Seit 20 Jahren werden Frauen und Männer in Weiterbildungen zur und zum NaturkindergärtnerIn qualifiziert, unter der Leitung von Michael Schicketanz, Friedrich Krüger, Wiebke Warmbold und anderen. Wir nehmen das zum Anlass, in den Themenseiten die Weiterbildung ausführlich vorzustellen. Falls Ihr Interesse geweckt ist: der nächste Kurs startet im September. Anmeldungen sind noch möglich.
Außerdem berichten wir über eine spannende interkulturelle Themenwanderung, ein wie ich finde sehr herausforderndes, gleichzeitig nachahmenswertes Format der Umweltbildung.
Die weißen Seiten stellen in dieser Ausgabe sehr praxisnahe Beispiele für gelebtes Umweltengagement vor: Einkaufsgemeinschaft, Solidarische Landwirtschaft, Gartenakademie und den Grünen Hahn.
Zu Wort kommen auch wieder Leser (keine Leserinnen), die Beiträge zum Thema Suffizienz in der letzten Ausgabe diskutieren. Besonders hinweisen möchte ich Sie auf den letzten Beitrag in diesem Heft, eine Leser-Reaktion auf den Text „Friedhöfe neu denken und gestalten“ aus dem Frühjahrsheft im letzten Jahr. Werner Landgraf, Jürgen König und Karl Widder haben sich konkrete Gedanken zur Grabgestaltung gemacht und dies auch praktisch modellhaft gestaltet.
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Geistlicher Impuls
von Friedrich Krüger
Wir leben auf einem wunderbaren Planeten. Würden wir einen solchen im Weltraum entdecken, würden wir alles tun, um auf ihm leben zu können.
Die Lebensbedingungen sind hervorragend und abwechslungsreich: Licht und Schatten; hell und dunkel; sonnig und wolkig; klar und dunstig; Schnee, Regen und Trockenheit; Frost-Kälte-Wärme und Hitze; Windstille-leise Lüfte-Wind und Sturm. Und das alles im Wechsel des Jahres und der Orte.
Die Gestaltung dieses Planeten ist faszinierend und unendlich vielfältig. Da macht es Spaß, ihn zu entdecken, die Höhen zu erklimmen und die Aussichten zu genießen, in den Tälern zu ruhen und Geborgenheit zu spüren, in Ebenen die Weite und Freiheit zu erleben und an und in den Gewässern sich zu aalen.
Das Leben auf diesem Planeten ist unerforschlich und doch ist es reizvoll, es zu beobachten, kennenzulernen und zu verstehen. Pflanzen und Tiere besiedeln die Elemente Wasser, Luft und Erde; jede Art ist für ihren Lebensraum und ihre Ernährung ganz speziell geformt in Größe und Farben; sie sind individuell ausgerüstet mit staunenswerten Eigenschaften und Befähigungen. Sie alle sind verflochten zu einer Lebensgemeinschaft, in der einer den anderen braucht oder nutzt; alle leben vom Geben und Nehmen im ausgewogenen, geheimnisvollen Verhältnis. “Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ sagte Albert Schweitzer (1875-1965, elsässischer Theologe, Arzt, Philosoph, Organist, Musikwissenschaftler und Pazifist. Er gilt als einer der bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts. Schweitzer, der „Urwaldarzt“, gründete ein Krankenhaus in Lambaréné in Zentralafrika. 1952 erhielt er den Friedensnobelpreis), ein Zeitgenosse, der mich schon als Kind faszinierte.
Eine besondere Kreatur in der Vielfalt des Lebens ist der Mensch. Besonders machen ihn seine unerschöpflichen geistigen Fähigkeiten, die er als Anlagen mitbekommt, sie aber durch Lernen und Erfahrungen entfalten und entwickeln muss, jeder auf seine persönliche Weise. Diese Entwicklung wird prägend für sein Tun und Lassen. Damit greift er zum Wohl oder zum Schaden in diese Lebensordnung ein. Als Reglement hat er die Möglichkeit, über sein Tun und Lassen zu entscheiden. Der Maßstab, die Gewichtung, der Blick und das Ziel der Bewertung sind aber kritische und entscheidende Faktoren. Je nachdem wirkt er lebensbedrohend und vernichtend oder lebensfördend und erhaltend.
Ich wünsche für unsere Kinder,
• dass sie den Blick für die Schönheit und Vielfalt der Welt entfalten
• dass sie sich an ihrem Platz wohlfühlen und Freude finden
• dass sie neugierig bleiben im Entdecken der Vielfalt der Erde
• dass sie an Herausforderungen ganzheitlich wachsen und stolz auf ihre Fähigkeiten und Erkenntnisse sind
• dass Mitgefühl und Liebe prägend für ihre Entscheidungen werden
Es liegt im Wesen des Kindes, dass es gerne gut ist. Gut und besser zu werden ist sein Streben, so lange ihm dieses Glück nicht genommen wird. „Gut ist der Mensch nur, wenn ihm das Leben schlechthin, das der Pflanze und das des Tieres wie das des Menschen heilig ist und er sich ihm überall, wo es in Not ist, helfend hingibt.“ sagte Albert Schweitzer.
In der Jahreslosung 2021 ist diese Erfahrung des Glückes so ausgedrückt: „Seid barmherzig, wie auch euer himmlischer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36)
Im Kindergarten machen die Kinder ihre ersten Schritte im Leben. Die Erfahrungen dort legen das Fundament, auf dem sich ihr Leben aufbaut.
Dazu brauchen sie im Miteinander mit den Anderen den Kontakt zur Natur. Sie ist der beste Raum für ihre ganzheitliche Entwicklung. Ihr Angebot für Tun und Lassen ist unerschöpflich und für jeden auf seine Weise erschließlich. Sie regt mit ihrem Angebot an zur Kreativität und Selbstfindung. Sie fordert grenzenlos und gibt endlos.
Unsere künstlichen Angebote an Spielen und Geräten sind notdürftiger Ersatz für den Mangel an natürlichen, naturnahen Räumen und Erfahrungsmöglichkeiten. Je mehr das Bedürfnis nach materiellen Gütern für die Kinder (und Erwachsenen) dominant wird, umso mehr werden sie zu fordernden Konsumenten. Ihre Persönlichkeit wird anspruchsvoller, fantasieloser, egoistischer und rücksichtsloser. Die Empathie gegenüber Menschen, Tieren und Pflanzen verkümmert.
Lebensweisheiten wie die von Isaac Newton (1643-1727, englischer Mathematiker, Physiker und Astronom): „Für einen guten und edlen Menschen ist nicht nur die Liebe des Nächsten eine heilige Pflicht, sondern auch die Barmherzigkeit gegen vernunftlose Geschöpfe.“ werden unverständlich und wirken lebensfremd. Das wäre ein großer Verlust für unsere Kinder, ein Schaden für ihre Zukunft und für diese Welt.
Darum ist das Engagement der Kindergärten, die Kinder für das Wunder dieser Erde zu begeistern, so bedeutungsvoll und wichtig.
