Dr. Uwe Steinmetz ist ein Streiter für die lebendige Weiterentwicklung der Kirchenmusik in lutherischer Tradition, für die er in seiner Kanzelrede eine wegweisend „Zeitansage“ dargeboten hat. Er fragt nach der Qualität heutiger Kirchenmusik und stellt in Anlehnung an das Motto der Kanzelreden 2022 fest: „Dem Volk aufs Maul schauen – oder dem Volksliedsänger zuhören – sehr gern. Allerdings geht es dabei nicht um das Nachplappern oder Imitieren von gegenwärtigen Stilen […]“. „Die neue kirchliche Musik sollte daher die Klänge der Volksmusik verfeinert umfassen, und allen Menschen die Möglichkeit geben, schon hier auf Erden in die Musik des Himmels als Lobpreis einzustimmen.“
Steinmetz ist ein Kenner des lutherischen Kirchenliedes und verortet das Wesen dieser Musik „zwischen Zugänglichkeit und Entzogenheit“. Er demonstriert dies in seiner Kanzelrede an dem bekannten Weihnachtslied Martin Luthers „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, das auf der Melodie eines bekannten eingängigen Volksliedes basiert. „Das Endliche verbindet sich mit dem Unendlichen.“
Für Steinmetz wurde dieses religiöse Momentum von Musik in der spirituell inspirierten Jazzmusik erfahrbar. Dabei betont er die Erfahrung von Stille und Kontemplation im Hören und sich einlassen bei der Improvisation. „Das sich Einlassen auf Musik, das Zuhören mit weitem Herzen und Ohren ist für diese religiöse Qualität der Musik unerlässlich – sie kann nur über sich hinaus auf Gott weisen, wenn die Hörenden ihr dafür Raum lassen. Und auch dies ist schwer zu fassen, wenn wir nicht alle in unserem Leben die Bedeutung von Stille kennen würden.“ […] „Musik erstreckt sich in die Stille wie Architektur in den Raum“ (Octavio Paz)
„Wenn Musik uns an diesen Punkt führt – dann kann uns Vers 13 der Epistel des heutigen Sontags (1. Johannesbrief 4,13-16a) nachpfingstlich aus der Seele sprechen: „Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns, dass er uns von seinem Geist gegeben hat.“ Nach Martin Luther – und auch meiner eigenen Erfahrung – lässt sich diese „Klangbrücke“ zwischen Himmel und Erde durch die Musik gar nicht besser deuten – das Ergiffenwerden durch die Musik, das Getröstet werden, das Heilsame mitgerissen werden, und dadurch unseren Lebensalltag neu zu sehen, das ist eine Begegnung mit dem heiligen Geist.“
Die ganze Kanzelrede können Sie unter dem folgenden Link noch einmal nachlesen:
Dr. phil. Uwe Steinmetz wurde 1975 in Bremervörde/NDS geboren und studierte Saxophon und Musiktheorie in Berlin, Bern,
Indien und Boston. Er arbeitet als Komponist, Saxophonist und Dozent über das Europäische Umland hinaus und erhielt nationale
und internationale Auszeichnungen für seine künstlerische Arbeit. Steinmetz promovierte über die musikalische Sprache des
religiös inspirierten Jazz an der Universität Göteburg und forscht seit 2015 über religiöse Inspiration in der populären Musik der
Gegenwart an der Universität Leipzig. Mit dem von ihm mit begründeten Netzwerk BlueChurch engagiert er sich für die Wahrnehmung von Jazz als transkulturelle und spirituelle globale Musizierhaltung.