fans und Umweltschützern.
Dominik Eulberg und Matthias Garff wollen mit ihrem Buch den Zauber der Natur feiern, uns durch positive Emotionen bewegen. „Alles ist Wechselwirkung“, wusste schon Alexander von Humboldt. Wir Menschen sind mittendrin, statt nur dabei.
Dominik Eulberg, Matthias Garff
Tönende Tiere.
Die Musik heimischer Stimmwunder.
112 Seiten
ISBN: 978-3-8479-0106-8
27,00 €
Eichborn Verlag
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