Zum Autor:
Pfarrer Friedrich Krüger war Gemeindepfarrer, dann Umweltbeauftragter der Ev.-Luth. Landeskirche in Braunschweig und schließlich Fortbildner für Religions- und Naturpädagogik im Diakonischen Werk Braunschweig. Sein Buch ‚Kindergärten Spielen in der Natur‘ gilt als Klassiker der Spielraumgestaltung. In vielen Kitas war und ist er aktiv an der Umgestaltung zu naturnahen Spiellandschaften beteiligt. Er war 2001 Mitinitiator der Weiterbildung zur NaturkindergärtnerIn.“
NACHRICHTEN
Solidarische Landwirtschaft in Wittenberg bedeutet eine direkte und verbindliche Kooperation zwischen dem Verein als Gemüseerzeuger und einer Gruppe von Verbrauchern, den Vereinsmitgliedern, als Ernteanteilnehmende.
Der Verein und die Mitglieder teilen sich das Anbaurisiko, das sonst der Erzeuger alleine tragen müsste. Eine aufwendige Vermarktung, die Zeit und Geld kostet, ist nicht notwendig. Deshalb kann eine sozial- und umweltverträgliche, wirklich nachhaltige Landbewirtschaftung mit fairen Löhnen vor Ort dauerhaft stattfinden.
Die Mitglieder haben über den Einblick in die Kalkulation der Betriebskosten volle Transparenz über die finanzielle Situation des Vereins und bekommen durch freiwillige Mitarbeit vor Ort eine Verbundenheit mit der Herkunft ihrer Lebensmittel. Sie erhalten die gesamte Ernte. Da alle Ernteprodukte aufgeteilt werden können, ohne auf Vermarktungsnormen des Handels Rücksicht nehmen zu müssen, haben die Mitglieder es selbst in der Hand, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
Solidarität wird nicht nur mit den Menschen auf dem Acker gelebt, sondern Solidarität heißt auch, für den Ernteanteil je nach den eigenen Möglichkeiten mehr oder weniger zu geben. Mitgestalten und Handeln statt Hoffen ist im Verein erwünscht.
Gegründet wurde der Verein SoLawi Gemüsegenuss e.V. im Februar 2021.
Das erste Anbaujahr startet derzeit auf einem 7000 qm großen Stück Pachtland in der Schloßvorstadt. Dort erfolgt der Anbau von Gemüse und Kräutern nach ökologischen Prinzipien im Freiland und im Folientunnel.
Die vom Verein angestellten Gärtnerinnen bewirtschaften diese nach dem Prinzip Market Gardening, einem biointensiven Gemüseanbau auf kleiner Fläche. Es werden ganzjährig vielfältige, samenfeste und alte Sorten angebaut. Geplant für das erste Anbaujahr 2021/2022 je nach Saison sind z.B. rote, gelbe und geringelte Beete, verschiedene Blattsalate, Möhren, grüngetigerte Tomaten, Kräuter und Wintergemüse.
Die SoLawi plant mit maximal 80 Ernteanteilen. Ein Anteil soll für zwei erwachsene Personen ausreichen, die durchschnittliche Mengen an Gemüse essen.
Das Gemüse wird frisch und unverpackt einmal wöchentlich an einem festen Tag in den Verteilstationen zum Abholen bereitgestellt. Es wird mehrere Verteilstationen in Wittenberg und Umgebung geben, je nachdem wo die Ernteanteilnehmenden wohnen, wird sinnvoll gebündelt.
Hilfe auf dem Acker ist sehr willkommen und erwünscht. Jedes Jahr werden Gemeinschaftsaktionen stattfinden, wie das Stecken der Zwiebeln oder das Ernten der Möhren. Im Verein ist die Mitgestaltung in den Arbeitsgruppen Acker, Finanzen, Logistik und Öffentlichkeitsarbeit möglich.
Interessenten können sich beim Gemüsepostfach oder am Gurkentelefon 0157-37277484 melden oder unter www.gemuesegenuss.de schauen.
Leserbrief
Wiederbelebung der Grabgestaltung mit christlichem Kreuz aus haltbarem Holz heimischer Wälder
von Dr. Jürgen König, Werner Landgraf und Karl Widder
Präambel
Dieser Beitrag ist gedacht und entstanden als Impulsdarlegung eines evangelisch-lutherischen Autorenkollektivs zur Traditionspflege christlicher Merkmale in deutschen Friedhöfen und nimmt u.a. Bezug auf den Artikel von Herrn Döring im Heft „Briefe – zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde“, Nr. 134, 3/2020, der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt zu Wittenberg (Döring 2020). Im Folgenden soll eine beginnende Bestandserhebung angezeigt werden, die auf unseren, mitteldeutschen Friedhöfen durchgeführt wird, um festzustellen, inwieweit das christliche Kreuz bei uns in den heimatlichen Friedhöfen präsent ist. Die Traditionspflege der christlichen Grabgestaltung ist uns ein wichtiges, aktuelles Anliegen.
Das Anliegen
Das christliche Kreuz ist seit Jahrtausenden ein Zeichen der abendländischen Kultur. Das ist so und das sollte man auch so sagen. In der heutigen Zeit, insbesondere im ungewöhnlichen Jahr 2020, geprägt von einer „Corona-Krise“ rückt die Pflege unserer hiesigen Traditionen unweigerlich in den Brennpunkt des allgemeinen, bürgerlich-christlichen Interesses. Friedrich Nietzsche, ein bedeutender Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der in Röcken bei Lützen (Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt) geboren wie auch beigesetzt wurde, schrieb einmal in einem Werk: „ …von der Umkehr aller Werte“. Das Corona-Jahr 2020 führte durch eine Reihe fragwürdiger Entscheidungen auf Führungsebe auch zu einem Glaubensverlust. Allein das Beispiel der schleichenden Isolierung von Großeltern von ihren Familien steht im Widerspruch zur christlichen Nächstenliebe. Schon Luther legte die Bedeutung des Kreuzes dar, z. B. in seinen „Lebensregeln“ in dem er sagt: „Des Christen Herz auf Rosen geht, wenn´s mitten unterm Kreuze steht.“ (Luther). Das bedeutendste Buch, die Bibel, auch nach der Übersetzung von Martin Luther, legt in den 10 Geboten und vielen Weisheiten zum zwischenmenschlichen christlichen Zusammenleben dar, was christliche Nächstenliebe ausmacht und das im Zeichen des Kreuzes. Es war und ist ein sichtbarer „Fels“ in der Brandung, auch heutzutage.
Unsere ersten Erhebungen auf mitteldeutschen Friedhöfen ergeben allerdings, dass nur ein geringer Anteil von Grabmalen das Kreuz wiedergibt. In den südlichen europäischen Ländern ist es stärker vertreten, so zum Beispiel in Tirol. Nun sind diese Regionen zwar meist katholischer Konfession, aber auch die evangelisch-lutherischen Christen der mittleren und nördlichen Bundesländer tragen das christliche Kreuz in ihrem Glauben als Wahrzeichen.
