Diskurs

„Tansania – ‚Land der Gegensätze‘ vor und nach der Covid-Pandemie“

Workshop: am 23. Januar 2023 mit Harieth Mmanga Robson im Begegnungszentrum Wittenberg West

Der zweistündige Workshop behandelte zwei aktuelle Herausforderungen der tansanischen Gesellschaft:

1) Die Rolle der Frau in der Tansanischen Gesellschaft (UN-Nachhaltigkeitsziel 5 Geschlechtergerechtigkeit)
2) Globale Herausforderung – nationale Lösungsansätze: Tansanias Weg durch die Covid-Pandemie (UN-Nachhaltigkeitsziel 3 Gesundheit und Wohlergehen)

Mit dem Publikum bearbeitete die Referentin die Herausforderungen und Folgen der Covid-Pandemie (2020-2022) in Tansania und schaute dabei auf bereits gemachte Erfahrungen aus vorangegangen Pandemien wie HIV und Cholera. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf die Vulnerabilität von Frauen und Mädchen während der Pandemie gelegt. Darüber hinaus wurde die Rolle der Frau und die Anstrengungen der tansanischen Gesellschaft zu mehr Geschlechtergerechtigkeit vorgestellt.

Bericht von Harieth Robson:
Das Thema, das auf besonders großes Interesse stieß, war die Gleichstellung der Geschlechter, also das UN-Nachhaltigkeitsziel 5. Bei diesem Thema schien es Ähnlichkeiten zu geben, wie Frauen in Deutschland und Tansania dargestellt werden. Obwohl die Situation in Tansania komplexer zu sein scheint als in Deutschland. Es ging um die Errungenschaften, die Tansania bei der Umsetzung der Gleichstellung der Geschlechter erreicht hat. Eine davon war die Abschaffung der Tabus für Lebensmittel für Frauen. Es gab Regeln, welche Lebensmittel Frauen nicht essen sollten, auch welche Fleischsorten sie nicht verzehren durften, und die Sorte wurde als männliche Sorte bezeichnet. Inzwischen gibt es diese Unterscheidung nicht mehr.

In Tansania gab es früher viele Regeln, welche Lebensmittel Frauen insbesondere im gebärfähigen Alter nicht essen durften. Foto: Harieth Mmanga Robson


Ein weiterer wichtiger Punkt, der für viel Austausch und Diskussion sorgte, waren die Themen Familienplanung und Sexualerziehung. Ich fragte das Publikum, welche Gruppe von Menschen in der Gesellschaft Sexualerziehung braucht und warum? Die meisten von ihnen sagten mir, dass die verheirateten Paare diese Aufklärung brauchen, weil sie Kinder planen, und Paare wissen müssen, wie sie diese bekommen können. Das ist auch die Antwort, die ich von tansanischen Ältesten erhalten habe, also scheint es ähnlich zu sein. Einig waren wir uns auch, dass alle Menschen, die bereits Sex hatten, diese Aufklärung brauchen, um sich über adäquaten Verhütungsmitteln zu informieren. Wir sprachen auch darüber, wie wichtig Aufklärung vor, während und nach der Schwangerschaft ist; und dass sowohl Mann als auch Frau als Paar zusammen hingehen sollten. Viele Jahre lang wollten tansanische Männer nie mit ihren Partnerinnen in die Kinderklinik gehen, weil sie sagten, dass dies die Aufgabe der Mütter sei, aber dies hat sich in Tansania zum Teil geändert.

Während der Pandemie lag auch in Tansania vieles still. Inzwischen wird wieder viel an der Infrastruktur gebaut, hier am Hafen von Daressalam. Foto von Harieth Mmanga Robson


Covid 19 in Tansania war ein Thema, das ebenfalls auf große Resonanz stieß. Ich selber habe während der Pandemie in einem Internat gelebt, so wie die Mehrheit der Schüler:innen der weiterführenden Schulen in Tansania. In den Internaten herrschten starke Beschränkungen: unnötige Bewegungen nach draußen und drinnen waren nicht erlaubt waren. Lehrer:innen, die das Schulgelände verließen, wurden jeden Tag kontrolliert. Unsere Eltern durften uns nicht besuchen. Ferien wurden gestrichen, damit wir Schüler in der Schule blieben. Am Ende wurden alle Schulen geschlossen. In Tansania war natürlich auch die Tourismusbranche stark von den globalen Beschränkungen beeinträchtigt. Lehrer:innen konnten eine Zeit lang ihren Beruf nicht mehr ausüben
Es gab ähnlich wie in Deutschland keine Vorbereitungen für Home-Schooling. Außerdem wurden die meisten Industriezweige, vor allem die verarbeitende Industrie, eingestellt.

Originaltext: Harieth Mmanga Robson Übersetzung: Franziska Ilse-Shams

Schlagwörter: Bildung, Entwicklung, Gesundheit

Franziska Ilse-Shams

Eine-Welt-Regionalpromotor*in für Anhalt-Bitterfeld, Dessau, Wittenberg und Nördlicher Saalekreis
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