Diskurs

Fair Fashion oder (Fast) Fashion in Argentinien

In den letzten Jahren hat das Phänomen „Circular Fashion“ („Zirkuläre Mode“) in Argentinien stark an Popularität gewonnen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen sind die Preise für Bekleidung aufgrund der Inflation gestiegen. So betrug die Inflation im März 11 % und die kumulierte Inflation im Jahresvergleich 287,9 %. Bei den Gehaltserhöhungen sehen die Zahlen jedoch ganz anders aus. Die letzten offiziellen Angaben beziehen sich auf den Januar und betrugen 16,4 % monatlich (einschließlich des öffentlichen und privaten Sektors) und 181 % im Jahresvergleich insgesamt. Es ist also einfach zu sehen, dass die Inflation größer ist als der Anstieg der Gehälter. Natürlich ist Kleidung nicht das Einzige, was sich verteuert, so dass die Menschen entscheiden müssen, wofür sie ihr Geld ausgeben. Im Allgemeinen sind die ersten Dinge, wofür kein Geld mehr ausgeben werden kann, Dinge, die nicht unbedingt notwendig sind, wie Kleidung, Restaurants, kulturelle Veranstaltungen usw.

In den bekanntesten Vierteln von Buenos Aires haben innerhalb der letzten Dekade viele Geschäfte eröffnet, in denen gebrauchte Kleidung in gutem Zustand und zu einem angemessenen und bezahlbaren Preis verkauft wird. Eines der bekanntesten ist „Urban Luxury“ mit Geschäften in Saavedra, Almagro, Belgrano, Palermo, Martinez, Pacheco, etc.  Im Allgemeinen findet man dort Markenkleidung zu einem Drittel des Preises eines neuen Kleidungsstücks. Andererseits interessieren sich in den letzten Jahren immer mehr Menschen für die Auswirkungen auf die Umwelt und für all die Dinge, die man tun kann, um die Umweltverschmutzung zu verringern. Die zirkuläre Mode ist also auch ein Ergebnis dieser Entwicklung.

Die Abfälle der Textilindustrie sind die zweitgrößte Umweltverschmutzung auf dem Planeten. Und in Argentinien gibt es immer noch keine Abfallbewirtschaftungspolitik, weder für die Fabriken noch für den Einzelnen. Derzeit sind die meisten Projekte zur Wiederverwertung dieser Art von Abfällen in Genossenschaften und kleinen Unternehmen der Volkswirtschaft angesiedelt. Die Architektin Marta Yajnes weist darauf hin, dass zu den Hauptschwierigkeiten bei der Durchführung von Textilrecyclinginitiativen das Fehlen von Finanzmitteln und seriösen Orten für die Durchführung von Versuchen sowie das mangelnde Interesse der Unternehmen an der Abfalltrennung, die fehlende Kontinuität im Laufe der Zeit usw. gehören. Es gibt noch keine offiziellen Daten, aber es wird geschätzt, dass 5 % der festen Siedlungsabfälle aus der Textilindustrie stammen. Und 98 % dieser 5 % sind potenziell recycelbar. Das Problem ist jedoch, dass es schwierig ist, diese Art von Kleidungsstücken zu recyceln, da sie beispielsweise vorbehandelt werden müssen, was sehr mühsam und kostspielig ist. Deshalb ist es so wichtig, dass die Recyclingprojekte und die Regierung Gesetze und Vorschriften einführen, die große Hersteller dazu zwingen, ihre Abfälle zu trennen und zu behandeln.

Die an dieser Art von Projekten beteiligten Personen betonen, dass das fehlende Umweltbewusstsein der Verbraucher eine Umweltpolitik erfordert, die Transparenz und bessere Qualität der Kleidung fördert. Die meisten auf dem Markt befindlichen Kleidungsstücke haben eine kurze Lebensdauer und sind aus Fasern hergestellt, die eine Nachbearbeitung erschweren und die Qualität der Produkte beeinträchtigen, um Kosten zu sparen. Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gilt, ist das Phänomen des „Greenwashing“, einer irreführenden Werbung, z. B. von Unternehmen, die ihre Etiketten ändern, um umweltfreundliche Praktiken zu suggerieren, obwohl sie in Wirklichkeit stark umweltbelastend sind.

Bild von John Hain auf Pixabay

So entstand die Kreislaufmode als Gegenpol zur Fast Fashion, die die Branche in den letzten 20 Jahren geprägt hat: In der Provinz Córdoba gibt es ein nationales Projekt zur Behandlung dieser Art von Abfällen. Diese Anlage ist seit 2022 in Betrieb. Diese Einrichtung fungiert als Zentrum für die Annahme, Aufbereitung, Behandlung und Produktion von Textilabfällen aus Haushalten, Unternehmen und Betrieben. Und sie arbeiten an der Erprobung, um daraus neue Kleidung herzustellen. Im ersten Monat haben sie 10.000 Tonnen Abfall erhalten.

Abschließend möchte ich sagen, dass ich viele Dinge für wichtig halte:

1- Es ist wichtig, dass man als Verbraucher weiß, dass man die Wahl hat, was man konsumieren möchte. Es ist also sehr wichtig, sich darüber zu informieren, wo man was kauft, wie es produziert wird, wie die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken sind usw.

2- Es ist sehr wichtig, dass mehr Aufklärung betrieben wird. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, diese Dinge zu kommunizieren, um wirklich einen Wandel herbeizuführen.

3 – Die staatliche Politik muss präsenter werden: Gesetze zur Regulierung von Importen und auch zu lokaler Produktion. Es braucht eine Konzentration auf eine nachhaltige Produktion und auf die Wiederverwendung und das Recycling von Abfällen und Altkleidern.

4- Wir brauchen Gesetze und Verordnungen, die die Behandlung von Produktionsabfällen regeln, damit diese korrekt recycelt werden können.

Fair und Chic

Im Rahmen der Eine-Welt-Regionalpromotoren Stelle Sachsen-Anhalt Ost an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e.V. koordiniert Franziska Ilse-Shams in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und Bündnissen die nachhaltigen Modewochen anlässlich der globalen Aktionswoche „Fashion Revolution Week“ vom 14. März bis 28. April 2024.

Weitere bundesweite Aktionen zur Fashion Revolution Week 2024 finden Sie hier.

Fairkleiden – Fashion Revolution Week

Zur ersten Fashion Revolution Week in Wittenberg gibt es auch eine Social Media Kampagne auf dem Insta-Kanal der Jungen Akademie mit den neuesten Trends und Infos rund um FAIRE Kleidung. Schaut vorbei!

Eine kurzen Audiobeitrag zur Fashion Revolution Week 2023 in Wittenberg gibt es hier.

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