Ja es gibt noch eine Reihe von christlichen Holzkreuzen in unseren Friedhöfen, die jedoch mitunter unsachgemäß und damit weniger haltbar in die Erde eingegraben werden. Da diese Holzkreuze als Ausfertigungen zu Grabmalen meist im unteren bzw. mittleren Preissektor angeboten werden, kommt es bei der fachgerechten Ausfertigung und Einbringung an der Grabstelle mitunter zu Fehlern. Das heißt, die hölzernen Baugruppen der Grabumrandung bzw. des Kreuzes selbst kommen permanent mit der Bodenfeuchtigkeit in Berührung und sind daher weniger haltbar. Holz ist ein wertvoller und beseelter Werkstoff, der aber auch eine gewisse Feinfühligkeit bei der Ausfertigung und Einbringung vor Ort verlangt – insbesondere keinen direkten Erdkontakt. Das Autorenkollektiv weist darauf hin, dass Holz in Abhängigkeit von der Jahresringstruktur und Holzdichte nicht nur Jahrtausende unbeschadet überstehen kann, bei geeignetem, nicht zu feuchtem Milieu in Dachstühlen von Kathedralen zum Beispiel (König 2006; König & Günther 2006; König et al. 2008a,b; Mahler et al. 1998), sondern im Gegensatz zu importierten geschliffenen Grabsteinen, aus Indien oder China etwa, ein einheimisches, beseeltes Grabmaterial darstellt.
Es ist bekannt, dass die Nadelhölzer aus Fichte und Kiefer weniger resistent gegen Feuchte- und damit Pilzeinfluss sind als Eichen- oder Robinienhölzer. Nur recht harzreiche Nadelhölzer mit hohem Kernholzanteil, wie Panzerkiefer oder Lärche sind unter freiem Himmel robuster (vgl. Scheithauer et al. 2008). Ein wichtiger Vorzug des Holzes besteht auch in seiner regionalen Präsenz in unseren Wäldern. So sind folgende Holzarten geeignet: Eiche (Quercus) (siehe Abb.1), Robinie (Robinia) oder Eibe (Taxus), die auch über eine überdurchschnittlich hohe Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen verfügen. Einige Holzarten aus tropischen Regionen (z.B. Bongossi) erreichen eine höhere Resistenzklasse, sind also haltbarer (Bues & König 2007a,b) – auf diese soll aber an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.
Nach den Ausführungen von Herrn Döring (in dem o.g. Heft Nr. 134) ist anzumerken, dass gegenwärtig christliche Symbole in den deutschen Friedhöfen eher unterrepräsentiert sind, dieser Meinung schließen wir uns an. In den gegenwärtigen schweren Zweiten des Jahres 2020 – in dem unter dem Namen „Corona-Pandemie“ Kontaktbeschränkungen, massive Eingriffe in die grundsätzlichen Rechte für Unternehmen, aber auch für Familien (Besuchsverbote bei Großeltern, Maskenpflicht, Quarantäne usw.), außerparlamentarisch beschlossen werden – hat insbesondere die reformierte christliche Kirche nach der Bibel-Lehre von Martin Luther eine besondere, gegenwärtig hochwichtige Aufgabe, nämlich dem eigentlichen Zweck der christlichen Lehre: die Seele unserer gläubigen Menschen zu schützen. Das gilt sowohl in den Bereichen Christenlehre, Konfirmation und Jugendarbeit, wie auch in der geistigen Begleitung älterer Menschen in Vorbereitung auf den Tod. Unsere Christen in Mitteldeutschland haben das Recht auf eine sichtbar christliche Beisetzung – unter eben dem christlichen Symbol. Unser Anliegen umfasst sowohl das christliche Kreuz als Grabmal, wie auch die Umrandung des Grabes.
Unsere Interessengemeinschaft „Renaissance des christlichen Kreuzes“, bestehend aus Luther- und Heimatfreunden, Holzfachleuten, Handwerksmeistern, darunter auch viele evangelisch Getaufte, hat sich zum Ziel gesetzt, durch handwerkliche erlernte Kunst der Holzerkennung und Holzbearbeitung christliche Kreuze zu schaffen, die sowohl ansehnlich wie auch so eingebracht werden, dass sie dauerhaft sind. Dabei werden wir sowohl von Kollegen der Holzverwendung wie auch durch Fachpersonal der Grabgestaltung unterstützt.
Ein Proto-Typ einer christlichen Grabgestaltung, wurde kürzlich in der Nähe von Wittenberg, der einstigen Wirkungsstätte Martin Luthers, demonstrativ aufgebaut. Die Abb.2 zeigt das Ensemble aus Kreuz und Umrahmung, hergestellt aus heimischen robusten Holzarten.
In der heutigen Zeit scheint es dem Autorenkollektiv zeitgemäß und wichtig, auf hiesige Bestattungstraditionen und Traditionspflege der abendländischen Kultur und Grabpflege hinzuweisen. Zum einen sind es die Gepflogenheiten der christlich Getauften und ggf. später auch christlich konfirmierten Bürgerinnen und Bürger, die eine Erwartungshaltung und auch Bereitschaft zu einer eher christlich geprägten Andacht, Trauer und Beisetzung bewegen, zum anderen sind es die wirtschaftlichen Folgen der „Corona-Krise“, die in unsere Familien eingreifen.
Die Recherchen, Projektarbeiten und Veröffentlichungen zum Projekt „Renaissance des christlichen Kreuzes in deutschen Friedhöfen“ werden fortgesetzt.
Themenseiten: Umweltpädagogik
von Michael Schicketanz
Wer von dem Beruf „NaturkindergärtnerIn“ hört, denkt vorwiegend an die pädagogische Arbeit in Waldkindergärten. Die meisten NaturkindergärtnerInnen arbeiten allerdings in ganz normalen Kindertageseinrichtungen. Auch dort ist es möglich und unbedingt notwendig, Kinder spielerisch an die Natur heranzuführen: über die naturnahe Gestaltung des Außengeländes, die entsprechende Auswahl an Spiel- und Bastelmaterialien, Liedern und Geschichten und über möglichst naturbelassene Nahrungsmittel.
Dieser Ansatz verändert auch die pädagogische Arbeit. Naturmaterialien sind deutlich abwechslungsreicher und bieten vielfältigere Einsatzmöglichkeiten als vorgefertigte Spielzeuge. Was kann man nicht alles mit Kieselsteinen machen! Damit lassen sich nicht nur die tollsten Türme oder Pyramiden bauen, sondern auch gemeinsame Spiele wie „Steine abschießen“ oder „Kieselsteine raten“ spielen. Oder die Kinder lassen, wie schon unzählige Generationen vor ihnen, an einem Regentag ganz einfach flache Steine über die Pfützen hüpfen. Auch bei herumliegenden Stöcken und Ästen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: ob Stock-Mikado spielen, mit stabilen Stöcken auf verschiedene Untergründe trommeln, zusammen ein großes Ast-Tipi bauen oder durch das Ertasten mit verbundenen Augen den eigenen Stock wiederfinden – „Naturstoffe“ bieten schier unendliche Spielvariationen.
