Diskurs

Schüler:innen berichten über ihre Erfahrungen in der Pandemie

Wann ging es um DICH? Corona-Politik und Dein Alltag

Vor mehr als zwei Jahren hat die Pandemie den Alltag vieler Menschen stark verändert. Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie reichten von der Maskenpflicht über Kontaktbeschränkungen bis hin zum Lockdown. Besonders groß war der Einschnitt für viele junge Menschen.

In der „JuCo III“-Studie vom Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ werden Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen untersucht. Dort zeigt sich beispielsweise, dass mehr als jede:r fünfte Jugendliche, angesichts der Belastungen Unterstützungsangebote brauche, diese aber nicht zur Verfügung habe [1]. Doch obwohl es diese und weitere wichtige Studien über die Auswirkungen und die konkreten Situationen junger Menschen während der Pandemie gibt, kommen sie so gut wie nie selbst zu Wort oder anschließend gar mit Politiker:innen dazu ins direkte Gespräch.

Das Projekt soll genau dies im Interesse junger Menschen tun: Sie hör- und sichtbar machen sowie eine Gelegenheit zur Verständigung mit Politiker:innen schaffen. Wir möchten von jungen Menschen wissen – Wann ging es um DICH?

Die Pandemie kann psychische Folgen haben

„Es hat bei mir meine Krankheiten verstärkt und mir eine soziale Phobie geschenkt […], weshalb ich in eine Klinik gekommen bin und dann von zu Hause ausgezogen.“ Im Alltag von Maddejwof* haben die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen vieles verändert. Die 14-Jährige leidet gesundheitlich unter den Folgen ihrer Corona-Infektion und sei seit der Pandemie sozial stärker isoliert.

Schulische Probleme in Zeiten der Pandemie

Besonders in der Schule fühlte sich Maddejwof im Stich gelassen. Der Inhalt, der verpasst wurde, könne kaum aufgeholt werden. Dennoch werde nicht vom Lehrplan abgewichen, was bei vielen Schüler:innen mentalen Stress verursache. Sie sorge sich deshalb vor allem darum, ob sie ihr Abitur schaffe und welchen Lebensweg sie einschlagen solle.

Auch Jane* berichtet über Probleme in der Schule, die durch die Pandemie entstanden sind. Aufgaben mussten alleine von zu Hause aus erledigt werden und deren Umfang überforderte sie. Von der Schule habe sie keine Hilfe erhalten und wurde als Mensch mit ihren persönlichen Gefühlen und Problemen kaum wahrgenommen. Die 13-Jährige muss nun die Schule wechseln, da der Leistungsdruck zu hoch war und sie diesem nicht mehr gerecht werden konnte. Von Politiker:innen wünsche sich Jane andere Lösungen als einen Lockdown und eine große Veränderung im Schulsystem. Anstelle des bloßen Verteilens von Aufgaben fordert sie Lernen in kleineren Gruppen, kostenlose Nachhilfe und bessere Förderung.

Wir fühlen uns nicht ernstgenommen

Beide fühlen sich in der Pandemie kaum bis gar nicht gehört. Maddejwof wünscht sich, dass ihre Generation ernster genommen werde. Junge Menschen leiden stark unter der Pandemie und müssten bei ihrer Schulbildung zurückstecken. An Erwachsene appelliert sie: „Passt auf die Kinder (und auch Erwachsenen) in eurem Umfeld auf. Vor allem die Kinder leiden sehr unter dieser Pandemie, vor allem psychisch. Seid für sie da, sorgt dafür, dass sie sich in eurer Nähe wohlfühlen. Die Pandemie ist für jeden schwer, aber lasst eure negativen Emotionen nicht an anderen raus.“

Die andere Seite – Positive Folgen der Pandemie

Nicht für alle hat die Pandemie derart harte Einschnitte im Alltag hinterlassen. Der 13-Jähirge Schüler Anon* berichtet über seine Erfahrungen in der Pandemie weniger negativ. Veränderungen in seinem Alltag beschränken sich auf Maßmahnen wie das Tragen der Maske. Zudem habe die Pandemie für ihn auch positive Folgen gehabt. So habe er sich beispielsweise im Umgang mit dem Computer verbessern können. Zurzeit beschäftigen ihn vielmehr Themen wie der Klimawandel, Rechtsextremismus, Antisemitismus oder der Krieg Russlands gegen die Ukraine.

Die Pandemie verstärkt bestehende Probleme

Die Erfahrungen der drei Schüler:innen zeigen: Nicht für jede oder jeden war und ist die Pandemie gleichermaßen belastend. Die Folgen der Corona-Politik unterscheiden sich je nach individueller Lebenssituation. Deutlich wird dennoch, dass die Einschränkungen besonders die hart getroffen haben, die bereits vorher schulische, soziale oder psychische Probleme hatten.

Die Erfahrungen stammen von jungen Menschen, die im Rahmen des Aufrufs „Wann ging es um DICH? Corona-Politik und dein Alltag“ an einer Online-Umfrage teilgenommen haben.


[1] vgl. Reinke, Sara: JuCo III“-Studie: Mehr Sorgen, dennoch gestalten junge Menschen ihre Jugend in der Pandemie. In: Stiftung Universität Hildesheim, 2022, https://www.uni-hildesheim.de/neuigkeiten/erste-ergebnisse-der-bundesweiten-studie-juco-iii-veroeffentlicht/ (aufgerufen am 09.08.2022).

* Die zitierten Schülerinnen haben an der anonymen Umfrage teilgenommen. Es werden daher Pseudonyme verwendet.

Schlagwörter: Jugend, Politik

[…] Die Pandemie ist für jeden schwer, aber lasst eure negativen Emotionen nicht an anderen raus.

– Maddejwof, 14 Jahre

 

 

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