Diskurs

Pressemitteilung vom 26.07.2022

Empfehlungen für den weiteren Umgang mit der judenfeindlichen Schmähplastik an der Wittenberger Stadtkirche
C. Melms

Am Montag, den 25.07.2022 kam in Lutherstadt Wittenberg der „Beirat zur Weiterentwicklung der Stätte der Mahnung“ zu seiner abschließenden Sitzung zusammen. Das Expertengremium war 2020 vom Gemeindekirchenrat der Stadtkirche einberufen worden und sollte konkrete Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der judenfeindlichen Schmähplastik an der Wittenberger Stadtkirche erarbeiten. Der Beirat sprach nun folgende Empfehlungen aus:

Der Beirat empfiehlt dem Gemeindekirchenrat der Stadtkirche in Wittenberg…

  1. …zeitnah eine klare Veränderung der bisherigen Situation herbeizuführen, die die Plastik mit Titulatur der gegenwärtigen Sichtbarkeit entzieht. Am besten geschieht dies durch die Abnahme und Verbringung in einen die Plastik adäquat kontextualisierenden Rahmen. Einzelfragen der Umsetzung sind mit der Denkmalpflege abzustimmen.
  2. …zu prüfen, ob die Möglichkeit einer bleibenden Präsentation der Plastik in enger räumlicher Nähe zur Kirche und im Rahmen einer qualifizierten Trägerschaft realisierbar ist. Sicherzustellen ist eine bleibende Kontextualisierung der Plastik durch ein zeitgemäßes pädagogisches Konzept. Der inhaltliche Bezug zur Geschichte christlicher Judenfeindschaft muss notwendigerweise herausgestellt werden.
  3. …die dem Beirat vorgelegten Sofortmaßnahmen umzusetzen – namentlich die Erstellung einer Faltbroschüre, das Anbringen eines neuen Erklärtexts für die Informationsstele an der Stadtkirche und ergänzende Ausstellungselemente zur bestehenden Dauerausstellung im Kircheninnenraum.
  4. …eine Neukonzeption der Dauerausstellung in der Stadtkirche, die gewährleistet, dass Antijudaismus und Antisemitismus thematisiert und kontextualisiert werden.

Dem Beirat gehören an (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Dr. Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragte des Rates der EKD
  • Daniel Grunow, Referent des Ansprechpartners für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus
  • Susanne Kopp-Sievers, langjährige Geschäftsführerin des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt
  • Christoph Maier, Direktor der Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt
  • Prof. Dr. Andreas Nachama, Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK) und Jüdische Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR)
  • Christhard-Georg Neubert, Stiftung Christliche Kunst, Wittenberg
  • Dr. Wolfgang Schneiß, Ansprechpartner für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus
  • Dr. Christian Staffa, Beauftragte für den Kampf gegen Antisemitismus der EKD
  • Dr. Mario Titze, Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie
Schlagwörter: Bildung, Gesellschaft, Kultur

Christoph Maier

Akademiedirektor und Studienleiter für Theologie und Politik
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