Abwechslung in den spielerischen Alltag bringt bei der naturpädagogischen Methode zusätzlich der Wandel der Jahreszeiten. Wenn zu Beginn des Frühlings die Krokusse und Schneeglöckchen blühen, im Sommer der Bauer auf den Feldern die Ernte einholt oder sich die Tiere im Herbst mit dem Sammeln von Vorräten auf den nahenden Winter vorbereiten, dann lenken diese Ereignisse die Wahrnehmung der Mädchen und Jungen ganz von selbst auf die jeweilige Jahreszeit. Diese Beobachtungen können von den Erziehern dann zusätzlich noch mit passenden Liedern und Reimen, Experimenten und Bastel- oder Gärtnerarbeiten vertieft werden.
Um interessierten PädagogInnen die Möglichkeit einer Arbeit als NaturkindergärtnerIn zu eröffnen, wird vom Umweltbüro Nord e.V. in Stralsund und der Studienstelle für Naturwissenschaft, Ethik und Bewahrung der Schöpfung (KFH) die „Weiterbildung zur NaturkindergärtnerIn“ angeboten. In vier einwöchigen Kursen (von Montag beziehungsweise Dienstag bis Freitag), die zeitlich über das Jahr verteilt sind, werden die folgenden Themenbereiche erarbeitet:
Kurswoche 1 – Den Kindern eine Zukunft geben
Selbstverständlich wünschen wir unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft, auch in Zeiten des Klimawandels, Artensterbens und des massiven Abbaus nicht erneuerbarer Rohstoffe. Es ist wichtig, diese Umweltgefahren zu erkennen, um selbst aktiv zu werden und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten etwas zu verändern – vor allem, um unsere Kinder darauf vorzubereiten. Dies kann aber nur gelingen, wenn die Natur ein wesentlicher Erfahrungs- und Spielraum für Kinder ist. Wenn sie nur künstlich gestaltete Funktions- und Bewegungsräume erleben, werden sie nichts über Wachstum und Ernte von Pflanzen, über das unendlich vielseitige Spielen und Bauen mit Naturstoffen sowie über den natürlichen, verantwortungsbewussten Umgang mit Tieren und Pflanzen lernen. Die so bedingte Abhängigkeit von künstlichen Lebenswelten hemmt massiv die kindliche Entwicklung – Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten kann sich so kaum entfalten. Auch das „Geheimnis“ der Natur als Quelle alles Lebens bleibt Kindern verschlossen, die in einer „naturfernen“ Umgebung aufwachsen. Ihre Sinne verkümmern, ihre Kreativität kann sich nur bedingt ausbilden und fantastische Entdeckungen bleiben ihnen vorenthalten. Sie sehen die Natur eher als Feind und nicht etwa als großartigen „Lehrer“.
In dieser Kurswoche wird den Teilnehmern vermittelt, die Natur und ihren Reichtum auf der Basis eigener Erfahrungen als unerschöpfliche, (religions-)pädagogische Quelle zu erkennen, um so den Kindergartenalltag stärker auf eine gesündere und wertebewusstere Lebensweise hin auszurichten.
Eine wichtige Voraussetzung dafür ist es, die Natur in der heimischen Umgebung zu erkunden. Für innerstädtische Kindertageseinrichtungen bieten sich zum Beispiel regelmäßige Wald- und Wiesentage an, damit die Kinder eine Beziehung zu Pflanzen und Tieren aufbauen können. Denn nur in der Natur selbst ist es möglich, ein Gefühl für Naturräume zu entwickeln.
„Unsere heutige Zeit ist geprägt von einer zunehmenden Bebauung und Zerstörung natürlicher Lebensräume. Die kindliche Lebenswelt wird dadurch immer stärker eingeschränkt. Sichtbare Folgen dieser Entwicklung sind unter anderem eine mangelnde Ausgeglichenheit, eine deutliche Zunahme von Gleichgewichtsstörungen, sowie Koordinationsprobleme bei unseren Kindern.“1
Kurswoche 2 – Geheimnisse erleben, entdecken, weitergeben
Im Wald oder auf natürlichen Wiesen spielen – das ist heute für viele Kinder nicht mehr selbstverständlich. Sie sind in aller Regel auf das Außengelände der Kindertageseinrichtung angewiesen, in der sie einen Großteil des Tages verbringen. Doch auch auf diesen oft kleineren Flächen kann den Kindern viel ermöglicht werden.
Die zweite Kurswoche gibt deshalb Anregungen für die Planung und Gestaltung von naturnahen Bewegungsräumen. Im Mittelpunkt aller Überlegungen müssen dabei immer die Bedürfnisse der Kinder stehen. Es ist daher sinnvoll, die Kinder direkt zu Beginn der Planung miteinzubeziehen. Welche Bewegungen und Kompetenzen erlernen und üben Kinder beispielsweise in einem bestimmten Alter oder welche Räume eignen sich für die Entwicklung von Sozialkompetenz am besten? Auf einem Außengelände bereits vorhandene Hügel etwa können durch Gebüsche, Wege, Wasser, Steine und Sand zu einer harmonischen Spiellandschaft umgewandelt werden. Dabei erfüllen die meisten dieser „Elemente“ gleich mehrere Funktionen. Ein dicker Baumstamm beispielsweise kann Balancierstelle, Forschungsstation zum Beobachten von Insekten, Versammlungsort und natürliche Begrenzung gleichzeitig sein. In einer vielseitigen, natürlichen Umgebung entdecken Kinder ständig etwas Neues. Auch die schon etwas Älteren finden dort immer wieder Herausforderungen. Erst wenn gemeinsam mit den Kindern Ideen gesammelt wurden, kommen weitere wichtige Aspekte wie zum Beispiel Sicherheitsanforderungen, Finanzierung und Genehmigungsverfahren zur Planung hinzu.
Aber selbst, wenn eine Umgestaltung des Außengeländes nicht möglich ist, können in den Innenräumen Naturmaterialien zum Spielen verwendet werden. Auch zu diesem Themenfeld erhalten die Teilnehmer in Kurswoche 2 viele Tipps und Empfehlungen.
Die drei Küchen
Kinderküchen sind inzwischen fast schon zum Standard in Kindertagesstätten geworden. Hier wird das Frühstück oder eine kleine Zwischenmahlzeit vorbereitet, manchmal auch selbst geerntete Kräuter, Obst oder Gemüse verarbeitet.
Kinder-Gartenküchen hingegen gibt es bislang noch selten. Diese Küchen befinden sich typischerweise auf dem Kita-Außengelände. Ausgestattet beispielsweise mit schönen alten Küchenutensilien kochen die Kinder hier ihre typischen Blättersuppen und Sandkuchen.
Kinder-Farbenküchen schließlich bieten Mädchen und Jungen die Möglichkeit, selbstständig Malfarben, Knete und Straßenkreide herzustellen. Ganz wie in einer „echten“ Küche müssen sie sich hier mit den verwendeten Materialien sowie deren Einsatzmöglichkeiten und Grenzen vertraut machen.
Alle drei Küchen regen die Kinder einerseits zum Experimentieren an – wobei sich auch viele spannende und überraschende Ergebnisse zeigen. Anderseits wird auf diese Weise ganz spielerisch die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung gefördert.
Kurswoche 3 – Pflanzen, wachsen und ernten
In der Kurswoche „Pflanzen, wachsen, ernten“ wird den Teilnehmern vermittelt, welche Bedeutung das eigene Aussäen, Anpflanzen und Ernten von Obst und Gemüse für Kinder hat. Was man alles dafür tun muss, damit diese „Lebensmittel“ auch gedeihen und schließlich zu etwas Essbarem heranreifen und welche Selbstverständlichkeit es heute geworden ist, all das ganz einfach im Supermarkt zu kaufen und nicht mehr selbst anbauen zu müssen, ist für viele Mädchen und Jungen eine besondere und lehrreiche Erfahrung. Beim eigenen Gärtnern können sie beobachten, wie aus Samen, die sie selbst in den Boden gesät haben, zuerst Keime und dann eine ganze Pflanze wächst, wie sich später Blüten bilden und schließlich Früchte heranreifen – und wie aus der abgeernteten Pflanze auf dem Komposthaufen wieder neue Erde entsteht. Den Kindern ein Verständnis für diesen Kreislauf zu vermitteln, ist eine wesentliche Aufgabe von NaturkindergärtnerInnen. Welche Pflanzen wachsen überhaupt bei uns, wann ist Obst und Gemüse erntereif und wie sehen zum Beispiel Erdbeer- oder Kartoffelpflanzen eigentlich aus? Auf all diese Fragen finden die Kinder im „Kinder-Garten“ Antworten. Ideal ist es, wenn den Kindern in der Kita dann noch eine eigene „Kinder-Küche“ zur Verfügung steht, in der sie das selbst geerntete Obst und Gemüse zu gesunden und leckeren Gerichten verarbeiten können.
Kurswoche 4 – Umweltprojekte im Kindergarten
Während die Themenbereiche der ersten drei Kurswochen zum Großteil vorgegeben sind, können diese in der vierten Kurswoche von den Teilnehmern im Wesentlichen selbst bestimmt werden. Der Kern dieses Teils der Weiterbildung besteht darin, ein eigenständiges Umweltprojekt zu entwickeln und umzusetzen. Mit Unterstützung der Themenleiter beschreiben die Teilnehmer dieses Projekt in Theorie und Praxis, setzen es in der eigenen Kita um und werten es schließlich aus. Über diesen Weg konnten bereits mehr als 200 Projekte realisiert und dokumentiert werden. Auf www.naturkindergarten.net ist eine chronologische und eine thematisch geordnete Übersicht zu finden.
Am Ende der vier Kurswochen erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat „NaturkindergärtnerIn/FacherzieherIn für Natur & Ökologie“. Auf der Weiterbildung aufbauend bieten wir eine jährlich stattfindende Fortbildung für Absolventen an. Dort können alle ihre bisherigen Erfahrungen austauschen und aktuelle Themen aufgreifen und diskutieren.
Aktuelle Informationen zur Weiterbildung gibt es auf www.naturkindergarten.net.
Beispiele aus der Kita-Praxis finden Sie in den Hausarbeiten der TeilnehmerInnen früherer Kurse unter:
www.naturkindergarten.net/weiterbildung_hausarbeiten.htm
Zwei mal Vier
Die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde verbinden wir mit vier wichtigen Grundsätzen, die Kinder stark machen:
Kinder brauchen Feuer und Wärme.
Kinder brauchen Erde und Wurzeln.
Kinder brauchen Wasser und Bewegung.
Kinder brauchen Luft und Freiheit.
Vieles über die Eigenschaften und Besonderheiten, aber auch Gefahren dieser vier Elemente können NaturkindergärtnerInnen den Kindern mit Hilfe spannender Experimente in der Kita vermitteln.
Die Zukunft unserer Kinder zwischen Umweltkatastrophen
und Ökooptimismus
Umweltbildung hat zuallererst die Aufgabe, zu einer altersgemäßen Entwicklung von Kindern beizutragen. Wir wünschen uns, dass Kinder die Begeisterung erleben, die das Erforschen und selbstwirksame Gestalten beispielsweise eines Gartens auslösen können. Und wir erhoffen uns, dass Kinder die Natur und ihre Umwelt entdecken, dass sie von Naturphänomenen oder von unseren Mitgeschöpfen „berührt“ werden und dass auf diese Weise emotionale Anker entstehen, die ihnen in der Schule und auch im Laufe ihres weiteren Lebens Halt geben können.
Projekte zur „umweltgerechten Kindertageseinrichtung“
Ein bislang in der „Weiterbildung zur NaturkindergärtnerIn“ nur am Rande behandeltes, allerdings sehr wichtiges, Thema ist die „umweltgerechte Kindertageseinrichtung“.
In den meisten Kindertagesstätten werden viel Energie, Wasser und Papier verbraucht. Ein Großteil der Eltern bringt und holt die Kinder mit dem Auto ab.
Es ist sicher nicht ganz einfach, dieses komplexe und „sperrige“ Thema als Projektidee für die Kita aufzugreifen und den Kindern in einfachen Worten zu vermitteln. Oft liegen dem pädagogischen Personal keine Verbrauchsdaten zur Auswertung vor. Außerdem werden moderne Umweltmanagementsysteme in der Kita häufig nicht ganz zu Unrecht als zusätzlicher bürokratischer Aufwand empfunden. Nichtsdestotrotz ist es einigen Kitas gelungen, ein Projekt „umweltgerechte Kindertageseinrichtung“ zu entwickeln, das die Kinder begeistert. Ihre natürliche Neugier war in all diesen Fällen die Ausgangsbasis. Wie viele Wassereimer werden zum Beispiel gebraucht, um die Toilette zu spülen oder die Wassermatschanlage in Gang zu setzen?
Oder Abfallverminderung: oft werden kleine Lebensmittelpackungen vorgezogen, weil es so praktisch ist. Die Umstellung auf Großpackungen ist allerdings oft einfacher als gedacht. Und billiger ist es auch.
Wenn nur noch Mineralwasser angeboten wird kann es helfen, einen speziellen ‚Trinkwasserhahn’ zu installieren und Becher danebenzustellen.
In einem Hort waren kleine Detektive einige Wochen lang unterwegs um den Energieverbrauch zu prüfen. Zur Veranschaulichung verteilten sie sich freuende bzw. traurige Smileys.
Umweltkisten
Ergänzend zur „Weiterbildung zur NaturkindergärtnerIn“ bietet das Umweltbüro Nord e.V. sogenannte „Umweltkisten“ an. Erzieher, die mit ihrer Kita-Gruppe ein bestimmtes Umweltthema erarbeiten möchten, finden darin eine kurze Einführung in das Thema der Kiste sowie vielfältige und liebevoll zusammengestellte Materialien zum Spielen, Entdecken, Beobachten und Basteln – kurzum: zum kindgerechten Lernen. Jedem dieser Materialien liegt eine kleine Anleitung bei, so dass die Erzieher fast unmittelbar mit dem Projekt starten können. Weitere Informationen dazu finden Sie unter
www.naturkindergarten.net und www.umweltschulen.de/umweltkisten.
Die Schmetterlingskiste „Lepidoptera, die Blütenfee“
Schmetterlinge sind faszinierende Gaukler der Lüfte. Den besten und unmittelbarsten Zugang zu Schmetterlingen finden Kinder draußen in der Natur. Die Umweltkiste „Lepidoptera, die Blütenfee“ unterstützt Kinder und Erzieher beim Erforschen und Beobachten von Schmetterlingen.
Die Kinder lernen beispielsweise deren Lebenszyklus und das faszinierende Phänomen der Verwandlung von der Raupe in einen Schmetterling kennen. Sie finden heraus, welche Schmetterlingsarten es gibt und wie sie helfen können, die zarten Tiere zu schützen. Spielerisch erfahren sie, auf welche Art Schmetterlinge ihre Umgebung sehen und wie sie einen Partner finden.
Neben Anregungen zum Entdecken in der freien Natur bietet diese Umweltkiste auch vielseitiges Bastel- und Spielmaterial, so dass die Kita-Gruppe ihr Schmetterlingsprojekt bei schlechtem Wetter auch drinnen fortsetzen kann.
Informationen zu allen Umweltkisten können Sie beim Umweltbüro Nord e.V. per Mail: anfordern.
Dieses Spiel ist Bestandteil der „Schmetterlingskiste“
Das Bewegungs- und Lernspiel „Tagfalter-Hochzeit“
Schmetterlinge erkennen ihre Partner an den Geschlechtshormonen, den sogenannten Pheromonen, die diese in der Paarungszeit ausströmen. Nachtfalter sind aufgrund der Dunkelheit ausschließlich auf diese Form der Erkennung fixiert, Tagfalter hingegen orientieren sich zusätzlich an den Flügelfarben des jeweiligen Partners. Dieses Verhalten soll in dem gruppengeeigneten Spiel „Tagfalter-Hochzeit“ von den Kindern nachgeahmt werden.
Vorbereitung: Die Karten werden nach Schmetterlings- und Farbpunktkarten sortiert. Je nach Gruppengröße müssen Kartenpaare aussortiert werden. Die Kinder sollten möglichst viel Platz zum Laufen haben.
Material: Kartenpaare, Klammern.
Die Druckvorlage für die Kartenpaare (PDF-Dokument) erhalten Sie kostenlos beim Umweltbüro Nord e. V. unter der oben angegebenen Mail-Adresse.
Ablauf: Es werden zwei gleich große Gruppen gebildet. Die eine Gruppe sind die „Schmetterlingsweibchen“, die andere die „Schmetterlingsmännchen“. Den Kindern aus der Gruppe der „Weibchen“ werden die Schmetterlings-Bildkarten mit einer Klammer an den Rücken geheftet. Die Farbpunktkarten werden offen an die Kinder der „Männchen“-Gruppe verteilt. Nun beginnt das Spiel. Alle „Schmetterlinge“ schweben durch den Raum. Die „Männchen“ versuchen mit Hilfe ihrer Farbkarten ihr „Weibchen“ zu finden. Dazu müssen sie genau beobachten, welche Flügelfarben die „Weibchen“ haben. Die Paare, die sich gefunden haben, schwirren so lange gemeinsam durch den Raum, bis es keinen einzelnen Schmetterling mehr gibt. Wenn sich alle Paare gefunden haben, wird überprüft, ob auch die richtigen Paare miteinander tanzen.
Dauer: circa 20 Minuten.
Gemeinsam Tierspuren entdecken
Kinder lieben es, gezielt nach etwas zu suchen und es dann auch zu finden – nutzen Sie diese Eigenschaft und ziehen Sie mit Ihrer Kita-Gruppe gemeinsam durch den Wald auf der Suche nach Tierspuren!
Dort können viele spannende Dinge gefunden, gesammelt und/oder bestaunt werden: ein Schneckenhaus am Wegesrand, Fraßspuren an Blättern, eine Ameisenstraße, ein Spechtloch im Baumstamm, ein Regenwurmhaufen…Selbst auf kleinstem Raum gibt es unglaublich viel zu entdecken. Dafür braucht es nicht unbedingt eine Lupe, sondern nur etwas Aufmerksamkeit. Manchmal können die Erzieher sogar eine Geschichte zu den Spuren erzählen. So kann man beispielsweise an der Art und Weise wie ein Fichtenzapfen abgenagt wurde erkennen, ob die Samen von einem Vogel, einer Maus oder einem Eichhörnchen gefressen wurden. Oder die Pädagogen versuchen, gefundene Federn gemeinsam mit den Kindern dem richtigen Vogel zuzuordnen.
Draußen-Aktion „Stock und Brot“
Kinder können mit Stöcken fast alles machen: ein Bild damit in Sand malen, sich beim Wandern darauf stützten, einen Pfeil daraus schnitzen, den Stock zum Trommelstab umfunktionieren … Die Möglichkeiten sind zahllos.
Sollte es auf Ihrem Kita-Außengelände oder bei einem Ausflug in die Natur ein Gebüsch geben, von dem die Kinder selbstständig gut biegsame, hohle oder dicke Stöcke „ernten“ können, lässt sich mit diesen nach dem Ende des Spiels der Grundstock für eine sogenannte geordnete Benjeshecke legen. Dafür werden die „geernteten“ oder gesammelten Äste zwischen zwei etwa einen halben Meter voneinander entfernten Pfostenreihen abgelegt. Nach und nach bildet sich auf diese Weise eine natürliche Abgrenzung, vielleicht sogar ein Sicht- oder Windschutz. Auch Baum- oder Strauchschnitt kann hier „entsorgt“ werden. Ab einer bestimmten Höhe dient es außerdem zahlreichen Vogelarten, Kleinsäugern und Insekten als Lebensraum.
Gut getrocknete Zweige können auch zur Beheizung eines Lehmofens oder für ein gemütliches Lagerfeuer genutzt werden – am besten mit leckerem Stockbrot!
Manchmal wird gefragt, warum es ‚NaturkindergärtnerIn’ heißt. Wäre nicht ‚NaturerzieherIn’ richtiger? Bewusst haben wir uns für ‚Kindergarten’ entschieden. Es passt besser zu den Inhalten. Ergänzend gibt es den Untertitel „FacherzieherIn für Natur und Ökologie.
Natur & Ökologie
für pädagogisch Mitarbeitende in Kindertageseinrichtungen und
Interessierte
September 2021 bis Juni 2022
Natur ist ein unverzichtbarer Erfahrungs- und Spielraum für Kinder. Da sie meist künstliche Funktions- und Bewegungsräume erleben,
• bleiben sie in Unkenntnis über Wachstum und Ernte von Pflanzen, über die unendlichen Möglichkeiten, mit Naturstoffen zu spielen und zu bauen sowie über den natürlichen, verantwortungs-bewussten Umgang mit Tieren. Die so bedingte Abhängigkeit von künstlichen Lebenswelten hemmt ihre Entwicklung und lässt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sich kaum entfalten.
• bleibt unseren Kindern das Geheimnis der Natur als Quelle des Lebens verschlossen, ihre Sinne verkümmern, die Kreativität verarmt, ihnen bleiben großartige Entdeckungen vorenthalten. Die Lebendigkeit der Natur wird ihnen zum Feind statt zum Lehrmeister.
Mit der Weiterbildung setzen wir dieser für die Lebensqualität negativen Spirale Lebenssinn und Lebenslust entgegen. Wir befähigen die Teilnehmenden auf der Basis eigener Erfahrungen, die Natur mit ihrem Reichtum als eine unerschöpfliche (religions-) pädagogische Quelle zu erkennen und dem Alltag der Kinder im Kindergarten eine am Leben orientierte, gesündere, wertebewusste Prägung zu geben.
In vier Wochenkursen wird diese Thematik umfassend erfahrbar.
6.-10. September 2021 (Mo-Fr) – Kurswoche 1
Ort: Faßhotel auf dem Hessenkopf in Goslar
Themenleiterin: Wiebke Warmbold
Den Kindern eine Zukunft geben
• Die Zukunft unserer Kinder zwischen Umweltkatastrophen und Ökooptimismus
• Kinder brauchen Luft & Freiheit
• Naturerfahrung und Lebensspuren im Wald
• Waldkindergarten
• Techniken zur Verarbeitung von Naturmaterialien
• Befreiungen von Behinderungen (Sicherheit im Naturkindergarten)
• Was lebt und blüht in meinem Garten?
• Das Zertifikat „NaturkindergärtnerIn“ als Chance
• Rhythmen, Bewegung, Tanz – praktizierende Hinführung
15.-19. November 2021 (Mo-Fr) – Kurswoche 2
Ort: CVJM Jugendschiff, Dresden
Themenleiter: Michael Schicketanz
Geheimnisse erleben, entdecken, weitergeben
• Kinder brauchen Wasser und Bewegung
• Naturnahe Außengestaltung – spielend Leben entdecken
• Planung, Gestaltungsideen, Materialien
• Schritte zur Verwirklichung, Sicherheitsaspekte
• Natur mit allen Sinnen im Jahreskreis erleben
• Farben der Natur – Naturfarben zum Spielen & Renovieren – Hinführung
• Workshop und Kreativzeit
• Kinder auf dem Bauernhof – Bauernhofkindergarten
• Steinspiele & Steinwissen
• Klangspiele und Improvisationen – Themen musisch
• Rhythmen in der Natur
21.-25. März 2022 (Mo-Fr) – Kurswoche 3
Ort: Lutherstadt Wittenberg
Themenleiterin: Siegrun Höhne
Pflanzen, Wachsen und Ernten
• Kinder brauchen Erde und Wurzeln
• Lehm im Kindergarten, nicht nur zum Ofenbau
• Vom Korn zum Brot (gestern und heute; Vielfalt der Körner, Flocken, Mehl; Fladen, Brötchen, Brot backen mit Kindern)
• Verschiedene Ernährungsformen und ihre Berechtigung
• Vollwerternährung (Kochen mit Kindern, saisonale Ernährung) als „Kochkurs“ realisiert
• Verwirklichung dieser Ernährung im Kindergartenalltag
• Kräuter für Kinder
• Pflanzen und Ernten in lokaler und globaler Verantwortung
• Spiele, Lieder, Geschichten, Kreatives zum Werden und Vergehen im Jahreskreis
• Der Umweltkindergarten – gesund, baubiologisch, fair
• Spielerische Tanzimprovisation & Tanzgestaltung für Kinder
20.-23. Juni 2022 (Mo-Do) – Kurswoche 4 [bei weniger als 12 TN erst ab 21.06.]Landhaus Lenzener Elbtalaue zwischen Dömitz & Lenzen
Themenleiter/innen: Siegrun Höhne, Wiebke Warmbold, Michael Schicketanz
Umweltprojekte im Kindergarten
• Kinder brauchen Feuer und Wärme
• Natur- und Umweltprojekte im Kindergarten – Hausarbeiten
• Bildung für Nachhaltige Entwicklung
• Die Umweltkisten für Kindereinrichtungen
• Tu Gutes und rede darüber – Öffentlichkeitsarbeit
• Yoga für Kinder
Die Anfertigung einer in die Praxis umgesetzten Hausarbeit ist Voraussetzung für das Zertifikat.
Die Weiterbildung schließt mit dem Zertifikat „NaturkindergärtnerIn / FacherzieherIn für Natur & Ökologie“ ab.
Weitere Informationen auf: www.naturkindergarten.net
Themenwanderung im Naturpark Dübener Heide – ein Beitrag
interkultureller Kommunikation
von Dr. Torsten Reinsch
Im Oktober 2019 führte die Iranische Gemeinde in Deutschland (IGD) in Kooperation mit dem Naturpark/ Verein Dübener Heide (VDH) eine zweitägige BNE-Themenwanderung im Naturpark Dübener Heide mit 30 Teilnehmenden durch (Geflüchtete, Migranten, Mehrheitsgesellschaft). Die Wanderung mit dem Titel: „Wald und Klimawandel in der Dübener Heide: Eine Wanderung durch Erlebnis- und Konflikträume.“ war Teil des von der Iranischen Gemeinde durchgeführten Wertedialogprojektes „Deine Werte – Meine Werte – Unsere Werte“.
http://iranischegemeinde.org/de/wald-und-klimawandel-in-der-duebener-heide-eine-wanderung-durch-erlebnis-und-konfliktraeume-2
Hintergrund
Die IGD will, neben migrantischen Schwerpunktthemen, wie u. a. der Stärkung von Integration und Partizipation, der Schaffung besserer Beteiligungsmöglichkeiten für Migrant*innen und der interkulturellen Öffnung von Politik und Verwaltung, verstärkt auch postmigrantische Themen besetzen und zur Sensibilisierung für Natur- und Umweltthemen in den migrantischen Communities beitragen.
T. Reinsch erprobt als Umweltsoziologe für den VDH im Rahmen von Naturschutzthemen BNE-Bildungsformate zur Thematisierung von Werten, Normen und Konflikten. Zentral sind dabei „Die Sicht der Anderen“ sowie Perspektivenübernahme und Wertereflexionen. Denn „Natur“ ist ein Kulturkonzept und Natur-, Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung sind notwendig widersprüchliche Konzepte: In ihnen geht es um das Abwägen im Dreiklang „Werte, Normen, Güter“, um das kommunikative Austarieren von Vorstellungen über Dauerhaftigkeit und Veränderung, über das, was im wertenden Sinne als Natur verstanden wird.
Sowohl das Erfassen der verschiedenen Sichtweisen, wie der gerechte Ausgleich, bedarf einer ständigen kommunikativen Anstrengung. Dies kann im Rahmen von Naturschutzthemen – auch nutzbringend für andere gesellschaftliche Bereiche – geübt werden. Hierzu zählen auch die interkulturelle Öffnung, die Sensibilisierung für andere kulturelle Orientierungen und Werte. Verschiedene Sichtweisen und Orientierungen bestehen dabei nicht nur zwischen Migrant*innen und der Aufnahmegesellschaft, sondern auch zwischen Stadt und Land, Tourist*innen und Naturschützer*innen, Schäfer*innen und Wolfsfreund*innen, Jäger*innen und Veganer*innen etc.
Auch beeinflussen die durch Wald und Flur geprägte Landschaft und die mit ihr verbundenen Naturvorstellungen das kulturelle Selbstverständnis der Menschen. Sie sind eine wichtige Orientierung für Identitäts- und Heimatvorstellungen. Und anders herum: Diese Vorstellungen prägen die regionalen Wahrnehmungen von „Natur“, wie sie aussehen und bleiben soll. Sie prägen die Auseinandersetzung darüber, wie Menschen zusammenleben möchten. Darüber hinaus sind Klima- und Umweltfolgen selbst ursächlich für das globale Migrationsgeschehen.
Die Themenwanderung stellt daher einen Rahmen dar, in dem unterschiedliche Naturzugänge besprochen und komplexe Problemlagen sowie widersprüchliche Lösungsstrategien gemeinsam erkundet werden können. Sie ist ein Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Heimat- und Identitätsgefühl.
Struktur und Ablauf
Die abwechslungsreiche zweitägige Wanderung hatte eine Länge von 20 km und führte vorbei an Feldern, Wäldern, durch historischen Kohleabbau entstandenen Seen, an eiszeitlichen Formationen, alten Handelswegen, stillgelegten Bahntrassen und dörflichen Strukturen.
Die Themenwanderung war charakterisiert durch
1. den umweltsoziologischen Ansatz,
2. Streckenführung, Thema, Referent*innen,
3. gemeinsames Essen und Trinken.
1. Der umweltsoziologische Ansatz bedeutet, dass die Themen durch Referent*innen besetzt werden, die vor Ort wohnen, ihre unterschiedliche Sicht der Dinge berichten und dazu als Expert*innen in ihrem Lebensumfeld angetroffen werden: Die Wandergruppe verabredet sich entlang der Route mit dem Bürgermeister, Landwirt, Forstexperten etc. in deren Wirk-umfeld.
2. Die Streckenführung muss auch ohne thematischen Fokus als naturräumlich spannende Tour funktionieren. An- und Abfahrt, die physischen Anforderungen, Witterung und Jahreszeit müssen sorgfältig zielgruppengenau geplant werden. Eine touristisch gut funktionierende Tour, die Spaß macht, wird so zum Träger von Inhalt und gelungener Kommunikation. Auf die Streckenführung wird das Thema gelegt: Hier war dies ein Waldgebiet, in dem sich die Themen „Wald und Klima“ aus unterschiedlicher Perspektive mit folgenden Fragen beleuchten ließen: Wie ist die zukünftige Klimaentwicklung? Was bedeutet das für Mensch und Natur vor Ort, für Wald- und Landwirtschaft? Welche historischen Hintergründe sind bedeutsam (z.B. Braunkohletagebau)? Was heißt das für den Klimaschutz, die Klimaanpassung oder die Energienutzung in der Dübener Heide? Gibt es eine einheitliche Sicht, gibt es Konflikte?
Aspekte dieser Fragen wurden von den Referent*innen an insgesamt 13 Stationen thematisiert: Wir trafen u. a. Bürger*innen, Ortschronist*innen, Land- und Forstwirte, Imker*innen, Gärtner*innen, Biberbetreuer, Naturparkleiter, Geographen/Geologen.
3. Essen und Trinken sind wesentlich für gelungene Kommunikation; sie sollten als Erlebnis geplant werden. In unserem Fall waren dies ein Picknick, ein Lagerfeuer am Waldsee, ein regionales Buffet im Waldhaus und in einer Gutsscheune, zusammen mit Bürger*innen und Referent*innen des Tages.
Zusammenfassende Ergebnisse
Durch das Kennenlernen zahlreicher Sichtweisen ergab sich für die Teilnehmer*innen ein vielschichtiges, aber auch widersprüchliches Bild der „Wahrheit“. Es wurde deutlich, dass es auch in Naturschutzfragen und bei Schutzstrategien, selbst unter den Experten etwa in Sachen Waldumbau, Biberschutz oder Naturschutzauflagen in der Landwirtschaft, keine einheitliche Auffassung gibt.
Die verschiedenen Positionen wurden im Rahmen der unterschiedlichen Interessen nachvollziehbar.
Gleichwohl scheint Natur- und Umweltschutz vielfach nur als Abwägung konfligierender Güter möglich.
Welche Ausschnitte der „Natur und Umwelt“ für die Akteure/ Referent*innen wesentlich sind – so wurde deutlich – ist standpunktabhängig und wird durch Grundüberzeugungen, Emotionen, Wert- und Heimatvorstellungen und durch kulturelle Orientierungen mitbestimmt.
Sowohl die verschiedenen Positionen, wie die gut erkennbaren emotionalen und wertebedingten Bindungen der Referent*innen an ihren „Gegenstand“ lieferten den Teilnehmer*innen am abendlichen Lagerfeuer Anknüpfungspunkte für die Diskussion in der Gruppe.
Die Themenwanderung stellte auch eine Gelegenheit dar, die Dübener Heide als freundlichen Ort kennenzulernen, an dem Verständnis und Verständigung gefördert werden konnten.
Ebenso wurde die kooperative Beziehung zwischen VDH und IGD gefestigt.
Unseres Erachtens sind Themenwanderungen in Großschutzgebieten geeignet, um niederschwellige Zugänge zu Reflexion und Diskussion unterschiedlicher Sichtweisen und Wertvorstellungen anzuregen und Toleranz und Verständigung zu fördern.
Dr. Torsten Reinsch, Naturpark/ Verein Dübener Heide
Zuerst erschienen in: ÖkopädNews, Nr. 309, August 2020
https://www.umweltbildung.de/oekopaednews.html
Endnoten
- „Naturnahe Spielräume in Kindertageseinrichtungen Sachsen-Anhalts“, Unfallkasse Sachsen-Anhalt, S.2.